Endlosthema Seniorenheim:Pirouetten im Rathaus

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Taufkirchen streitet wieder einmal über den Standort für ein Seniorenheim. Die Gemeinderäte echauffieren sich über die Studien, die von Planungsbüros vorgelegt wurden. Streitpunkte sind die Erschließung und vor allem die mögliche weitere Bebauung in dem Bereich

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

In der unendlichen Geschichte rund um die Suche nach einem Ersatzstandort für die Seniorenwohnanlage am Hachinger Bach dreht die Gemeinde eine weitere Pirouette. In einer Sondersitzung beschloss der Gemeinderat, einen unabhängigen Planer damit zu beauftragen, den Bau eines Altenheims auf dem gemeindeeigenen Grundstück neben dem Wolfschneiderhof sowie die Erschließung des Areals zu untersuchen. Genau dieses Ziel hatte das Gremium im Mai schon einmal formuliert. Seitdem sind wertvolle Monate ins Land gegangen - schließlich steht die Gemeinde unter Zeitdruck, da der Mietvertrag des Betreibers für das jetzige Seniorenheim 2023 ausläuft.

Rund 30 Besucher hatten sich zu der Sondersitzung im restlos vollen Ratssaal eingefunden. Sie bekamen einen verbalen Schlagabtausch geboten - noch ehe Bauamtsleiter Stefan Beer die von zwei Planungsbüros eingereichten Strukturpläne vorstellen konnte. Schon im Mai hatte der Gemeinderat entschieden, eine Machbarkeitsstudie für das Areal nördlich des Wolfschneiderhofs einzuholen. Dieser Beschluss wurde von der Verwaltung aber nicht so umgesetzt wie vom Gremium gewünscht - worauf es seinen Auftrag im Juli erneuerte, mit dem Zusatz, besonders die Erschließungsmöglichkeiten zu untersuchen und zu klären, wie viel Baurecht man dafür den Grundstückseignern in dem Bereich einräumen müsse.

Allein, dazu verloren die zwei Büros kein einziges Wort, was Michael Lilienthal (FW) wie folgt kommentierte: "Themaverfehlung, setzen, sechs!" Auch David Grothe (Grüne) kritisierte, "dass wir etwas kriegen, was wir nicht beschlossen haben". Und er attackierte Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei): "Ich wünsche mir schon, dass Sie dieses Projekt nicht weiter verzögern und uns dann irgendwann die Waffe auf die Brust halten und sagen: Jetzt aber los." Diese Worte nannte der Rathauschef eine "böswillige Unterstellung". Er räumte aber ein, dass der Verwaltung bei der Beauftragung der Studie ein Fehler unterlaufen sei. "Und dafür möchte ich mich entschuldigen", sagte Sander.

Nach einer kurzen Unterbrechung durfte Bauamtsleiter Beer dann einen der Strukturpläne vorstellen. Doch dieser verschreckte viele Besucher im Saal, da er auf dem Gelände zwischen Münchner Straße, Winninger Weg, Postweg und Am Heimgarten auch eine dichte Wohnbebauung vorsieht. "Diese Planung ist völlig daneben. Ich weiß nicht, was sich diese Leute gedacht haben", zeterte Herbert Heigl (parteifrei). Und Beatrice Brückmann (Initiative Lebenswertes Taufkirchen) befand: "Das zeigt, was ein Investor macht, wenn man ihm freie Hand lässt." Auch die CSU lehne eine solche Bebauung ab, betonte Paul Haberl. Jedoch nannte es seine Fraktionskollegin Hildegard Riedmaier eine "Illusion", wenn man glaube, an der Stelle bloß ein Altenheim bauen zu können. Schließlich sei die Gemeinde bei der Erschließung auf andere Grundstückseigner angewiesen.

Dennoch soll sich der Planer bei seiner Betrachtung jetzt auf den westlichen Teil konzentrieren - vom Hachinger Bach bis zu einer gedachten Linie, die von der Nordostecke des Burschenverein-Grundstücks nach Norden verläuft. Überdies sollen drei Erschließungsmöglichkeiten sowohl ingenieurtechnisch als auch von einem Verkehrsplaner geprüft werden: über die Straße Am Heimgarten, über eine Brücke am Köglweg und über das Grundstück des Burschenvereins. Dieser Beschluss fiel nach zweistündiger Debatte mit 23:1-Stimmen.

Im Nachgang der Sitzung verschickte die SPD eine Pressemitteilung, in der sie dem Bürgermeister eine "Hinhalte-Taktik" vorhielt, mit dem Ziel, am Ende doch noch zum Standort am Oberweg zurückzukehren. Diesen Vorwurf weist der Bürgermeister als "Unsinn" zurück. Vielmehr habe der Gemeinderat die Sache "ziemlich verschleppt", sagt Sander. "Wir hätten diese Planung schon längst verabschieden können."

© SZ vom 23.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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