Erklärungsnot im Klinik-Skandal:Monatzeder und das Interview

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Was hat der Dritte Bürgermeister Hep Monatzeder in der Klinikaffäre tatsächlich gesagt? Im Stadtrat präsentiert er eine ganz eigene Sicht der Dinge.

Dominik Hutter und Silke Lode

Es ist eine der entscheidenden Frage in der Klinik-Affäre: Gab es 2004, als der städtische Krankenhaus-Konzern gegründet wurde, tatsächlich keinen Mediziner, der sich für einen Posten in der Klinikgeschäftsführung beworben hat? Genau dies hat Hep Monatzeder, Dritter Bürgermeister und Vorsitzender des Klinik-Aufsichtsrats, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung behauptet.

Grünen-Politiker Hep Monatzeder machte widersprüchliche Aussagen zur Klinikaffäre - die CSU fordert den Rücktritt des Dritten Bürgermeisters. (Foto: dpa)

Wenig später meldeten sich jedoch mehrere Mediziner, die sich um einen der vier Posten bemüht hatten. Einer dieser Ärzte erklärte sogar, er habe sich in einer Sitzung vorgestellt, die Monatzeder geleitet habe. Die CSU warf dem Grünen-Politiker deshalb vor, er habe die Unwahrheit gesagt, und forderte ihn umgehend zum Rücktritt auf.

Zwei Wochen später erweckte Monatzeder nun im Münchner Stadtrat den Eindruck, als sei es anders gewesen. In der ersten öffentlichen Aussprache über den Klinikskandal behauptete der Grünen-Politiker, seinen Irrtum bereits am 13. Juli eingestanden zu haben - noch vor der Veröffentlichung des Interviews. Er habe am Abend in einem Telefonat mit der SZ erklärt, dass sich offenbar doch Ärzte beworben hätten. Diesen Irrtum werde er bei der nächsten Gelegenheit richtigstellen.

"Warum das Interview so am nächsten Tag in der Zeitung erschienen ist, möge jeder selbst bewerten", sagte Monatzeder im Stadtrat. Er legte damit nahe, dass die SZ eine Information bewusst ignoriert hat.

Tatsächlich hatte Monatzeder in dem Interview, das am Vormittag des 13. Juli in seinem Büro geführt wurde, aber zweimal bestritten, dass sich ein Mediziner als Geschäftsführer beworben habe. "Das Problem war, dass sich auf die Ausschreibung für die Geschäftsführer kein Mediziner beworben hat", erklärte Monatzeder in seiner ersten Antwort. Und auf Nachfrage fügte er hinzu, dass sich viele Kandidaten beworben hätten, "allerdings keine Mediziner".

Das Interview wurde auf Band aufgezeichnet, bearbeitet und vor Drucklegung Monatzeder noch einmal vorgelegt: Dieser autorisierte am Nachmittag die umstrittenen Passagen.

Am frühen Abend, nach Fertigstellung der ersten SZ-Ausgaben, berichtete jedoch der Mediziner Christoph Emminger der SZ, dass er sich 2004 um einen Posten als Geschäftsführer beworben habe. Die SZ rief daraufhin Monatzeder erneut an und konfrontierte ihn damit, dass sich sehr wohl ein Mediziner beworben habe, der aber offenbar abgewimmelt worden sei. Der Mediziner werde dies, falls notwendig, auch an Eides statt versichern.

Monatzeders Antwort hierzu wurde in das Interview eingearbeitet und war am 14. Juli in allen Münchner Ausgaben der SZ zu lesen: "Das ist mir nicht bekannt, ich habe nur die Auskunft, kein Mediziner habe sich beworben." In dem Telefonat berichtete Monatzeder außerdem, dass er gerade bei Mitarbeiterversammlungen in den Kliniken in Bogenhausen und Neuperlach gewesen sei. Auch in Neuperlach habe ihn eine Ärztin mit der Behauptung überrascht, sich für einen der Führungsposten beworben zu haben.

Er habe dort erklärt, er werde das prüfen lassen - diese Aussage wiederholte er auch gegenüber der SZ. Monatzeder räumte jedoch nicht ein, dass er sich getäuscht hat. Er gestand seinen Fehler erst am Abend des 14. Juli bei einer Pressekonferenz ein.

© SZ vom 30.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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