Entscheidung vertagt:Vorbehalte gegen Sicherheitswacht

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Polizeichef kann Garchinger Stadträte nicht überzeugen

Von Gudrun Passarge, Garching

Ob Garching eine Sicherheitswacht bekommt, ist fraglich. Michael Graf, Chef der Polizeiinspektion Oberschleißheim, hatte zwar extra ein engagiertes Ehepaar aus München mitgebracht, um Bedenken hinsichtlich des Personals zu zerstreuen, aber aus dem Stadtrat kam Gegenwind. "Das klingt alles sehr honorig. Aber ich wüsste ehrlich gesagt nicht, warum wir in Garching eine Sicherheitswacht haben sollten. Wir haben eine Zivilgesellschaft, die gut funktioniert", sagte etwa Ulrike Haerendel (SPD). Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD), der eine Sicherheitswacht befürwortet, setzte die Entscheidung darüber aus.

Nach der knappen Niederlage in Unterschleißheim hatte sich Polizeichef Graf sehr gut auf die Diskussion vorbereitet. Trotz rückgängiger Deliktzahlen bestehe ein Unsicherheitsgefühl bei vielen Bürgern, betonte er. "Es gibt hier einen Unterschied zwischen subjektivem und objektivem Sicherheitsgefühl." Eine Sicherheitswacht sehe er als Möglichkeit, den Bürgern Ansprechpartner im Ort zu bieten.

Befürchtungen, wie sie etwa SPD-Fraktionschef Joachim Krause äußerte, dass die meisten Leute, die sich bewerben, eher ungeeignet wären, begegnete er mit der Vorstellung des Ehepaares Andrea und Manfred Burkhardt. Die gelernte Intensiv-Schwester, die jetzt als Chefsekretärin arbeitet, und der Betriebswirtschaftler erklärten ihre Motivation mit sozialem Engagement und damit, dass sie ihr Viertel - Neuhausen - so ruhig und schön behalten wollen, wie es sei. Graf betonte, die Sicherheitswacht sei besser ausgebildet und ausgesucht als private Sicherheitsleute.

Gruchmann führte ins Feld, dass die Garchinger seit circa zehn Jahren sowieso eine private Sicherheitsfirma beschäftigen. Sie kontrolliert öffentliche Gebäude und Schulen und im Sommer verstärkt auch am Garchinger See. Nach seiner Ansicht würde eine Sicherheitswacht der Polizei die Stadt finanziell entlasten, weil man die private Firma dann einsparen könne.

Völlig ablehnend zeigte sich der Fraktionschef der Bürger für Garching, Josef Euringer. "Sie haben heute kein Argument gebracht, was mich von meiner Meinung abbringt", sagte er in Richtung Polizeichef. Sicherheit sei eine Polizeiaufgabe. Die Grünen argumentierten mit der ablehnenden Haltung der beiden Polizeigewerkschaften gegen die Sicherheitswacht. Und CSU-Fraktionschef Jürgen Ascherl sprach von "zwei Herzen in meiner Brust". Ascherl ist stellvertretender Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft und kennt deren Argumente gegen die Sicherheitswacht. "Aber ich persönlich sehe schon einen Gewinn für Garching", sagte er.

Die Stadträte haben nun noch einmal vier Wochen Bedenkzeit. Auf diese wollte Götz Braun (SPD) aber gerne verzichten. Seine Entscheidung stet fest: "Der Schwimmunterricht für unsere Kinder macht mir mehr Sorgen als die Sicherheitslage", sagte er.

© SZ vom 27.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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