Brunnthal:Erst zu modern, nun zu teuer

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Der Gasthof Lutterschmid ist Geschichte, was an seiner Stelle entstehen soll, ist immer noch Gegenstand langer Debatten. (Foto: Angelika Bardehle)

Die neue Ortsmitte in Brunnthal entwickelt sich zum Dauerthema: Der Gemeinderat streitet über die Finanzierung und die Fassade vom Gasthaus. Auch beim Nachweis von Stellplätzen tut sich die Kommune schwer, sie will aber von ihren eigenen Regeln nicht abweichen

Von Benjamin Köster, Brunnthal

Es war das "mit Spannung erwartete Thema", wie Bürgermeister Stefan Kern (CSU) es formulierte. Die Gestaltung der neuen Ortsmitte stand am Mittwochabend erneut auf der Tagesordnung des Gemeinderates. Die Kommune plant als Bauherr, neben dem Rathaus einen Gasthof samt Hotel sowie ein Wohnhaus zu errichten. Im November hatte die Präsentation des Entwurfs in der Gemeinderatssitzung noch zu starken Irritationen geführt. Bei der Sitzung des Gremiums damals wurde der Entwurf des Planungsbüros Eck-Hogaplan als unpassend für Brunnthal kritisiert. Zu modern sei der Plan gewesen. Die Gemeinderatsmitglieder um Bürgermeister Kern wünschten sich außerdem einen architektonischen Bezug zum Voralpenland: Naturstein, viel Holz an der Fassade und Dachüberstände. Zwar traf Architekt Heinz Eck diesmal eher den Geschmack der meisten Lokalpolitiker, machte damit aber eine weitere Problem-Baustelle auf - die Kosten.

Die Finanzierung der neuen Ortsmitte sind ein leidiges Thema. Seit Beginn der Planungen mussten die Investitionen schon mehrfach nach oben korrigiert werden. Einige Gemeinderatsmitglieder sprachen bereits von einer "Kostenexplosion". Mittlerweile geht die Gemeinde von elf Millionen Euro für die Neubauten aus, ursprünglich waren einmal sechs Millionen Euro veranschlagt. Und die Gestaltungswünsche der Kommunalpolitiker könnten diese Kosten jetzt noch weiter in die Höhe treiben. "Altholz muss zunächst chemisch behandelt werden, bevor man es verbauen kann", erläuterte Architekt Eck den überarbeiteten Entwurf mit den traditionell weiß verputzen Wänden und den Holzverschalungen. "Das ist dann ein ganz anderer Kostenfaktor." Ähnliches treffe auch auf Holz zu, das "auf alt gemacht wird". Eine weitere Möglichkeit sei, zudem die Fassade zum Teil um Natursteinelemente zu ergänzen - was aber ebenfalls zu höheren Ausgaben führen würde.

Vor einer erneuten Kostenerhöhung warnten die meisten Gemeinderäte allerdings. "Die Fassade sollte pflegeleicht sein, wir müssen auch auf die späteren Unterhaltskosten achten", meinte der Dritte Bürgermeister Christian Schleich (PWB). Außerdem müsse man es auch nicht übertreiben, sagte Schleich. Das Rathaus sehe schließlich auch ohne Holz "ganz vernünftig" aus. Gemeinderat Peter Sachs (CSU) kritisierte die "riesigen Holzflächen" im neuen Entwurf. Diese seien viel zu teuer. Für Robert Huber (PWB) war klar: "Altholz gehört in den Innenausbau, nicht an die Fassade." Fassadenelemente aus Naturstein würde außerdem "überhaupt nicht passen", meinte Huber.

Kritik, die Daniel Brenner von der CSU nicht gelten lassen wollte. "Ich habe auch Angst vor den Kosten, aber Ansicht von Hotel und Gasthof haben einen erheblichen Anteil am späteren Erfolg." Die teurere Variante mit Holz und Naturstein könnte sich langfristig lohnen, sagte Brenner. Das Planungsbüro soll die Fassade nun erneut weiterentwickeln und dabei auch die konkreten Kosten für die verschiedenen Gestaltungsvarianten vorlegen.

Danach will der Gemeinderat über die Gestaltung der Fassade entscheiden. Für weiteren Gesprächsstoff sorgte noch die Parkplatz-Situation an der neuen Ortsmitte. Nach bisherigem Planungsstand wäre die Gemeinde verpflichtet, 92 Stellplätze für Gasthof, Hotel und Wohnhaus nachzuweisen. Bisher sind in den Planungen 67 Parkplätze vorgesehen, davon 37 in der Tiefgarage. Viel mehr als die 30 oberirdischen Stellplätze ließen sich auf dem Gelände aber nicht verwirklichen, erklärte Eck. "Man könnte versuchen, noch etwas zu schieben, aber mehr als 32 oder 34 Stellplätze würden es dann auch nicht werden." Man könne nun also zum Beispiel die Tiefgarage vergrößern, was aber zu einer enormen Kostensteigerung führen würde, oder man deklariert den Nebenraum des Gasthofes einfach als Frühstücksraum. Laut Stellplatzsatzung müsse für diesen kein Parkplatz nachgewiesen werden, erklärte Eck. Von einer solchen Trickserei wollten die Gemeinderatsmitglieder aber nichts wissen. "Wir müssen uns schon selbst an die Stellplatzsatzung halten, das fordern wir schließlich ja auch von anderen", sagte Gemeinderat Brenner. Der Einwurf von Siegfried Hauser (PWB), das Wohnhaus zunächst zu streichen, um so Kosten und Stellplätze zu sparen, wurde ignoriert. Die Kommunalpolitiker entschieden sich schließlich für die pragmatischste und einfachste Lösung: Parkplätze an Rathaus und Gemeindehaus werden zugunsten der neuen Ortsmitte umgewidmet.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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