Durchgangsverkehr:Putzbrunn in der Warteschleife

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Wegen der interkommunalen Arbeitsgruppe rückt die Umfahrung in weite Ferne

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Es war nicht das erste Mal, dass Putzbrunns Bürgermeister bei diesem Thema emotional reagierte. Die Fertigstellung der Ortsumfahrung hat sich Edwin Klostermeier (SPD) schließlich als großes Ziel gesetzt, sie soll die Krönung seiner Amtszeit werden. Durch die nun auch von seinem Gemeinderat mit 14 zu vier Stimmen abgesegnete interkommunale Zusammenarbeit für ein gemeinsames Verkehrskonzept im Südosten des Landkreises könnte eine Realisierung der Umgehung jedoch in weite Ferne gerückt sein. "Ich werde zustimmen und damit diesem Antrag eine Mehrheit verschaffen", sagte der SPD-Politiker und fand es andererseits doch "traurig, traurig, was da passiert".

Damit spielte Klostermeier darauf an, dass im Putzbrunner Gemeinderat bereits vor der Kommunalwahl 2014 und dann noch einmal, nachdem das Gremium in neuer Besetzung nach der Wahl das Verfahren neu gestartet hatte, jeweils mehrheitlich dieselbe Umfahrungsvariante beschlossen worden war: Nämlich jene, die vom Grasbrunner Kreisel in südwestlicher Richtung innerhalb des Autobahnrings bis zur A 99-Anschlussstelle Putzbrunn/Hohenbrunn führt.

Nun also wird dieser Beschluss vorerst auf Eis gelegt und stattdessen auf Initiative von CSU, Gemeinschaft pro Putzbrunn (GPP) und Freien Wählern ein Arbeitskreis gebildet mit Gemeinderäten aus Hohenbrunn, Putzbrunn, Grasbrunn und vermutlich Höhenkirchen-Siegertsbrunn; dort steht der Beschluss allerdings noch aus. Möglichst soll aus jeder Fraktion jedes Gremiums ein Vertreter in diese Gruppe entsendet werden. Und dann geht es darum, Probleme und Ziele der künftigen Verkehrsplanungen aller beteiligten Kommunen zu ermitteln und einen Kriterienkatalog zu erarbeiten. Anschließend soll ein unabhängiger Verkehrsplaner eruieren, inwiefern die Maßnahmen realisierbar sind.

Eduard Boger (CSU), einer der Initiatoren der Idee, nannte die zu bildende Runde eine "Bereicherung", weil sie eine Abkehr vom Kirchturmdenken der Gemeinden mit sich bringe; Walter Hois (GPP) sprach von einer "einmaligen Chance", räumte allerdings ein, dass der "Loop", den man nun mache, anstrengend sei. Dagegen äußerten sich insbesondere die Gemeinderäte von SPD und Grünen enttäuscht über die neuerliche Verzögerung. "Wir vergessen, was wir in Putzbrunn brauchen, nämlich eine Umfahrung. Das ist den Bürgern nicht zu verklickern", sagte etwa Eva Maria Schlick (SPD). Ihr Fraktionskollege Alexander Bräuer erklärte geknickt: "Ich werde jetzt 64. Den Wunsch, auf dem dritten Abschnitt unserer Umgehung zu fahren, habe ich abgehakt." Die Grüne Sybille Martinschledde kritisierte das interkommunale Konzept als "Kaninchen aus dem Hut", damit "zwei betroffene Gemeinderäte" Einzelinteressen durchsetzen könnten. Sie spielte darauf an, dass Josef Jakob (Freie Wähler) und Willibald Hackl (FDP) Grundstücke besitzen, die auf der beschlossenen Trasse der Ortsumfahrung liegen. Sie sollen jedoch nicht zu einem Verkauf bereit sein. Dann musste der Bürgermeister einen weiteren Dämpfer verkünden: Grasbrunn hat seine Bereitschaft, einen Teil der Putzbrunner Umfahrung auf seiner Flur zuzulassen, zurückgezogen. "Ich mache jetzt nichts mehr", verkündete er frustriert und antwortete auf die Aussage von Boger: "Wenn ich das, was Grasbrunn jetzt entschieden hat, als Bereicherung sehen soll, sage ich: Gut' Nacht, Putzbrunn."Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) sagte auf SZ-Nachfrage: "Wir haben unsere Entscheidung ausgesetzt, weil wir den Ergebnissen der Arbeitsgruppe nicht vorgreifen wollen. Ich weiß, dass das den Kollegen Klostermeier nicht freut, weil er seit Jahren einen enormen Aufwand betreibt. Aber für uns ist das die einzig sinnvolle Maßnahme."

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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