Brunnthal:Mit dem Leihrad von Dorf zu Dorf

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Die ländliche Gemeinde Brunnthal will das System der MVG für ihre Bedürfnisse anpassen. Denn bisher ist das Konzept vor allem auf dicht besiedelte, urbane Gebiete zugeschnitten

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Brunnthal bemüht sich darum, mit der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ein Netz von Fahrrad-Verleihstationen in der Gemeinde aufzubauen. Ein mittlerweile vorliegendes Konzept sieht neun Stationen vor, an denen Fahrräder zur Verfügung gestellt werden sollen. Gerade kleine Ortsteile wie Otterloh, die Gudrunsiedlung oder die Waldsiedlung sollen von dem Angebot profitieren, das es bis Ende 2017 schon geben könnte. Der Kulturausschuss des Gemeinderats billigte das Vorhaben grundsätzlich. Allerdings gibt es Vorbehalte: So macht die Gemeinde die Umsetzung von Zuschüssen abhängig. Letztlich geht es aber darum, ob ein Leihradsystem auf dem Land funktioniert.

Der Aufbau der Verleihstationen mit den blauen MVG-Rädern in der Stadt darf als Erfolgsgeschichte gelten. Nun soll die nächste Hürde genommen werden. Die Leihstationen sollen auch im Umland kommen. Dabei begibt man sich auf Neuland. Schließlich hängt das Funktionieren eines solchen Systems von der Siedlungsdichte ab. Die Erfahrung zeigt, dass die Leihräder erst ab einer gewissen Anzahl an Leihstationen und Fahrrädern angenommen werden. In der Stadt gelten als Faustregel: zehn feste Stationen auf einen Quadratkilometer, und zehn bis 30 Räder pro 1000 Einwohner. Ausgehend davon haben zunächst stadtnahe Gebiete wie Haar, Garching, Unterschleißheim oder Ottobrunn gute Aussichten, solche Verleihstationen zu erhalten. Von dort soll man schnell und ohne große Mühe zu den Bahnhöfen jenseits der Stadtgrenze radeln können. In Brunnthal hängt es auch von Nachbarkommunen wie Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Taufkirchen und Sauerlach ab, ob eine Vernetzung zustande kommt. Nur gemeinsam werde es funktionieren, heißt es aus dem Brunnthaler Rathaus.

Von der MVG gibt es jedenfalls auch Ideen, wie das Verleihsystem auf die Erfordernisse einer dünner besiedelten Region angepasst werden kann. So könnten statt fester Verleihstationen sogenannte Hybrid-Stationen und auch virtuelle Stationen angeboten werden, bei denen es möglich ist, das Fahrrad in einem gewissen Bereich abzustellen, wo es dann der nächste Nutzer mit Hilfe des Smartphones finden und ausleihen kann. Derzeit ist gedacht, im Gewerbegebiet Brunnthal-Nord eine kleine, feste Station mit fünf Rädern zu schaffen, dazu noch acht virtuelle Stationen mit maximal vier Rädern.

Damit will Brunnthal ein Angebot schaffen, um die noch relativ großen Lücken beim öffentlichen Verkehr in der Gemeinde zu schließen. Brunnthal liegt zwischen den beiden S-Bahnstationen Sauerlach und Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Busse fahren manche Ortsteile nur ein paar Mal am Tag an. Kosten würde der Aufbau des Verleihsystems etwa 115 000 Euro. Die Fahrräder stellten erfahrungsgemäß bei Entfernungen von bis zu sechs Kilometern und Fahrten von zehn bis 20 Minuten ein gerne genutztes und adäquates Verkehrsmittel dar, egal ob es zum Bahnhof, zum Einkaufen oder zur Schule geht.

Für den Nutzer fallen bei einer Fahrt acht Cent pro Minute an, die über die App und die hinterlegte Kontoverbindung abgerechnet werden. Auch ein Jahrespaket für 48 Euro ist möglich, das 30 Minuten pro Tag beinhaltet, der Minutenpreis von der 31. Minute an liegt bei fünf Cent. Bei Abgabe des Rads an einer Station werden bis zu zehn Minuten gutgeschrieben. Die Gemeinde rechnet fest mit Zuschüssen des Landkreises. 18 000 Euro an Investitionskosten sind eingeplant, sollte es auch die beantragten Zuschüsse aus Bundesmitteln geben. Im Haushalt 2017 sind 50 000 Euro für das Projekt eingeplant. Für den Betrieb der Verleihstationen sind für die ersten fünf Jahre Zuschüsse vom Landkreis zugesagt.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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