Bürgerversammlung:Grenzen des Wachstums

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Haarer äußern Sorge um Infrastruktur und Kritik am Schulbau

Von Cristina Marina, Haar

Bei der Bürgerversammlung in Haar haben sich am Mittwoch von den etwa 200 Besuchern drei mit Anliegen zu Wort gemeldet. Eine davon war Gabriele Dotzel, die Unterschriften gegen die Erweiterung der Grundschule am Jagdfeldring sammelt, weil sie der Überzeugung ist, dass die Schule zu groß wird und besser ein separater Bau an einem anderen Ort errichtet werden sollte Die 64-Jährige fragte Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD), wie sie auf die Zahlen für die geplanten Freiflächen an der Schule gekommen sei. Müller versicherte, die Flächen lägen über dem gesetzlich vorgeschriebenem Limit. Sie lud Dotzel ins Rathaus ein, um ihr dies genauer zu erläutern.

Außerdem zeigte sich an den Wortmeldungen, dass es eine Sorge gibt, angesichts der vielen Bauvorhaben und des ungeminderten Zuzugs in die Gemeinde könnte die Infrastruktur nicht schritthalten. Reinhard Kunert sagte, dass für die von Bürgermeisterin Müller geschilderten "Expansionspläne" der Gemeinde die nötige Infrastruktur fehle. Also "entweder wir lassen es jetzt, oder wir bauen so weiter." Seine Bitte an Bürgermeisterin und Gemeinderat sei jedoch, "die Expansionspläne bleiben zu lassen". Müller stimmte ihm zu, dass Infrastruktur in demselben Maße mitwachsen müsse. Aufgrund der Bedeutung als Wirtschaftsstandort sei es aber nicht gut, "eine Gemeinde in diesem Umfeld aus der Entwicklung rausnehmen zu wollen", so die Bürgermeisterin. Die Menschen kämen, weil sie hier sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze fänden. Kunert sagte, er wolle, dass die Politik "gestalterisch tätig werden" könne.

Eine Bürgerin beklagte sich über die Silvesterböller, die vor einem Jahr in der Unterführung zum Sportpark gezündet worden seien und viel Lärm und Pulverdampf erzeugt hätten. Das habe das von der Gemeinde gezündete Feuerwerk gestört.

Bürgermeisterin Müller erläuterte, dass Haar von derzeit 21 443 Einwohnern auf wohl 25 000 bis 2025 wachsen werde. Die Gewerbesteuereinnahmen legten zuletzt wieder zu und beliefen sich auf 22 Millionen Euro in diesem Jahr. Für das kommende Jahr sind laut Müller konservativ kalkuliert 19 Millionen Euro eingeplant. Die Finanzlage der Kommune wird sich wegen Investitionen in Schulen, Kindergärten und kommunalen Wohnungsbau verschlechtern. Rücklagen werden sinken und Schulden steigen. Gut 21 Millionen Euro soll die Grundschulbau kosten.

Der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) lobte die Betreuung von Flüchtlingen im Landkreis. Im kommenden Jahr werde man die 100. Million ausgeben. "Ich denke, dass der massive Einstieg in diesen Bereich vollkommen richtig war", sagte Weidenbusch. Der Landkreis könne es sich leisten - andersherum sollten aber auch die älteren Bürger, "die das Land mit aufgebaut haben", vor der Armut bewahrt werden. Dieser Punkt tauche immer bei diesem Thema auf, sagte Weidenbusch. Er zeigte sich "stolz" darauf, dass im Landkreis rechte Gruppierungen keine Chance hätten.

© SZ vom 08.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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