Bürgermeister Stefan Kern (CSU) steht mit seinem Ärger nicht allein da. Seine Kollegen in Neubiberg und in Oberschleißheim hadern gerade so wie er mit dem Freistaat, der bei der Unterbringung von Flüchtlingen nicht der erhoffte Partner ist. Die drei Gemeinden dringen bisher vergebens darauf, Zugriff auf staatliche Grundstücke zu bekommen, um dort Flüchtlingsunterkünfte zu errichten. Bürgermeister Kern nannte es am Montagabend in der Bürgerversammlung in Brunnthal-Ort einen "mittleren Skandal", dass in Hofolding auf dem Grundstück Sauerlacher Straße 4-10 nichts vorangehe. Kern steht unter hohem Druck: Brunnthal muss Flüchtlinge aufnehmen. Und jetzt soll eine Unterkunft für 48 Personen direkt hinter dem Pfarrhaus und hinter der Pfarrkirche St. Nikolaus entstehen.
Im Pfarrhaus leben 15 Flüchtlinge. Wenn daneben die Unterkunft in Holzbauweise errichtet würde, könnte deren Zahl in Brunnthals Mitte auf 63 steigen. Diesen Donnerstag berät dem Bürgermeister zufolge der Kirchenvorstand über die Vergabe des Areals an der Englwartinger Straße. Wenn die Unterkunft kommt, erfüllt Brunnthal die Quote von 82 Flüchtlingen noch nicht, und kommendes Jahr soll diese nach aktuellem Stand auf 138 ansteigen. Wo sie dann unterkommen sollen, ist vollkommen offen. Soeben hat der Gemeinderat die Situation selbst verschärft, weil er beschlossen hat, den neben dem ehemaligen Gasthof Lutterschmid befindlichen Bungalow längstens bis September 2016 für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Dann soll er für ein Wohnhaus weichen, um Mietwohnungen für Brunnthaler zu schaffen. Wie viel der Gemeinde ein Entgegenkommen des Freistaats wert ist, um in Hofolding Flüchtlinge unterzubringen, machte Kern klar. Man würde den Grund kaufen, sagte er. Ein Investor würde die Gebäude hinstellen. Die Lage sei aktuell so, dass manch freies Grundstück für Flüchtlingsbauten in den Fokus geraten könne. Kern: Vom Freistaat "fühlen wir uns im Prinzip verarscht".