Brunnthal:Die Nasen voll

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Nicht nur die Nase, sondern auch der Latz ist voll Tabak. (Foto: Claus Schunk)

Beim Brunnthaler Triathlon wird geschossen und geschnupft

Von Bastian Hosan, Brunnthal

Sorgfältig füllt Daniel Schröter die kleinen Dosen mit Schnupftabak. "Im Wettkampf nehmen wir nur den Doppelaroma", sagt er. "Da kommt nichts anderes in die Nase." Er steht hinter dem Tresen des Club-Raumes, den sie "Pulverkammer" nennen.

Schröter ist der Vorsitzende des Schnupfclubs in Brunnthal, er war beim Brunnthaler Triathlon am Samstag dafür zuständig, die Schnupftabak-Dosen der Athleten mit genau fünf Gramm des dunkelbraunen Pulvers zu füllen. "Ich wiege auf das tausendstel Gramm genau", sagt er, als er den Schnupftabak mit einem Mixer anrührt.

Das "Schnupfa" war eine von drei Disziplinen, in denen sich die Brunnthaler am Wochenende gemessen haben. "Luftgwahr Schiaß'n", "Stockschiaß'n" und eben das Tabakschnupfen - Sportarten, die in Brunnthal die Leute aus ihren Häusern treiben. Immerhin sieben Mannschaften, jede bestand aus vier Leuten, sind an den Start gegangen. Die Mannschaften rekrutierten sich aus den Mitgliedern der verschiedenen Brunnthaler Vereine: dem Schützenverein, dem Stockschützen-Verein, dem Schnupfclub und den Burschen. Wobei die meisten ohnehin Mitglieder in mehreren Vereinen sind. "Das ist in Brunnthal eben so", sagt Lorenz Strohmeier, einer der Organisatoren des Triathlons. Er ist Vorsitzender der Stockschützen, für die er bei dem Turnier antrat, ist aber auch Mitglied des Schnupfclubs. Im Jahr 1998 ist die Triathlon-Tradition entstanden, seitdem "machen wir immer wenn wir Lust haben" ein Turnier, erklärt Strohmeier. Zum sechsten Mal sind die Mannschaften in Brunnthal nun gegeneinander angetreten. Sieger waren bisher immer die Stockschützen, auch in diesem Jahr. Und das trotz größerer Konkurrenz. Denn neu dabei waren in diesem Jahr zum ersten Mal die Burschen. Weil das Luftgewehrschießen die meiste Konzentration verlangt, war es die erste Disziplin. Zehn Scheiben hat jeder, insgesamt kann man 100 Punkte gewinnen. Die Mannschaften trafen sich im Schützenheim und schon zeigte sich, dass es bei dem Triathlon weniger um sportliche Höchstleistungen geht, als darum Spaß zu haben - und natürlich darum, Nachwuchs für die Vereine zu finden. "Es gibt ja auch noch eine vierte Disziplin", ruft einer der Burschen und hebt sein Bierglas. Für die Vereine ist der Triathlon ein Grund zu feiern und zusammen zu kommen. Als zweites ging es an die Asphaltbahnen an der Hofoldinger Straße. Auch hier kann jeder Athlet wieder 100 Punkte holen. "Beim Schnupfen bewerten wir die Menge und die Sauberkeit", sagt Schröter. So hat jeder eine Minute Zeit um sich die fünf Gramm Tabak in die Nase zu stopfen. Alles, was auf dem Lätzchen daneben landet, wird zusammengekehrt und gewogen. Es geht um Genauigkeit, denn: Ein guter Schnupfer hat am Ende des Wettkampfs 4,998 Gramm in der Nase.

Viele haben ihre kleinen Tricks, um bei ihrer Paradedisziplin zu punkten. Noch während er den Tabak anrichtet, hebt Schröter die Hand und zeigt auf seinen kleinen Finger. Er hat eine Spitze in den Nagel gefeilt. "So komme ich besser in die Ecken der Tabakdose", sagt er und lacht. Zwar nimmt er, wie alle, die Arbeit in seinem Club ernst. Der Triathlon aber ist ein Tag, um gut gelaunt zu sein.

Dass aber Schießen, Stockschießen und Schnupfen keine Disziplinen sind, in denen nur Männer trumpfen können, bewies Anna Strohmeier, die Vorsitzende des Schützenvereins. "In der Einzelwertung hat sie die Männer ordentlich in den Schatten gestellt", sagt Lorenz Strohmeier, ihr Vater. Und so hat es für Anna Strohmeiers Mannschaft auch noch für den zweiten Platz gereicht. Auf Platz drei landeten die "Schnupfer".

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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