Brunnthal:Konkurrenz um Räume und Kursleiter

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Die neuen Volkshochschulangebote in Brunnthal kommen an. Doch nicht alles läuft rund

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Feldenkrais, eine Schnupperstunde in Tai Chi und eine Runde mit der Qigonglehrerin Monika Spiegl, die den Brunnthalern an einem Vormittag erzählt, wie man sich mit "gutem Weiqui für den Winter" wappnet: Die Volkshochschule Sauerlach-Brunnthal (VHS) bietet in diesem Herbst- und Wintersemester erstmals Kurse in Brunnthal selbst an und hat ein Faltblatt herausgebracht, auf dem elf Angebote zusammengefasst sind. Als VHS-Geschäftsführerin Angelika Rettenbeck jüngst vor Gemeinderäten vom Stand ihrer Arbeiten berichtete, zeigte sich, dass es nicht so einfach ist, die VHS neu an einem Ort zu etablieren.

"Räume, Räume, Räume", sagte Rettenbeck gleich zu Beginn und brachte damit ihr größtes Problem auf den Punkt. Denn die VHS tut sich schwer, geeignete Orte zu finden, an denen Vorträge, Kurse oder Übungsstunden in der Erwachsenenbildung stattfinden können. Bisher steht im Rathaus der Sitzungssaal zur Verfügung, und in den Pfarrheimen gibt es Räume. Auch der Mehrzweckraum der Schule kann zu gewissen Zeiten genutzt werden. Doch die Turnhalle an der Schule ist ausgebucht. Auch andere Hoffnungen zerschlugen sich. So wird der Besprechungsraum im Rathaus dort auch benötigt. Und die Feuerwehren zierten sich noch, geeignete Räume in ihren Gerätehäusern abzugeben. Rechtliche Fragen spielen offenbar eine Rolle. Es könnte sein, dass Kursteilnehmer bei einem Einsatz die Abläufe stören.

Ein zentral in Brunnthal gelegener Raum stünde zwar zur Verfügung. Nur 15 bis 20 Mal im Jahr ist Bürgermeister Stefan Kern (CSU) zufolge der Mehrzweckraum im Sportheim an der Jahnstraße belegt. Doch dort mag einfach keiner rein, wie Kern bemerkte. Der lang gezogene Raum passt für viele Veranstaltungen nicht und gilt vielen als unwirtlich. Wegen der Fliesen auf dem Boden scheide er etwa für Tanzkurse der VHS aus, sagte Rettenbeck. Bürgermeister Kern regte deshalb an, den Raum irgendwann einmal mit Trennwänden zu teilen und umzubauen, warnte aber zugleich vor hohen Kosten, wenn bei einem am Ende doch größeren Umbau die Vorgaben der Energiesparverordnung eingehalten werden müssten. Die Bauverwaltung sei zudem mit dem Bau der Ortsmitte und der Sanierung der Tennisplätze voll ausgelastet.

Abgesehen von der Frage, wo unterrichtet wird, findet in Brunnthal Beachtung, was die VHS unterrichtet. So war wohl abgemacht, dass diese keine Kurse anbietet, die auch die Sportvereine in ihrem Programm haben. Daran hat sich Geschäftsführerin Rettenbeck gehalten, auch wenn nach ihren Angaben vor allem Gesundheitskurse nachgefragt werden. Dennoch wird kritisch beäugt, was die VHS macht. Wobei Gerda Handl (CSU) nur indirekt das Kursangebot selbst kritisierte. Sie treibt als Zweite Vorsitzende des TSV Hofolding die Sorge um, dass besser bezahlte Kursleiter der VHS den eigenen für eine Ehrenamtspauschale tätigen Übungsleitern den Job madig machen könnten. Die Gefahr bestehe, dass die Preise kaputt gemacht würden. "Das ist schon irgendwie eine Konkurrenz", sagte sie. Rettenbeck freilich beteuerte, man bringe eigene Trainer mit. Seit vielen Jahren arbeite die VHS in Sauerlach in friedlicher Koexistenz mit den Sportvereinen in Sauerlach und Arget.

Bürgermeister Kern ist alles in allem zufrieden mit den Anfängen der VHS in Brunnthal. Was die räumliche Situation angeht, zeigte sich letztens im Kulturausschuss des Gemeinderats, dass da und dort auch noch etwas möglich wäre. So will der Oldtimerclub in Faistenhaar in der ehemaligen Bank-Filiale ein Stüberl einrichten, das vielleicht für die Erwachsenenbildung mit genutzt werden könnte. Robert Huber (PWB) plädierte dafür, mit den Feuerwehren noch einmal das Gespräch zu suchen. Eventuell kommt die VHS auch irgendwie in der neuen Ortsmitte mit unter.

Mittlerweile wird in Brunnthal mit Blick auf die insgesamt hohe Nachfrage nach Räumen sogar diskutiert, ein großes Fass aufzumachen. Derzeit wird das nur geprüft und das Geld ist knapp: Doch sollte die Gemeinde tatsächlich mit den Sportvereinen in Brunnthal und Hofolding ein zentrales Sportzentrum mit einer Mehrzweckhalle und diversen Sportplätzen schaffen, könnte das Gelände des TSV Brunnthal an der Jahnstraße anderweitig genutzt werden. Ein Verkauf ist im Gespräch, aber auch der Bau eines Gebäudes für öffentliche Einrichtungen wäre denkbar.

Bürgermeister Kern sagte der VHS Planungssicherheit zu und ermunterte sie, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Die VHS müsse "langsam wachsen" und sei auf "gutem Weg".

© SZ vom 29.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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