Feldkirchen:Mehr Platz für die Integration

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Feldkirchens Gemeinderat genehmigt den Ausbau der Schulräume für fünf zusätzliche Berufsintegrationsklassen mit weiteren 100 jungen Flüchtlingen

Von Christina Jackson, Feldkirchen

Der Lehrbetrieb an der Dornacher Straße 3 läuft bereits seit Mitte Dezember. Derzeit erhalten dort etwa 100 Flüchtlinge in sogenannten Berufsintegrationsklassen Deutsch- und Mathematikunterricht, um ihnen den Einstieg in einen Beruf zu erleichtern. Ein Angebot, das gefragt ist: Schon jetzt gehen die Planer von einem Schulungsbedarf für weitere 100 Flüchtlinge aus. Deshalb genehmigte der Feldkirchner Gemeinderat den Ausbau des Erdgeschosses für zusätzlich fünf Integrationsklassen. Sie sollen vom kommenden Schulhalbjahr an zur Verfügung stehen.

Als Vize-Schulleiter berichtete Jörg Schnadel von der ausgeprägten Motivation der jungen Flüchtlinge: "Das habe ich in zehn Jahren Arbeit mit deutschen Schülern so noch nicht erlebt. Wir leisten hier eine ausgesprochen wichtige und sinnvolle Maßnahme zur Integration." Ein Argument, das die Mehrheit im Gemeinderat überzeugte. Simone Krois von den Grünen sprach von einer "Chance zur Unterstützung der Flüchtlinge und des Landratsamts bei der Integration". Sie wies aber auch auf die Ängste der Anwohner im Ort hin, die man den Menschen nehmen müsse. Tatsächlich hatten einige Nachbarn an der Dornacher Straße Bedenken angemeldet. Sie befürchten, dass sich die jungen Schüler nach dem Unterricht auf dem Gelände aufhalten und in großen Gruppen zusammentreffen. Sorgen, denen Schnadel mit dem Hinweis begegnete, dass die Flüchtlinge unmittelbar nach dem Schultag in ihren Unterkünften erwartet werden. Sie nehmen dort das Mittagessen ein.

Trotzdem wollte es Michael Burger (SPD) ganz genau wissen: "Haben Sie ein Konzept, wie Sie die Schüler nach dem Unterricht beaufsichtigen?" Landratsmitarbeiterin Martina Neubauer wies darauf hin, dass es sich um junge Erwachsene handle, denen man nicht vorschreiben könne, wie sie ihre Nachmittage verbringen. Allerdings seien die regelmäßigen Mahlzeiten in den Unterkünften ein wichtiger Termin, den die wenigsten Flüchtlinge ausfallen lassen. "Bislang hatten wir in dieser Hinsicht noch keine Probleme."

Für Verena Claudi-Weißig (SPD) ist die Bildungsmaßnahme selbst der beste Schutz vor misslungener Integration. "Ich unterstütze die Erweiterung der Schule ausdrücklich. Ohne den Bildungszugang wird den Menschen langweilig. Sie sollen von der Straße weg und in die Integration."

Mit Skepsis blickte Herbert Vanvolsem (CSU) auf die Erweiterungspläne. Ihm geht die Expansion der Schule zu schnell. "Wenn wir jetzt fünf weiteren Klassen zustimmen, kommt bald die nächste Erweiterung." Er sorgte sich auch um die Auswirkungen auf die Infrastruktur des Ortes. "Ich habe kein Gefühl, wie sich das auf den Verkehr im Ort auswirkt."

Dazu betonte Schnadel, dass die Schüler mit Bus und Bahn nach Feldkirchen kommen, was keine Probleme für die Infrastruktur darstelle. Franz Golibrzuch von der Unabhängigen Wählervereinigung warnte ebenfalls vor einer vorschnellen Entscheidung. "Wir können nach einer Woche Schulbetrieb nicht nachvollziehen, welche Konsequenzen sich im Alltag ergeben. Wir brauchen mehr Zeit." Eine Warnung, die keine Auswirkung auf die Abstimmung hatte. Mit 14 zu 4 Stimmen sprachen sich die Lokalpolitiker für eine Erweiterung des Schulbetriebs aus. Im Frühjahr will die Schulleitung einen Einblick in den Unterrichtsalltag bieten und interessierte Bürger sowie Politiker einladen.

© SZ vom 17.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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