Feierabend im Theater:Von Saupreißn und Saupreisen

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Kracherte, aber auch nachdenkliche Töne: Vogelmayer. (Foto: Gabriel)

Der Musikkabarettist Vogelmayer unterhält im Kleinen Theater Haar mit Anekdoten und Liedern in der Tradition bayerischer Volkssänger

Von Udo Watter, Haar

Es gibt im Ort zwar den Jagdfeldsee, trotzdem wäre es verwegen, Haar als Venedig des Münchner Ostens zu bezeichnen. Auch mit Paris hat die Gemeinde wenig am Hut, die Wasserburger Straße ist keine Champs Elysee, aber mit New York ist man, was die kulturelle Bedeutung angeht, offenbar auf Augenhöhe - zumindest, wenn man dem "Vogelmayer" glaubt. "In Künstlerkreisen heißt es", so erzählt der Musikkabarettist bei seinem Auftritt im Kleinen Theater, "wenn du es in Haar g'schafft hast, dann schaffst' es überall." Wer denkt da nicht an Sinatras Zeilen "If I can make it there, I'll make it anywhere" aus "New York, New York". Zu diesem Zeitpunkt durchströmte Vogelmayer profunde Zufriedenheit, weil das Publikum im gut besuchten Theatergarten seine Aufforderungen zum Mitsingen positiv und textsicher ("Uh - Ah") beantwortet hatte.

Vogelmayer, mit bürgerlichem Namen Thomas Mayer, präsentierte sein Programm "Dahoam" in der Reihe "Feierabend im Theater". Diese lebt ja generell von der Kombination aus Grillkunst und Live-Musik, bei schönem Wetter verwandelt sich der Theater- in einen Biergarten, ansonsten treten die Kleinkünstler - meist Liedermacher oder kleine Musikensembles - im Café des Jugendstilgebäudes bei freiem Eintritt auf.

Der musikalische Part fiel diesmal etwas geringer aus. Vogelmayer greift eher selten zur Gitarre, sondern neigt zu langen Zwischenansagen und interagiert auch gerne mit dem Publikum. Scheu vor Kalauern zeigt er dabei nicht, und um das Niveau der Besucher zu testen, wie er sagt, unterschreitet er mit seinen Witzen auch zielstrebig eine gewisse Grenze. Durchaus in der Tradition bayerischer Volkssänger erzählt er in seinem recht gscherten Timbre Anekdoten und gibt seine Sicht der Dinge zum Besten. Als gebürtiger Straubinger frotzelt er gerne über Oberpfälzer und Bayerwaldler, aber auch über Münchner, die "a Wasserschorle bestellen", und natürlich die Preißn oder Ossis.

Nun, besonders feingeistig ist das nicht, eher krachert und Bierzelt-kompatibel, wie es einem Programm mit dem Titel "Dahoam" wohl auch angemessen erscheint. Wenn er erzählt, wie der "Giggerl-Sepp" das erste Mal die niederbayerische Heimat verlässt und in Berlin auf einer "Zuchtsauschau" mit seinem Schwein gewinnt, endet das mit Sepps Resümee: "Das ist der erste Saupreis, den i mog." Es gibt aber auch hübsche Beschimpfungen wie den Satz, dass eine gedrungene Oberpfälzer Bedienung daherkam, deren "Schatten schon einen halben Zentner wog", oder die Definition des Bayern als "gescheiterter Versuch, den Österreicher zum Deutschen zu machen." Nachdenkliche Töne wie beim Lied vom "Loslassen können" demonstrierte der selbst ernannte "Poesie-Pirat" mitunter auch.

Der "Feierabend im Theater" ist eine Erfolgsgeschichte, er bietet Künstlern, die nicht die großen Hallen füllen, jeden Mittwoch ein Forum - und die Haarer kommen regelmäßig, wie Theaterleiter Matthias Riedel erzählt. Von Mitte August bis September öffnet das Theater nun auch am Sonntagvormittag seine Tore. Der Anfang wird an diesem Sonntag, 12. August, gemacht: Zum Weißwurst-Frühschoppen, der um 11 Uhr beginnt, steuern "Tricia Leonard und die Legends of Jazz" die Musik bei. Sängerin Tricia Leonard bringt ein Programm aus dem American Song Book, Balladen und Jazzstandards auf die Bühne. Dabei wird sie begleitet von einem Quartett aus arrivierten Musikern.

© SZ vom 10.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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