Brunnthal:Aus schmutzig wird sauber

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Weniger Staub, weniger Gestank. An der Biovergärungsanlage soll einiges umgebaut werden. (Foto: Angelika Bardehle)

Der Kies- und Betonbetrieb in Kirchstockach soll einschließlich Kompostanlage und Biomüllvergärung einem grünen Gewerbe- und Technologiepark weichen. Am Samstag werden die Anwohner über die Pläne informiert

Von Angela Boschert, Brunnthal

Schon länger laufen die Überlegungen, das sogenannte Ganser-Gelände in Kirchstockach nachhaltig umzugestalten. Noch steht es für Kies-, Sand-, Betonproduktion, Biomüllvergärung und Kompostieranlage sowie Geothermie. Doch möchte die Firma Kraft-Baustoffe auf der Fläche der Kompostieranlage ein Zentrallager mit Verwaltungsräumen errichten. Darüber will der Bauherr, die Josef-und-Luise-Kraft-Stiftung, die Anwohner informieren. Am Samstag findet nun der wegen Corona verschobene Bürgerdialog statt.

Unter dem Motto "Gemeinsam für eine gute Zukunft für Kirchstockach/Brunnthal" werden Matthias Ganser, der mit seinem Bruder Günter die Ganser-Gruppe leitet, und der Vorstand der Kraft-Stiftung, Harald Mosler, das Projekt vorstellen und den Bürgern Rede und Antwort stehen. Das Vorhaben einer begrünten Logistikhalle mit Photovoltaik und Wasserrückführung hat den Gemeinderat von Brunnthal schon im Mai überzeugt und zu einer ungewohnt einstimmigen Entscheidung geführt. Doch sind jetzt die Kirchstockacher angesprochen, denn Ganser und Mosler versprechen vor allem ihnen weniger Staub, Lärm und Gestank.

Die Kraft-Solar-Halle soll mit Verwaltungsräumen rund 20 000 Quadratmeter groß und zwölf Meter hoch werden, in der Lagerhalle sollen Lieferfahrzeuge hinter verschlossenen Türen be- und entladen werden. Dagegen laufen heute an der Kompostieranlage ständig zwölf bis 15 Maschinen. Der Wegfall der Kompostieranlage würde eine "maßgebliche Verbesserung der Lebensqualität darstellen", argumentieren 28 unmittelbar Betroffene aus der Rosenheimer Landstraße und der Hohenbrunner Straße, die dem Gemeinderat eine Unterschriftenliste übergeben haben. Sie erhoffen sich "deutlich weniger Lärm für die Anwohner, weniger Geruchsbelästigung und Staub" und befürworten das Projekt. Jetzt gebe es die "einmalige Chance", dass "die Gegend völlig aufgewertet" werde. Eine Anwohnerfamilie sieht es so: "Wer noch zweifelt, schlechter als jetzt kann es nicht kommen!"

Das ist ganz im Sinne von Matthias Ganser, der mit "sauberen" Projekten entscheidend zur notwendigen Energiewende beitragen will. Am meisten Sorge bereitet den Brunnthalern allerdings die Frage des Verkehrs. Eine Verkehrszählung durch die Gemeinde ist nach Abschluss anderer Aufgaben denkbar, sagt Bürgermeister Stefan Kern (CSU). Ganser und Mosler versicherten schon dem Gemeinderat, ohne die Kompostieranlage werde wesentlich weniger Verkehr herrschen. Die direkten Nachbarn sprechen von einer "Senkung der eintreffenden und abfahrenden Fahrzeuge um rund 400 Stück pro Woche". Die Anlieferungen bei Kraft erfolgen allerdings mit Lkw über die Taufkirchner Straße, die laut Ganser schon den heutigen Verkehr verkrafte und demzufolge auch für weniger ausreiche.

Größte Entlastung verspricht die erwünschte Südzufahrt zum Ganser-Gelände. Sie könnte im Zuge des Ausbaus der unfallträchtigen Kreuzung an der Staatsstraße 2078 am Abzweig der Münchner Straße gen Höhenkirchen gebaut werden. Der Kreuzungsausbau wird von den Gemeinden Hohenbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Brunnthal derzeit geprüft. Die vierte Abzweigung an dieser Kreuzung ginge zum Ganser-Gelände, würde durch ein Waldgebiet führen und auch einen benachbarten Gemeindegrund an die Staatsstraße anbinden. Die Verhandlungen mit drei Waldeigentümern laufen noch, der Ausgang ist offen. Sie müssten jeweils ein Teilstück für die Straße eintauschen. Es habe "Widerstand, aber auch schon versöhnliche Gespräche" gegeben, sagt Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU).

Läuft alles wie erwünscht, würde zunächst im Norden des Ganser-Geländes ein Geh- und Radweg zur Bushaltestelle eingerichtet. Dann wollen die Stadtwerke München bis Ostern 2024 mit einem 80 Meter hohen Bohrturm nach heißem Wasser bohren, um ihre Geothermie-Anlage zu vergrößern. Schließlich könnte von 2024 an mit dem Bau der Kraft-Solar-Halle begonnen werden, die Visionär Ganser als Auftakt sieht zu einem grünen Gewerbe- und Technologiepark, genannt "Ganser 3.0", mit Forschungskooperationen, regionaler Energieversorgung und klimaneutraler Energiegewinnung. Bis 2035 könnten die Baubetriebe und das Kieswerk beseitigt sein und auch die Biomüllvergärungsanlage des Landkreises der Vergangenheit angehören.

Der Bürgerdialog findet am Samstag, 10. Juli, 10 Uhr, auf dem Gelände der Firma Ganser, Taufkirchner Straße 1, Kirchstockach statt. Ein negativer Covid-Test und Tragen einer FFP2-Maske sind erforderlich.

© SZ vom 09.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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