Coronapandemie:Delta-Variante auf dem Vormarsch

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Bisher gibt es im Landkreis München 17 bestätigte Infektionen und 39 Verdachtsfälle. Das Gesundheitsamt rechnet damit, dass die Virusmutation schon in Kürze für die Hälfte aller Neuansteckungen verantwortlich sein wird

Von Iris Hilberth, Landkreis

Die Delta-Variante des Coronavirus breitet sich auch im Landkreis München weiter aus. Zwar gehen die Infektionszahlen insgesamt weiter runter und Landrat Christoph Göbel (CSU) konnte sich am Dienstag über eine niedrige Sieben-Tage-Inzidenz von 3,4 freuen. Allerdings hatte er im Presse-Jourfixe auch 17 bestätigte sowie 39 Verdachtsfälle der indischen Virusvariante zu verkünden. Gesundheitsamtschef Gerhard Schmid geht davon aus, dass bald die Hälfte aller Neuinfektionen auf diese Mutante zurückzuführen sein wird.

Befürchtungen, dass dann wieder viele Menschen als Kontaktpersonen in eine 14-tägige Quarantäne müssen, glaubt Schmid ausräumen zu können. Zwar müssen aktuell noch alle - auch Geimpfte und Genesene - nach Kontakt mit einem Delta-Infizierten zwei Wochen zu Hause bleiben. Schmids Ansicht nach wird diese Regelung allerdings bald aufgehoben werden. Es sei bei diesen strengeren Maßnahmen darum gegangen, die Ausbreitung der Variante zu stoppen. Das sei nicht gelungen. Weil die Bundesregierung diejenigen Länder, in denen die Delta-Variante besonders verbreitet ist, wieder herabgestuft hat, gehe er davon aus, dass auch die 14-tägige Quarantänepflicht bald wegfalle. Von Quarantänemaßnahmen betroffen sind aktuell fünf Schulen und zwei Kinderbetreuungseinrichtungen. In Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie in Asylbewerberunterkünften gibt es keine Infektionen.

Unterdessen kann das Landratsamt insgesamt fast 300 000 Impfungen vermelden, 125 055 Personen haben laut Behörde einen vollständigen Impfschutz. Doch schränkt Landrat Göbel ein, dass diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen seien. Zwar weiß das Landratsamt, dass 84 359 nach Einladung durch das Registrierungsportal Bayimco geimpft wurden, 108 349 durch Hausärzte und 13 366 durch mobile Teams. Nicht bekannt ist hingegen, wie viele Landkreisbürger sich anderswo, etwa beim Arzt in der Stadt München, haben impfen lassen. Auch gibt es Menschen, die zwar im Landkreis geimpft und damit auch hier registriert wurden, aber gar nicht hier wohnen. Das kommt vor, wenn man sich am Arbeitsplatz impfen lässt. Göbel geht daher von einer höheren Impfquote aus als die bekannten 35,8 Prozent.

Von einer Impfmüdigkeit will der Landrat aktuell zwar noch nicht sprechen, doch falle auf, dass zunehmend Einladungen zum Impfen nicht angenommen würden. Dies könne aber auch daran liegen, dass Angeschriebene bereits anderswo immunisiert wurden, vermutet der Landrat. Aktuell warten noch 3600 Impfwillige mit einer Anmeldung auf Bayimco auf einen Termin. Überwiegend seien dies Personen unter 20 Jahre, bestätigt das Landratsamt. Auch Jugendlichen zwischen zwölf und 16 Jahren könnten mittlerweile in den Impfzentren das Vakzin nach einem Aufklärungsgespräch verabreicht bekommen. Allerdings erhält diese Altersgruppe keine automatische Einladung zum Impfen, Eltern müssten telefonisch einen Termin vereinbaren. Seit zwei Tagen ist es zudem möglich, dass Patienten, die ihre Erstimpfung beim Hausarzt erhalten haben, sich für die zweite Spritze in einem Impfzentrum anmelden. Dies war bislang nicht vorgesehen, sodass manch einer weggeschickt wurde, obwohl Impfstoff vorrätig gewesen wäre. Im Moment gibt es laut Göbel weniger registrierte Personen als vorhandenen Impfstoff. In dieser Woche wurden 17 974 Impfdosen an den Landkreis geliefert. Jeder, der sich anmeldet, bekommt laut Landrat auch bald einen Impftermin.

Göbel befürchte allerdings, dass viele Menschen ihre Zweitimpfung verstreichen lassen, wenn der Termin in die Ferien fällt. Vor allem weil viele in den Urlaub fahren wollten, solange das gehe. Keiner wisse schließlich, wie es im Herbst aussieht. Damit die Schulen mit Präsenzunterricht ins neue Schuljahr starten können, appelliert der Landrat an alle Erwachsenen, sich impfen zu lassen. Denn in den Schulen gebe es im Herbst die größte nicht geimpfte Personengruppe. Es sei daher wichtig, dass dann die Impfquote unter Erwachsenen so hoch wie möglich ist, damit Kinder und Jugendliche nicht angesteckt werden.

© SZ vom 07.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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