Dürrefolgen:Auf dem Trockenen

Lesezeit: 2 min

Mit der Fröttmaninger Arena im Rücken grast eine Schafherde bei Garching. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Dürre bereitet Schäfern Sorge. Ihnen geht das Futter aus

Von Wera Engelhardt/dpa, Garching

Der schwarze Stoff ist staubig. Das ist deutlich zu sehen an einigen Stellen, wo eine leichte, hellbraune Schicht das Hemd von Hermann Stadler bedeckt. Stadler ist Schäfer und lässt seine Tiere zurzeit bei Garching weiden. In diesen Tagen ist er in Sorge. Das hat auch mit dem Staub zu tun: Es ist trocken in Bayern. Seit Wochen. Und die Dürre hat dazu geführt, dass vielen Schäfern allmählich das Futter für ihre Tiere ausgeht. "Die Situation ist dieses Jahr sehr kritisch", sagt Stadler.

Beim Blick über die weite Fläche nahe der Fröttmaninger Arena ist das kaum zu glauben. Über viele Quadratkilometer erstreckt sich das Gras. Stadlers Schafe, unter die sich auch ein paar Ziegen mischen, zupfen unablässig daran, blöken friedlich und trotten dann weiter. Nur: "Das ist nicht das Futter, das wir brauchen", erklärt der 51-Jährige. "Man sieht eine riesige Fläche Gras, aber wenn man hinschaut, ist das ein geringer Bodenbewuchs mit nur wenigen Halmen." Die meisten Flächen seien komplett abgeweidet.

Dabei gehe es ihm in Oberbayern noch vergleichsweise gut. Seine Kollegen in Franken und in der Oberpfalz, wo es in den vergangenen Wochen noch trockener gewesen ist, stünden "vor dem Nichts". Die sogenannte Sommerweide bei Garching hat Stadler gepachtet. Später im Jahr geht es auf die Herbst- und Winterweiden: Äcker, auf denen die Schafe fressen, was nach der Ernte von Mais oder Raps übrig geblieben ist. "Wegen der schlechten Ernte brauchen die Bauern jetzt aber alles selbst", erklärt René Gomringer, der Geschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Schafhalter. Das bedeutet, dass die Tiere in diesem Jahr früher als sonst in die Ställe geführt werden, wo der Wintervorrat an Heu lagert. Allerdings sei auch die Heuernte im Frühjahr schlecht ausgefallen; nur 30 bis 40 Prozent der üblichen Menge seien eingefahren worden. Deshalb werde es auch dort knapp - "vor allem, wenn die Schäfer die Tiere schon ab September füttern müssen", klagt Gomringer.

Die geplanten Soforthilfen für Landwirte sind nach Auskunft des bayerischen Landwirtschaftsministeriums auch für Schäfer gedacht. Sie sollen ebenfalls finanzielle Unterstützung beim Zukauf von Futtermitteln bekommen. Nur sei die Lage auf dem Futtermittelmarkt derzeit angespannt, erklärt Stadler. Er habe jüngst 150 Tonnen für seine Tiere bestellt, eine Zusage aber nur für 50 Tonnen erhalten. Es ist eine schwierige Situation für einen Berufsstand, der ohnehin um seine Existenz kämpft. Nach Angaben des Landesverbands arbeiten zwischen 150 und 160 Menschen im Freistaat als Berufsschäfer, Jahr für Jahr werden es weniger. Ein geringes Gehalt und viel Arbeit schreckten viele junge Leute ab, sagt auch Stadler. "Wenn das so weitergeht, gibt's in zehn bis 15 Jahren keine Wanderschäfereien mehr", sagt Stadler.

© SZ vom 30.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: