"Business@school":Schüler als Unternehmensberater

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Ottobrunner Gymnasiasten analysieren den lokalen Mittelstand: Mark Truio, Nikolas Rosenberg, Eileen Vu, Niklas Reinders (von links). (Foto: Claus Schunk)

Elft- und Zwölftklässler aus der Oberstufe des Gymnasiums Ottobrunn untersuchen börsennotierte Konzerne und kleinere Betriebe aus dem Landkreis. Nach der Analyse können sie den Chefs auch so manchen Tipp geben

Von Johanna Lehn, Ottobrunn

Wie ist ein Unternehmen aufgebaut? Welchen Umsatz hat es, wie hoch ist der Ertrag im Jahr? Macht es überhaupt Gewinn? Und was kann das Unternehmen verbessern? Mit solchen Fragen haben sich Schüler aus der Oberstufe des Gymnasiums Ottobrunn beschäftigt. Die Schule nimmt seit 15 Jahren an dem Projekt "business@school" teil, einem Wettbewerb der Boston Consulting Group, einem Unternehmen für Managementberatung. 2007 haben die Ottobrunner diesen bereits gewonnen, 2011 wurden sie Zweiter.

Während des Projekts durchlaufen die Schüler drei Phasen: In der ersten untersuchen sie in kleinen Teams börsennotierte Unternehmen anhand von Internetrecherchen und Geschäftsberichten. In Abschnitt zwei analysieren die Schüler mittelständische Unternehmen aus dem Landkreis. Da manche kleinere Unternehmen gar keinen aussagekräftigen Internetauftritt haben und ein persönliches Gespräch meist ohnehin mehr Informationen bietet, treffen sich die Schüler mit den Chefs, schauen sich Firmen, Geschäfte und Restaurants an und führen auch Kundenbefragungen durch. "Das Problem ist, Unternehmen zu finden, die bereit sind, mitzumachen", sagt Ulrike Nesbeda, Lehrerin für Wirtschaft und Geografie und Projektleiterin des Wettbewerbs an der Schule.

In der letzten und am längsten dauernden Phase entwickeln die Schüler in ihren Teams eigene Geschäftsideen. Aus diesen konkurrierenden Ideen wird zunächst schulintern ein Sieger gekürt, der sich danach in einem Regionalentscheid mit weiteren acht Teams von Schulen aus dem Süden Bayerns misst. Am Ende steht ein Entscheid über die besten Ideen von Teams aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Teilen Italiens an. 2007 hat das Ottobrunner Gymnasium gewonnen; damals entwickelten die Schüler den "Easy Lift", einen Gurt, der Snowboardern das Fahren mit dem Lift erleichtert.

"Die Ideen resultieren meist aus den Bedürfnissen der Schüler", sagt Nesbeda. Und da die Phase der Entwicklung einer Geschäftsidee immer im Januar beginnt, hat sie bei den Ottobrunner Schülern meist mit dem Winter oder dem Wintersport zu tun. Während dieser Phase haben die Schüler weniger Zeit für andere Fächer, die Noten werden etwas schlechter. Während des gesamten Projekts ist der Aufwand im Vergleich zu anderen Seminaren höher, wie die Lehrerin sagt. Von Schülern weiß sie aber, dass es ihnen viel bringt. Zeitmanagement und das gute Präsentieren seien Kompetenzen, die die Schüler aus dem Projekt mitnehmen. Was die 17-jährige Julia Ziegler nur bestätigen kann.

Die Schüler stehen vor großen Herausforderungen: Allein die intensive Zusammenarbeit, die mehr als ein Jahr lang dauert, bringt die Gruppen an ihre Grenzen. "Manchmal ist es mein Job, die Teams beieinander zu halten", sagt Nesbeda. Jede Phase endet mit Präsentationen vor einer Jury. Bei Phase eins und zwei nur zur Übung, in Phase drei entscheidet dieses Urteil über den Schulsieger und den Einzug in den Regionalentscheid. In Ottobrunn haben die Gymnasiasten nun Phase zwei beendet - mit der Präsentation ihrer Ergebnisse aus der Analyse der mittelständischen Unternehmen. Ein Team untersuchte das Software- und Programmierungsunternehmen Fluxnetz GmbH aus München, ein weiteres nahm sich den Mode-Vertrieb X-Large p.a.p. aus Ottobrunn vor. Außerdem wurden die Burger Buben aus Ottobrunn und das Unternehmen kupconcept GmbH aus Riemerling unter die Lupe genommen. Zwei der Geschäftsführer waren sogar anwesend und hörten sich gespannt an, wie die Schüler ihr Unternehmen bewerteten.

Neben der Analyse von Stärken und Schwächen der Firmen sowie Möglichkeiten und Risiken des jeweiligen Betriebskonzeptes erweisen sich die Schüler auch als Berater: Sie empfehlen den Chefs meist, mehr in Werbung zu investieren. Neben einer Steigerung der Bekanntheit und einem großen Kundenstamm ist Kostenminimierung eins der wichtigsten Ziele eines Unternehmers. Einem konnte das Schülerteam dabei wirklich helfen: Auf Anraten der Ottobrunner Gymnasiasten wechselte er seinen Stromanbieter und spart dadurch eine Menge Geld.

© SZ vom 16.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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