Ernst-Mach-Gymnasium:Sendungsbewusste Schüler

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Junge Radiomacher: Filippa, Angelina und Sophie (vorne von links) mit Lehrerin Sina Zerta. (Foto: Claus Schunk)

Haarer Sechst- und Siebtklässler gestalten regelmäßig ihr eigenes Radioprogramm mit Musik und Wortbeiträgen. Dabei lernen sie viel über Journalismus und Medien

Von Anna-Maria Salmen, Haar

Das Radio muss sich in der heutigen Zeit starker Konkurrenz stellen: Viele Jugendliche surfen in ihrer Freizeit lieber im Internet oder kommunizieren über soziale Medien. Wie interessant allerdings auch eine Radiosendung sein kann, das dürfen die Schüler am Ernst-Mach-Gymnasium in Haar hautnah erleben. In einem Wahlkurs gestalten 15 Schüler aus der sechsten und siebten Klasse das "Mach Radio On Air". Ihre Beiträge und die selbst zusammengestellte Musik präsentieren sie alle zwei Wochen ihren Mitschülern in der Pause.

Die Ideen für ihre Themen erarbeiten sich die jungen Redakteure komplett selbständig. "Wir überlegen uns, was die Schüler interessieren könnte und führen dann Interviews oder machen Umfragen", erzählt Laura. Viele Beiträge beschäftigen sich mit schulinternen Themen, etwa mit der Schulbücherei, der Mensa oder der Chorklasse. Darüber hinaus ist ein Bericht über Prüfungsangst geplant, auch die aktuellen Demonstrationen von Schülern unter dem Motto "Fridays for Future" werden thematisiert. "Da sind richtig gute Sachen dabei", sagt Lehrerin Sina Zerta, die den Wahlkurs in diesem Schuljahr zum ersten Mal betreut.

Was ihre bislang spannendste Erfahrung betrifft, sind sich die Nachwuchsjournalisten weitgehend einig: Für einen Beitrag durften sie ein Interview mit dem bayerischen Kultusminister Michael Piazolo führen. "Wir haben ihn eigentlich nur aus Spaß angeschrieben", erinnert sich Sophie. Mit einer Antwort hätten sie nie gerechnet, fügt Angelina hinzu: "Das war wirklich eine große Überraschung." Vor dem Interview seien sie zwar etwas aufgeregt gewesen, gibt Sophie zu, "aber dann hat es Spaß gemacht."

Ob sich die Schüler vorstellen können, auch später einmal beim Rundfunk zu arbeiten? Auf jeden Fall, so lautet die fast einstimmige Antwort. Laura hat sich eine Tätigkeit beim Radio fest vorgenommen. Ihre Mitschülerin Sarah meint: "Ich habe zwar einen anderen Berufswunsch, aber ich würde es trotzdem schön finden." Denn allen macht die Arbeit für das Schulradio großen Spaß.

"Der Funke ist total auf die Schüler übergesprungen", sagt auch Lehrerin Zerta. Sie selbst war lange Zeit beim Radio tätig, nach zehn Jahren Abstinenz sei sie auf die Idee gekommen, einen entsprechenden Kurs anzubieten. Alle zwei Wochen finden die regelmäßigen Treffen der kleinen Redaktion statt. Mit Hilfe von Radiocoach Stephanie Schmid sollten die Schüler zunächst die verschiedenen Beitragsformen kennenlernen. "Wir wollen wirklich auch journalistisch arbeiten", sagt Zerta. Dabei lernen die Schüler, wie aufwendig die Vorbereitungen für einen Beitrag sein können: Sie müssen Themen entwickeln, Gesprächspartner finden, Termine für ein Interview verabreden und schließlich die Tonaufnahmen schneiden. Das Schulradio erfülle also auch eine medienpädagogische Funktion, sagt die Lehrerin. "Viele wussten vorher gar nicht, was auf sie zu kommt. Manche dachten, wir würden einfach nur Musik spielen, aber jetzt merken sie, dass viel mehr hinter einer Radiosendung steckt." Da die Schüler noch ganz am Anfang ihrer Laufbahn stehen, werden sie von den Lehrern eng begleitet. "Das ist zwar teilweise anstrengend, aber es macht auch richtig Spaß", sagt Zerta.

Gerade die technischen Aspekte, wie der Schnitt der Beiträge, bereiten den Schülern noch Probleme, wie Angelina sagt. Derzeit arbeitet die Redaktion mit Equipment aus einer Schulradio-Box, die das Gymnasium von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien bekommen hat und in der beispielsweise Mikrofone enthalten sind. "Wenn es gut läuft, werden wir auch einen Etat für eine bessere Ausstattung beantragen", kündigt die Lehrerin an. Dass "Mach Radio On Air" auch in Zukunft auf Sendung gehen wird, scheint bereits jetzt gesichert zu sein. Viele der jungen Redakteure haben sich nach Aussage von Sina Zerta bereits für das nächste Jahr eingeschrieben.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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