Brunnthal:Appell an den Freistaat

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Der Gasthof ist weg. Vom Rathaus aus ist der Blick frei auf den für Asylbewerber angebotenen Bungalow (hinten). (Foto: Angelika Bardehle)

Brunnthal bietet Flüchtlingsbleibe an - und ärgert sich über die Behörden

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Es ist, als wäre es eine halbe Ewigkeit her. 400 Bürger kamen ins Brunnthaler Vereinsheim, wo die damalige Landrätin den Menschen klar machen wollte, dass 34 Flüchtlinge im alten Gasthof Lutterschmid einziehen sollten. Johanna Rumschöttl setzte sich bekanntlich nicht durch, und Brunnthal galt fortan vielen als ein Hort der Ausländerfeinde. Gerade einmal drei Jahre liegt das zurück. Heute zeigt Brunnthal ein anderes Gesicht. Der Bauausschuss des Gemeinderats zögerte am Mittwoch keinen Moment, direkt neben dem ehemaligen Gasthof - dem Streitobjekt von damals - einen Bungalow für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.

Dass trotzdem ein Gemeinderat seine Zustimmung verweigerte, hatte nichts mit Ressentiments zu tun. Viele im Gemeinderat ärgern sich darüber, dass der Freistaat bei der Unterbringung von Flüchtlingen in Brunnthal nicht nach Wunsch kooperiert. Siegfried Hauser von der Parteifreien Wählergruppe (PWB) wurmt das dermaßen, dass er am Mittwoch auf stur stellte. Hauser sagte, solange das Staatsgrundstück in Hofolding nicht zur Verfügung gestellt werde, lehne er es ab, in dem gemeindeeigenen Gebäude in Brunnthal-Ort Flüchtlinge einzuquartieren. Dann sollten dort lieber Familien aus dem Ort einziehen, die auch Wohnraum suchten. Hauser beklagte, dass die Gemeinde seit Monaten vergebens darauf warte, dass der Freistaat das Grundstück samt Gebäude an der Ortsausfahrt Hofolding Richtung Autobahn freigebe. Hauser bot noch an, über Beziehungen Wohncontainer zu organisieren. Dann wäre 30 Menschen schnell geholfen.

Bürgermeister Stefan Kern und die anderen lehnten eine solche Retourkutsche ab. Daniel Brenner (CSU), der zuletzt für eine dezentrale Unterbringung warb, sagte, er sei "voll dafür", den Bungalow zu nutzen. Er äußerte gewisses Verständnis für die Staatsbehörden, die in der Flüchtlingsfrage allenthalben überfordert seien. Bürgermeister Stefan Kern (CSU) sagte, es könnten einige Familien in dem Bungalow gut unterkommen, dort sei im Freien Platz zum Spielen; auch junge Männer seien willkommen. Die Gemeinde hat den Bungalow vor Wochen von der Familie Lutterschmid erworben, der der gleichnamige Gasthof nebenan gehörte. Er soll zu gegebener Zeit abgerissen werden und einer Wohnbebauung weichen. Kern sagte, man wolle sich zunächst auf die Bebauung des alten Gasthofgrundstücks konzentrieren. Das andere habe Zeit.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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