Brunnthal:Rubius Hagrid springt auf Platz sieben

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Große Leistungen trotz Hitze. (Foto: Sebastian Gabriel)

2000 Pferde legen 8000 Starts hin beim traditionellen Reitturnier der Familie Gaillinger am Schweizer Hof in Brunnthal, das heuer zum 19. Mal stattfindet

Von Sophie Kobel, Brunnthal

Bereits vom Parkplatz aus hört man dumpf die Lautsprecherdurchsagen des Moderators, Musik schallt über die Wiesen. Die Mittagssonne steht steil am Himmel, das Thermometer misst 33 Grad. Es sind keine idealen Bedingungen für einen sportlichen Wettkampf, aber das Reitturnier der Familie Gaillinger am Schweizer Hof findet seit 19 Jahren statt. Und so auch diesen August. 2000 Pferde sind dieses Jahr dabei mit über 8000 Starts. Geht man über das staubige Gelände, merkt man schnell: das Turnier am Schweizer Hof ist kein kleines Hobby-Turnier. Es reihen sich dunkelgrau glänzende Pferde-Trucks nebeneinander, teilweise schauen bis zu sechs Paar Pferdeaugen gleichzeitig aus den Fenstern eines Fahrzeugs.

"Als Nächstes sehen wir Caroline Nicolaus mit ihrem Rubius Hagrid", dröhnt es über den Platz. Gerade findet die Stilspringprüfung der Klasse L statt, sie ist eine von zehn Leistungskategorien, die vertreten sind. Caroline lässt ihren Hagrid angaloppieren, das dunkelbraune Pferd mit dem weißen Fell am Po springt elegant über das erste von zwölf Hindernissen. Im Hintergrund ertönt "I want it that way" von den Backstreet Boys und kurz wirkt es, als würden die beiden im Takt der Musik galoppieren. Dann bleibt Hagrid bei einem Sprung mit einem Huf hängen, und die grün-weiße Holzstange rollt auf den Boden. Das gibt zwar Punktabzug, am Ende bekommen die beiden aber trotzdem eine gute 7,3 in der Wertung und traben zum Abreitplatz.

Danach geht es schnell zurück zum Anhänger, die Pferde sollen nicht unnötig lange in der Mittagssonne sein. Nicolaus nimmt Hagrid seine dunkelblaue Satteldecke vom Rücken und setzt ihren Helm ab. Die Steuerfachangestellte ist schon als Kind viel geritten, eine Pause gab es nur, als sich ihr vorheriges Pferd verletzt hatte. In der Turniersaison diesen Sommer geht es ihrem Hagrid super, gemeinsam mit ihrem Vater und dem Familienhund ist sie fast jedes Wochenende unterwegs. "Es kommt natürlich immer darauf an, wie fit das Pferd ist. Aber dieses Jahr waren wir schon auf fünf Turnieren und möchten noch auf drei weitere gehen", erzählt die 25 -Jährige stolz. Das Turnier auf dem Schweizer Hof mag sie gerne, vor allem weil es mit dem Anhänger schnell von ihrer Heimat Bad Tölz zu erreichen ist. Sie zupft ihr weiß-rotes Turniershirt und ihren Glitzergürtel zurecht, denn jetzt holt sie sich ihre Schleife ab. Sie ist siebte der zweiten Abteilung geworden.

Die Bierbänke neben dem Reitplatz sind voll, es ist ein reges Gewusel von allen Altersklassen auf dem Schweizer Hof. Von Einsteigern, die noch mit Hilfszügeln reiten bis zur "Drei Sterne S Dressur", die die Vorstufe zum Grand Prix ist, sind alle Leistungskategorien dabei. So ist das Highlight vieler Zuschauer die Pony-Führzügelklasse, die am letzten Sonntag stattfindet. "Da geht es noch gar nicht um die Technik sondern einfach um den Spaß. Mütter führen ihre Kinder und die dürfen davor ihre Ponys hübsch machen. Dieses Mal ist sogar ein zweijähriges Mädchen dabei", erzählt Petra Pohland begeistert. Sie hilft seit Jahren ehrenamtlich bei der Organisation des Turniers mit und freut sich immer auf die zwei Wochen im Sommer. "Es ist immer so vielfältig bei uns. Dieses Jahr haben wir eine französische Familie hier, die mit fünf Ponys in unterschiedlichen Größen angereist ist", sagt die Grünwalderin. Aber auch Senioren gehen an den Start, manche sind über 70 Jahre alt. Viele Teilnehmer freuen sich besonders auf den Freitag und Samstagabend. Denn da findet bei Einbruch der Dunkelheit immer das Flutlichtspringen statt. Zuschauen kann jeder, für Musik, Getränke und Verpflegung sorgen diverse Foodtrucks.

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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