Corona-Pandemie:Aufrüsten für die zweite Welle

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Angesichts steigender Infektionszahlen werden landkreisweit Testationen wieder hochgefahren. Gleichzeitig erhalten Gesundheitsamt und Kommunen zusätzliche Mitarbeiter

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Der Landkreis rüstet angesichts wieder steigender Infektionszahlen personell auf, um seine 29 Städte und Gemeinden in der Corona-Pandemie bei der Ermittlung von Kontaktpersonen Infizierter zu unterstützen und die Hausärzte zu entlasten. Bis zu 21 neue Stellen werden im Gesundheitsbereich ausgeschrieben; dies ist möglich, da der Freistaat angekündigt hat, personelle Engpässe in den Gesundheitsämtern beseitigen zu wollen und dafür die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Laut Landrat Christoph Göbel (CSU) soll ein großer Teil der neuen Mitarbeiter direkt in den Kommunen eingesetzt werden, da im bevölkerungsreichsten Landkreis des Freistaats - anders als in den übrigen Landkreisen - das sogenannte Kontaktpersonen-Management von den Städten und Gemeinden und nicht vom Gesundheitsamt betrieben wird.

So viele positive Corona-Tests wie noch nie hat es im Landkreis von Mittwoch auf Donnerstag gegeben. (Foto: Claus Schunk)

Anders als noch zu Beginn der Pandemie im März würden die neuen Mitarbeiter, die der Freistaat bis mindestens Ende kommenden Jahres bezahlt, dieses Mal längerfristig und nicht nur für einige Wochen eingestellt, sagt Gerhard Schmid, der Leiter des Gesundheitsamtes. Rekrutiert würden die neuen Mitarbeiter vor allem aus dem Freiwilligenbestand, in dem sogenannte Reservisten - meist medizinisches Personal - ihre Dienste anbieten.

Etwa neun neue Ärzte sollen das Gesundheitsamt verstärken. Dieses werde derzeit mit Blick auf eine drohende zweite Infektionswelle komplett neu aufgestellt, so Landrat Göbel. Eine notwendige Maßnahme, wie Schmid ergänzt, denn das Gesundheitsamt sei wie die allermeisten Ämter im Freistaat "personell schlecht aufgestellt". Es gebe vor allem zu wenig medizinisches Personal. Mit den neuen Stellen, die derzeit ausgeschrieben werden, sehe die künftige Situation im Amt wie auch in den Rathäusern "deutlich rosiger" aus als zu Beginn der Corona-Krise, so Schmid.

Höhenkirchens Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) hat als erste an der neuen Teststation einen Abstrich machen lassen. (Foto: Claus Schunk)

Der Landrat spricht mit Blick auf den Herbst von einem "Glaskugelmodus"; niemand wisse, wie sich das Infektionsgeschehen tatsächlich entwickeln werde. Sicher sei aber, dass vor allem die niedergelassenen Hausärzte vor ganz besonderen Herausforderungen stünden und entlastet werden müssten. "Im Herbst kommen die Grippe und Symptome wie Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Und die Menschen werden wissen wollen, was ihnen fehlt." Es gelte, Engpässe in den Hausarztpraxen zu vermeiden und die Ansteckungsgefahren zu minimieren.

Deshalb sollen die Städte und Gemeinden ihre Testkapazitäten im Auftrag des Landkreises weiter ausbauen. Anders als von der Staatsregierung angeordnet wird es ein zentrales Testzentrum nur auf dem Papier geben - und zwar in der Gemeinde Haar auf dem Gelände des Bundesnachrichtendienstes. Göbel zufolge ist es aufgrund der Größe des Landkreises nicht sinnvoll, ein einziges großes Testzentrum einzurichten. Zudem hätten sich die Strukturen aus Stationen, die von Ehrenamtlichen wie in Ismaning von der Freiwilligen Feuerwehr betrieben werden, und professionell organisierten Zentren wie jenes der Aicher Ambulanz in Garching bewährt. In allen Fällen würden die Kosten vom Landkreis übernommen. Bei seiner dezentralen Teststruktur sei der Landkreis auf die Hausärzte angewiesen. "Und die Ärzte wissen, dass ihnen eine wichtige Rolle zukommt", sagt Göbel. "Und die Bereitschaft, weiter zu helfen, ist auch vorhanden."

Bisher hat das Wiederaufleben der Corona-Pandemie den Landkreis München nur punktuell getroffen. Vom Frühwarnwert der Sieben-Tage-Inzidenz, der bei 35 liegt, ist er noch weit entfernt; zuletzt ging der Wert sogar zurück; aktuell liegt er bei 19,8 (siehe auch Kasten). Sollte sich der Landkreis dem Wert von 35 aber annähern oder ihn sogar überschreiten, werde "regional und sachlich reagiert", kündigt Göbel an. Ein erneutes, flächendeckendes Herunterfahren des öffentlichen Lebens wolle er allerdings unbedingt vermeiden. "Wenn wir doch einschreiten müssen, werden wir das gemeinsam mit dem Gesundheitsamt und zum Beispiel den Schulleitern beraten." Das Motto müsse lauten: schnell und konsequent zu handeln.

© SZ vom 15.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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