Feldkirchen:Anwohner fühlen sich ausspioniert

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Weil ein Vermessungsbüro mit Drohnen anrückt, laufen die Nachbarn Sturm

Von Christina Jackson, Feldkirchen

Drohnen und pinkfarbene Vermessungspunkte auf der Straße haben den Ärger der Anlieger über ein Bauprojekt in Feldkirchen verstärkt. Die Bewohner der Sudeten- und Philipp-Holly-Straße sowie des Riemer Gangsteigs kamen jüngst in die Sitzung des Gemeinderats, um gegen drei Reihenhäuser zu protestieren, die auf einem Grundstück in ihrer Nachbarschaft entstehen werden.

Im Zuge des Vorhabens hatte der Bauherr ein Vermessungsbüro damit beauftragt, die exakten Höhen- und Längenangaben zu erfassen. Dies geschah mit Hilfe von Drohnen. Für die Anwohner ein Grund zum Protest. "Es waren auch Fahrzeuge mit Kameras unterwegs, die Fotos von den Häuserfassaden gemacht haben. Wir verständigten deshalb sofort die Polizei." Den Auftraggeber der Vermessungen zeigten sie an. Es handle sich um eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte der Bürger in dem betroffenen Wohngebiet. Sie verlangten außerdem, dass der Verursacher der Straßenmarkierungen sofort tätig werde, um eine Reinigungsfirma zu beauftragen.

Der Bauherr selbst war ebenfalls in die Gemeinderatssitzung gekommen und antwortete direkt auf die Beschwerden der anwesenden Bürger. Er versicherte, kein Bildmaterial zu besitzen und lediglich Vermessungen angefordert zu haben, die eine Auskunft zu den "tatsächlichen Höhenverhältnissen" in der Siedlung geben. Das beauftragte Büro habe das Recht, diese Informationen einzuholen, der Vorgang sei bei der Gemeinde angemeldet gewesen. Ein Hinweis, den Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) bestätigte. Die Straßenmarkierungen, so der Bauherr, werde man entfernen.

Die Anwohner hatten im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung einen Beschwerdekatalog an die Verwaltung geschickt, der zahlreiche weitere Punkte beinhaltete. Dazu gehörte auch der Hinweis auf die Verlegung der Baulinie, die nach Ansicht der Anwohner "zu einer erheblichen Veränderung des Charakters des Viertels" führe. Das Vorhaben "legt ein Maß fest, das für das gesamte Baugebiet nicht geprüft ist", heißt es im Schreiben der Bürger. Das gesamte Bauvorhaben füge sich nicht in die umliegende Bebauung ein.

Die Verwaltung wies darauf hin, dass die Errichtung der Reihenhäuser keine erhebliche Änderung des Viertels bewirke. Man beziehe sich mit der Entscheidung nicht auf den Baulinienplan in Gänze, sondern nur auf ein klar umrissenes Gebiet in der Baulinie. Im Übrigen unterscheide sich das Bauvorhaben nicht von vergleichbaren Häusern, die in dem Viertel bereits entstanden sind.

Michael Schön von der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV) unterstrich die Tatsache, dass im Münchner Umland Wohnraum dringend benötigt wird. "Dass hier drei Häuser statt nur eines gebaut werden, muss man angesichts des steigenden Bedarfs in Kauf nehmen." Dies sei auch im Hinblick auf die nachfolgenden Generationen wichtig, die die Wahl haben sollten, ob sie ihre Kinder am Heimatort aufziehen wollen.

Ein weiterer Punkt, der für Skepsis unter den Gemeinderäten sorgte, war der Hinweis der Anwohner auf eine Veränderungssperre, die angeblich für das besagte Gebiet vorliege. Eine Aussage, den die Verwaltung vehement zurückwies. "Eine Veränderungssperre für das Gebiet gibt es nicht", betonte Geschäftsleiter Heinz-Josef Reiser. SPD-Gemeinderat Michael Burger reichte diese Aussage nicht aus, um alle Bedenken auszuräumen. "Ich kann diese Kritik nicht zurückweisen, wenn ich nicht hundertprozentig weiß, ob die Anwohner Recht haben." Eine Sorge, die Bürgermeister van der Weck dem SPD-Politiker nehmen konnte. "Sollte tatsächlich eine Veränderungssperre vorliegen, wäre unser Beschluss nichtig." Damit überzeugte er auch die Mehrheit im Gemeinderat, die sich für die Änderung des Bebauungsplans aussprach.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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