Feldkirchen:Halbseitige Entscheidung

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Der Gemeinderat Feldkirchen stimmt einer Rampe im Norden des Bahnhofs zu, im Süden ist der Freistaat zuständig

Von Franziska Dürmeier, Feldkirchen

Der Bahnhof Feldkirchen wird barrierefrei. Bereits im April hatte sich die Verwaltung entschieden, wie das idealerweise aussehen soll: Nördlich und südlich des Bahnhofs sollten Aufzüge gebaut werden. Doch nun hat ein neuer Planungsstand und eine Empfehlung der Bahn die Entscheidung ins Wanken gebracht. Der Gemeinderat hat sich nun doch für eine Rampenanlage entschieden; eigentlich die schon immer favorisierte Lösung, denn durch Rampen sah man eine bessere Verbindung des nördlichen Entwicklungsgebiets mit dem Ortszentrum.

Für den Durchstich auf der Nordseite und die dortige barrierefreie Lösung wird die Gemeinde aufkommen. In der aktuellen Vorplanung lägen die Kosten für die bevorzugte Rampenvariante bei 3,3 Millionen Euro, das sind lediglich 30 000 Euro mehr als für den Aufzug, was 3,27 Millionen Euro kosten würde. Eine neue Planungsvariante für die Südseite sieht für eine Rampe nun nur noch 50 000 Euro Mehrkosten gegenüber einer Aufzuganlage vor. In der früheren Variante betrugen die Mehrkosten im Süden noch 334 000 Euro. Der Beschluss für eine Rampe auf der Südseite ist allerdings lediglich eine Art Empfehlung, denn über diese Seite entscheidet letztlich der Freistaat, der auch die Kosten für den barrierefreien Ausbau des Bestandsbahnhofs tragen wird. Dennoch ist fraglich, ob sich der Freistaat für die Rampe entscheiden wird, denn er übernimmt nur die kostengünstigste Lösung. Würde dennoch eine Rampe kommen, wäre ungewiss, wer für die Mehrkosten aufkäme.

Heiko Hamann, Leiter des Bahnhofsmanagements der Deutschen Bahn, hatte während der jüngsten Gemeinderatssitzung eine klare Empfehlung für Rampen ausgesprochen. Rampen stünden immer zur Verfügung, wohingegen es bei Aufzügen oft zu Vandalismus, Verunreinigungen, technischen Störungen und Ausfällen komme. "Wenn Sie für Ihre Bürger etwas Gutes tun wollen, sind Sie bestens beraten, eine Rampe zu bauen", sagte Hamann. Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) betonte zudem, dass die Wartungs- und Unterhaltskosten für Aufzuganlagen sehr hoch seien, auch wenn ein Aufzug in der Herstellung marginal günstiger sei. Die Verwaltung schätzte die Mehrkosten gerechnet auf die nominelle Lebensdauer eines Aufzugs von 25 Jahren auf etwa knapp eine halbe Million Euro.

Doch insbesondere die CSU wehrte sich gegen eine schnelle Entscheidung. Herbert Vanvolsem riet dazu, erst zu schauen, was die Bahn auf der Südseite bauen möchte. Zudem wisse man noch gar nicht, wie die Nordseite genau aussehen solle, ob dort ein Busbahnhof oder Parkplatz entstehen solle. "Mit einer Rampe haben wir uns vielleicht eine Möglichkeit verbaut." Parteikollege Reinhard Mulzer betonte zudem, dass er sich beim ersten Beschluss auch wegen der aufwendigen Verkehrssicherungspflicht im Winter gegen eine Rampe entschieden habe. Doch van der Weck und die Planer warnten davor, Zeit zu verlieren. Immerhin solle die Planung bereits 2018 umgesetzt werden. "Wenn wir jetzt die Chance verschlafen, kriegen wir es nie hin", so van der Weck. "Ich wünsche nichts Dringlicheres für die Feldkirchner Bürger, als dass dieser Bahnhof fertig wird."

Die derzeit bevorzugte Variante für die Nordseite sieht eine abgewinkelte Rampe vor, die von einer Böschung gesäumt ist. Sie soll in zwei Abschnitten zu je sechs Metern Länge verlaufen. Wird der aktuelle Vorschlag der Bahn für die Südseite umgesetzt, müssen die Fahrradständer versetzt und eine Schwarzkiefer gefällt werden. Allerdings wäre auch bei einer Aufzugslösung im Süden unklar, ob der Baum erhalten bleiben kann, da das Wurzelwerk sehr weit greift. Die Naturschutzbehörde hat keine Bedenken, denn bei der Schwarzkiefer handelt es sich nicht um einen einheimischen Baum.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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