Brunnthal:Kunst in der Kiste

Lesezeit: 1 min

Jackson Pollock en miniature: Kühn greift auch andere Künstler auf. (Foto: oh)

Volker Kühn zeigt hintergründige 3D-Objekte in der Galerie Kersten

Von Udo Watter, Brunnthal

Künstler, die auch jenseits der üblichen Milieus erfolgreich sind, geraten ja schnell mal in den Verdacht, diese Popularität ihrem Mangel an Tiefe zu verdanken. Ein schönes Beispiel ist der Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse, der so manchen Germanistik-Professoren viele Jahrzehnte lang schon allein dadurch suspekt erschien, dass seine Bücher auch von 16-jährigen Schülern mit Begeisterung gelesen wurden.

Auch der 1948 geborene Künstler Volker Kühn ist global erfolgreich, seine 3-D-Miniaturwelten, die groß- oder kleinformatig in Kästen in Szene gesetzt sind, finden weltweit ihr Publikum. Warum? Weil diese ganz eigene Kunstform - Art in the Boxes - eine Bildsprache entfaltet, die universal verstanden wird, in der es oft um alltägliche Lebenswelten geht, die liebe- und humorvoll gestaltet sind. Banal? "Er hat jetzt nicht den hehren Kunstanspruch", sagt Holger Weinstock von der Galerie Kersten. "Aber was ich an ihm mag, ist diese Leichtigkeit und Pfiffigkeit. Er geht seine eigenen Weg und Leute, die seine Werke sehen, zaubert das oft ein Lächeln um die Lippen." Von diesem Wochenende an sind die augenzwinkernden Arbeiten des Bremer Künstlers in der Ausstellung "Volker Kühn: Art in the Boxes - Assemblagen" in der Brunnthaler Galerie zu sehen. Jenseits kunsttheoretischer Maximen ist die Devise des ausgebildeten Tischlers und Bildhauers "Man muss nur machen". In seinen 3-D-Objekten entlarvt Kühn gern Klischeevorstellungen auf ironische, aber nie unversöhnliche Weise. Er bezeichnet sich selber als "hoffnungslosen Optimisten".

Eine spezielle Serie der Art in Boxes ist eine Hommage an andere Künstler: Kühn liebt etwa die Klarheit der Form bei Mondrian und Malewitsch, aber auch die Action Paintings eines Jackson Pollock. Zudem kann der Besucher in Brunnthal auch Assemblagen Kühns bestaunen: Blätterbilder aus gerissenem und gefärbtem Büttenpapier, die er in aufwendiger Feinarbeit gestaltet hat und die sich ebenfalls durch dreidimensionale Qualität auszeichnen. "Die haben eine unglaubliche Tiefenwirkung", schwärmt Weinstock. In diesem Sinne: von wegen Mangel an Tiefe.

Begleitend zu den Werken von Kühn zeigt die Galerie Kersten, Brunnthal, Otterloher Straße 6, von Hand gefertigte und mundgeblasene Glas-Skulpturen aus der Manufaktur Borowski. Die Ausstellung dauert vom 25. November bis 7. Januar.

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: