Bürgerversammlung:Vorbild Valley

Lesezeit: 2 min

Die Lärmschutzwand, die die Gemeinde 2014 auf eigene Kosten an der A 8 errichten ließ, ist nicht fertig und bringt nur wenig Abschirmung. (Foto: Angelika Bardehle)

Lärmgeplagte Brunnthaler hoffen auf ein Tempolimit auf der Autobahn

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Gitta Mitschke reicht es. Sie will den Lärm nicht mehr einfach hinnehmen. "Die fahren wie die Irren", sagt sie. "Ein heller Wahnsinn." Den Wahnsinn, den Mitschke am Montagabend auf der Bürgerversammlung beklagt, kennt in Brunnthal jeder. Die Autobahn ist je nach Windrichtung im gesamten Gemeindegebiet zu hören, und besonders natürlich in Ortsteilen, die nicht durch eine Lärmschutzwand geschützt sind: etwa am Wieselweg und an der Zugspitzstraße in Brunnthal-Ort. Mitschke rief Bürgermeister Stefan Kern (CSU) dazu auf, sich für ein Tempolimit nachts einzusetzen und verwies auf die Gemeinde Valley, 30 Kilometer südlich, wo ein Limit jetzt durchgesetzt worden sei.

Beides sagte Kern freilich auch sofort zu und kündigte an, das zu tun, was ein Brunnthaler Bürgermeister immer wieder zu tun hat. Er werde sich wegen des Autobahnlärms an den künftigen Verkehrsminister wenden, sobald das neue bayerische Kabinett besetzt sei. Große Hoffnung auf Erfolg machte er den Brunnthalern aber nicht und zweifelte an, dass sich der Fall Valley auf Brunnthal übertragen lässt. Tatsächlich hat dort die damals noch amtierende Verkehrsministerin Ilse Aigner in ihrem Stimmkreis kurz vor der Landtagswahl bekannt gemacht, dass auf einem Abschnitt vorübergehend Tempo 100 gelten soll. Angeblich gibt es dort den Sonderfall, dass bereits genehmigte Pläne für eine Lärmschutzwand existieren, die aus Rücksicht auf wasser- und naturschutzrechtliche Belange nicht umgesetzt werden.

Der Verkehr war auf der Versammlung mit etwa 40 Bürgern im Mehrzweckraum der Grundschule das Topthema. Mitschke beklagte etwa auch, dass der von der Gemeinde begonnene Bau einer Lärmschutzwand nicht weitergeführt werde. Tatsächlich wurden die Arbeiten abgebrochen, weil der achtstreifige Ausbau der A8 ansteht und damit auf Kosten des Bundes Lärmschutzwände errichtet werden müssen. Allerdings kommt das Ausbauprojekt für den Abschnitt südlich des Autobahnkreuzes derzeit nicht voran. Albert Hauser aus Kirchstockach, wo an der A 99 bereits eine zwölf Meter hohe Wall-Wand-Konstruktion errichtet wurde, warnte nach seinen enttäuschenden Erfahrungen vor zu großen Erwartungen. Er riet dringend zu einem Tempolimit. Das bringe mehr.

Anders als der Lärmschutz kommt der Ausbau der Radwege voran. Auf einen Bürgerantrag von Gustav Liefeld aus der Gudrunsiedlung hin sagte Kern, dass nach Abschluss von Verhandlungen mit Grundstückseigentümern der viel genutzte Waldweg von der Gudrunsiedlung ins Gewerbegebiet-Nord als Rad- und Fußweg ausgebaut werde. Die Umsetzung hänge nur noch an den Haushaltsberatungen, sagte Kern. Zudem kündigte er für den Fahrplanwechsel im Dezember Verbesserungen bei der Busanbindung gerade der nördlich gelegenen Ortsteile an. Der Takt beim 216er-Bus werde verdichtet. So soll der Bus, der bisher an der Gudrunsiedlung vier Mal am Tag hält und in Kirchstockach an der Haidstraße sieben Mal in Zukunft an Werktagen 17 Mal auch die kleineren Orte anfahren. Zusätzlich wird Kern zufolge eine Buslinie 244 im Stundentakt verkehren, die Brunnthaler Ortsteile an die S-Bahnhöfe in Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Sauerlach anbinden wird. Samstags werde der Bus im Zwei-Stundentakt fahren, sagte Kern, der im übrigen die Hoffnung zum Ausdruck brachte, dass sich das Gewerbegebiet Brunnthal-Nord über die Busverbindungen hinaus weiter als Verkehrsdrehkreuz entwickeln wird. Er setze auf eine Verlängerung der U-Bahn von Neuperlach-Süd bis zum Gewerbegebiet, sagte er. Zu einer Studie, die diese Option näher untersucht, sollen vor Weihnachten Zwischenergebnisse vorliegen.

Wer mit dem eigenen Auto gerne schneller durch Brunnthal fährt, der muss sich neuerdings in Acht nehmen. Die Gemeinde steht kurz vor der Aufnahme in den Zweckverband Kommunales Dienstleistungszentrum Oberland, der im Auftrag der Mitglieder innerorts Geschwindigkeitskontrollen vornimmt. Im Vorgriff darauf wird in Brunnthal bereits geblitzt. Erste Auswertungen etwa auch von Schnellfahrern an der Grundschule zeigen laut Kern, dass es sinnvoll sei, manchen einen Schuss vor den Bug zu setzen. Polizeichef Armin Ganserer will auf Bitten von Manfred Pantschur aus der Waldsiedlung prüfen, ob die Polizei an der Staatsstraße von Faistenhaar nach Höhenkirchen mal blitzen könnte.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: