Brunnthal:Fotofinish im Wald

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Mit einer Teleskopkamera schaut Baumkletterer Gregor Diderich in mögliche Nisthöhlen. Als er den letzten Baum inspiziert hat, gibt er Entwarnung. (Foto: Angelika Bardehle)

Von wegen langsame, deutsche Bürokratie: Das Rathaus in Brunnthal, das Landratsamt und das Forstamt haben in kurzer Zeit einen Radwegebau ermöglicht. Und auch die Fledermaus macht keine Probleme

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn Gregor Diderich eine Fledermaus in einer der Baumhöhlen entdeckt hätte. Der Baumkletterer hätte damit den straffen Zeitplan am Ende ins Wanken gebracht und es wäre gescheitert, den Bau des Radwegs zwischen Höhenkirchen und Faistenhaar in diesem Jahr noch anzupacken. Bis vor kurzem schien dieses seit Jahren auf der Wunschliste in den beiden Gemeinden weit oben rangierende Vorhaben auf Jahre verschoben. Doch dann sagte die Regierung von Oberbayern Ende Januar noch den Zuschuss zu. Bloß schien da für die notwendigen Baumfällungen an der gefährlichen Waldstrecke die Zeit schon zu knapp.

Wer aber meinte, deshalb schon aufgeben zu müssen, der hatte nicht mit der Flexibilität deutscher Behörden gerechnet. Die schafften es in einem Kraftakt, auf den letzten Drücker eine Rodungsgenehmigung auf den Weg zu bringen, Aufträge auszuschreiben und Firmen zu finden, die bis Ende Februar die Arbeiten erledigen. Denn am 29. Februar läuft die Frist ab, bis zu der dem Bundesnaturschutzgesetz zufolge gefällt werden darf. Dann geht der Artenschutz vor, der sicher stellt, dass Vögeln in der Brutzeit zwischen dem 1. März und 30. September weder durch Fällungen noch durch Baumschnitt unnötig Nist- und Brutstätten entzogen werden. Nun ist die Staatsstraße zwischen Höhenkirchen und Faistenhaar noch bis Ende Februar gesperrt. Bis dahin sollen die Bäume für den Radweg weichen.

Dass das möglich geworden ist, hält Brunnthals Geschäftsführer im Rathaus, Siegfried Hofmann, für ein Ergebnis einer außergewöhnlichen Zusammenarbeit von Behörden und Planungsbüros. Im Rathaus und im Amt für Landwirtschaft und Forsten in Ebersberg hätten mehrere Personen alles andere liegen gelassen und sich über Tage nur damit befasst, die Rodungserlaubnis schnell zu erteilen. Es sei eine Menge an naturschutzfachlichen Auflagen zu erfüllen. Auch in der Unteren Naturschutzbehörde und in der Abteilung für Öffentliche Sicherheit im Landratsamt habe man schnell gehandelt. Der Landschaftsarchitekt habe sofort losgelegt. Einen Rückstand von acht Wochen habe man in wenigen Tagen aufgeholt.

Mittlerweile liegt Hofmann zufolge auch die Genehmigung für den vorzeitigen Baubeginn vor. Unter Druck steht man im Brunnthaler Rathaus trotzdem noch. Denn auch die Anträge für die Zuschussvergabe müssen mit einer abschließenden Kostenrechnung - für ein Projekt, für das die Ausschreibung gerade gelaufen ist, und das nur schwer abzuschätzen ist - fertig gemacht werden. Bis 1. Mai muss alles eingetütet und der Regierung zugeschickt sein. Denn den Zuschuss gibt es nur als fixen Festbetrag auf die Gesamtkosten, und nur bei zeitiger Antragstellung noch in diesem Jahr. Im Mai soll nach den Vorstellungen im Rathaus Brunnthal auch der Bau des Radwegs beginnen.

Selbst einen Baumkletterer wie Gregor Diderich jetzt noch auf die Schnelle aufzutreiben war gar nicht so einfach. Nun hat der sogar, nachdem er mit einer Teleskopkamera in mögliche Nisthöhlen geschaut hatte, Entwarnung gegeben. Nistkästen werden zusätzlich aufgehängt, um Vögeln Ausweichmöglichkeiten zu bieten. Nun soll am Montag, 22. Februar, wirklich die Fällung beginnen, um in diesem Jahr für Radfahrer die mehrere hundert Meter lange Gefahrenstrecke durch den Wald entschärfen zu können. Dank des Schaltjahrs gibt es noch einen Tag drauf. Bis Montag, 29. Februar, können die Baumfäller arbeiten. Siegfried Hofmann spricht von einem glatten "Fotofinish".

800 000 Euro sind für die reinen Bauarbeiten am Radweg kalkuliert und müssen eventuell vorfinanziert werden. Die beiden Gemeinden tragen am Ende etwa 25 Prozent. Zwischen Brunnthal und Höhenkirchen gibt es eine eigene Kostenvereinbarung, die die Aufteilung regelt.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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