Ende eines jahrelangen Streits:In Schäftlarn geht's querfeldein

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Umfahrung für Schäftlarn: Diese Simulation zeigt, wie die Trasse B über die Felder aussehen könnte. (Foto: Ingenieurbüro Schöneberg/oh)

Beim Bürgerentscheid über die Ortsumfahrung stimmt eine Mehrheit für die ortsnahe Trasse über die Felder

Von Florian Zick, Schäftlarn

Es war eine überaus zähe Angelegenheit. Doch nach zehn Jahren Planung steht nun fest, wo die Ortsumfahrung in Schäftlarn langführen soll. Bei dem Bürgerentscheid am Sonntagabend bekam die sogenannte Variante B eine deutliche Mehrheit. Die Straße soll demnach ortsnah über die Felder gebaut werden und nicht, wie von einer Bürgerinitiative gefordert, in großem Bogen durch den Wald.

Die Trasse über die Felder sei die einzig sinnvolle Variante, sagte Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU), der sich ob dieser Entscheidung erleichtert zeigte. Mit ihren gut 2,8 Kilometern sei sie nicht nur deutlich kürzer als die über fünf Kilometer lange Wald-Trasse, sondern mit knapp zehn Millionen Euro an geschätzten Baukosten auch etwa vier Millionen Euro günstiger. Zudem habe der renommierte Verkehrsgutachters Harald Kurzak beim Bau der Variante B eine deutlich bessere Verkehrsentlastung für Hohenschäftlarn prognostiziert, als das beim Bau der Variante BI der Fall wäre, der Variante durch den Wald.

Aufgrund dieser Gemengelage hat der Gemeinderat vergangenen Sommer mit deutlicher Mehrheit beschlossen, die Umgehungsstraße über die Felder zu bauen. Doch so eindeutig, wie die Sache zunächst schien, war sie nur für kurze Zeit. Ende 2018 formierte sich um Altbürgermeister Erich Rühmer eine Bürgerinitiative. Diese hatte sich zum Ziel gesetzt, die Planungen für die Variante B auf den letzten Drücker noch zu stoppen. Die hügelige Landschaft im Norden von Hohenschäftlarn sei viel zu schön, um sie mit einer Ortsumfahrung zu verschandeln, so lautete die Argumentation der Bürgerinitiative. Da solle man die Straße doch lieber versteckt im Wald an der Gemeindegrenze entlanglaufen lassen.

Rühmer und seine Leute hatten schnell die nötige Anzahl Unterschriften beisammen, um einen Bürgerentscheid initiieren zu können. Seitdem war die Gemeinde gespalten. In einer emotional aufgeladenen Auseinandersetzung wurde immer wieder darüber debattiert, wo die Ortsumfahrung nun langführen soll. Wer für den Wald war, warf den anderen vor, sich nicht um die Landschaft zu scheren. Auf der Gegenseite war immer wieder von einer "Verhinderungstrasse" die Rede. Bei sieben bis acht Hektar Wald, die gefällt werden müssten, sei diese Variante schließlich nicht genehmigungsfähig. Da stünde Schäftlarn am Ende womöglich ohne Umfahrung da. Mit dem Bürgerentscheid am Sonntag hat der Streit nun ein Ende genommen. "Das war eine demokratische Entscheidung. Wir akzeptieren das Votum der Bürger", sagte Maria Kötzner-Schmidt von der Bürgerinitiative.

Dass es um die Ortsumfahrung nun erst einmal ruhig wird, ist trotzdem unwahrscheinlich. Die Schäftlarner Landwirte, deren Felder von der Umgehungsstraße gekreuzt werden, haben schon angekündigt, dass sie keinen Grund abtreten wollen. Gut möglich also, dass die Gemeinde zum Mittel der Enteignung greifen muss, um die Straße überhaupt bauen zu können. Vielleicht gebe es aber auch noch eine andere Lösung. Man könne im Rahmen der Grundstücksaufkäufe schließlich auch eine Flurbereinigung durchführen, so Bürgermeister Ruhdorfer. "Wir werden auf jeden Fall die Gespräche suchen."

© SZ vom 13.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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