Bürgerbeteiligung:Drei mögliche Standorte

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Oberschleißheim sucht erneut nach Platz für Gewerbegebiet

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Bei der Planung neuer Gewerbeflächen geht Oberschleißheim noch einmal komplett zurück auf Start. 2017 hatte der Gemeinderat ein neues Gewerbegebiet am westlichen Ortsrand südlich der Dachauer Straße beschlossen. Und als 2018 BMW wegen einer Fläche nordwestlich von Mittenheim an der Grenze zu Unterschleißheim anfragte, hätte das Rathaus auch dort Gewerbe angesiedelt. Jetzt gilt plötzlich beides nicht mehr, und die Gemeinde sucht ausdrücklich "ergebnisoffen" nach einem Standort, wie es bei einer eigens dazu angesetzten Bürgerinformation am Dienstag hieß.

Das Büro DB Stadtplan hat für die Gemeinde untersucht, wo sich in Oberschleißheim überhaupt ein neues Gewerbegebiet erschließen ließe; gerade drei Standorte hat es gefunden. Das 2017 bereits beschlossene Gewerbegebiet südlich der Dachauer Straße auf Höhe der Ertlsiedlung gehört ebenso dazu wie die von BMW anvisierten Grünflächen an der Gemeindegrenze, fast anschließend an die "Koryfeum"-Baustelle auf Unterschleißheimer Flur.

Der dritte Standort schließlich liegt an der Sonnenstraße, südlich anschließend an den Uni-Campus. Diese Fläche stand 2017 ebenfalls bereits zur Diskussion und fand vor der Festlegung auf die Dachauer Straße durchaus auch Fürsprecher. Die Studie bewertet alle drei Standorte als geeignet, eine Reihung gibt es ausdrücklich nicht: "Jede Fläche hat große Vor-, aber auch Nachteile", sagte Christian Böhm von DB Stadtplan, "mit denen man sich jeweils intensiv auseinandersetzen muss."

Ein großer Nachteil der Flächen an Dachauer und Sonnenstraße ist, dass beide im Landschaftsschutzgebiet liegen. Das ist keine unüberwindliche Hürde, aber eine Ausgliederung aus den Schutzvorschriften bedarf immerhin einer Begründung. Alle potenziellen Flächen östlich des Ortes und westlich der Autobahn A 92 hat die Studie kategorisch ausgeschlossen - eben wegen des Landschaftsschutzes, der dort "eindeutig im Vordergrund stehen sollte", wie Böhm sagte. "Ein Kompromiss muss her", sagte Bürgermeister Christian Kuchlbauer (Freie Wähler), denn trotz aller Ansprüche an die Landschaft müsse der Ort mehr Gewerbesteuer generieren: "Oberschleißheim kann nicht davon leben, für die anderen Kommunen die Lebensqualität und den Freiraum zur Verfügung zu stellen." Grundlage der Untersuchungen war ein Gewerbegebiet von 15 bis 20 Hektar Fläche. Angesiedelt werden soll gezielt ein Mix aus Produktion, Forschung, Entwicklung und Büros. Böhm sieht derzeit "eine starke Nachfrage nach Technologiestandorten".

In das Gewerbegebiet integriert werden sollen auch Versorgungsmöglichkeiten und nötige Infrastruktur wie eine Kindertagesstätte oder Mobilitätskonzepte. "Den Verkehr weg vom Kfz zu bringen", sei ein zentrales Entwicklungsziel, sagte Böhm. Ohnehin müsse man sich "verabschieden vom Bild eines Gewerbegebiets aus den Achtzigerjahren", sagte Ingrid Dreer von DB. Standard seien etwa auch gemeinsam nutzbare Kapazitäten, die den Betrieben Synergieeffekte ermöglichten.

Bei einer Informationsveranstaltung am Dienstag im Bürgerzentrum wurde die Studie etwa 80 Besuchern vorgestellt. Zu den unterschiedlichen Aspekten gab es Arbeitsgruppen, in denen rege diskutiert wurde. Man wolle "die Bürger mitnehmen", sagte der Bürgermeister, nachdem er die Gewerbepläne bei Mittenheim zuvor über Monate im Rathaus nichtöffentlich diskutieren hatte lassen. "Den nächsten Bürgerentscheid wollen wir nicht", sagte Kuchlbauer. Ein Bürgerentscheid hatte 2013 die Pläne verhindert, westlich der Ertlsiedlung an der A 92 ein Gewerbegebiet zu erschließen. Dieser Standort ist von der aktuellen Studie ebenso wie sein Pendant südlich der B 471 nicht als geeignet empfohlen worden. Das gesetzliche Anbindegebot, wonach Gewerbegebiete an bestehende Besiedlung anknüpfen müssen, sei "ein starkes Argument, das man schon ernst nehmen sollte", sagte Planer Böhm.

Anhand der Studie soll der Gemeinderat nun demnächst eine Festlegung treffen. Alle drei Standorte lägen so, dass die geplante Westumgehung auf sie ausgerichtet werden könnte, sodass die beiden Planungen parallel ablaufen könnten. Spätestens in fünf Jahren sollten sich erste Betriebe ansiedeln können, so der ungefähre Fahrplan.

© SZ vom 17.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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