Brunnthal:Ärger im Paradies

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Seitdem die Busse am Otterloher Dreieck nicht mehr wenden dürfen, beschweren sich die Anwohner der Eichendorffstraße über zu viel Verkehr. (Foto: Claus Schunk)

Im Brunnthaler Ortsteil Otterloh sind Anwohner verärgert, dass immer mehr Busse durch ihre Straßen fahren. Sie fordern, dass diese wieder am Dorfplatz wenden

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Es klingt bisschen nach Bermuda-Dreieck. Aber gemeint ist doch ganz was anderes. Schließlich ist auch nicht bekannt geworden, dass in der Ortsmitte von Otterloh auf mysteriöse Weise ein Linienbus vom Erdboden verschwunden wäre. Aber ein Problem ist das Otterloher Dreieck für die Fahrzeuge schon. Die Gemeinde hat eine Durchfahrt am Dorfplatz für Fahrzeuge gesperrt und auf diese Weise eine vom Verkehr geschützte Grünfläche geschaffen. Die Busse müssen deshalb das Dreieck umfahren und einen Rundkurs durchs Wohngebiet nehmen. Jetzt begehren dort die Anwohner auf.

Eine Reihe von Bewohnern aus der Eichendorffstraße sieht sich durch den Busverkehr belästigt und ihre Kinder unnötigen Gefahren ausgesetzt. Aus ihrer Sicht spricht viel dafür, den gesperrten Weg am Otterloher Dreieck wieder aufzumachen. Die Busse führen mit "halsbrecherischem" Tempo durch die Wohnstraßen, beklagt ein Betroffener jüngst in der Bürgerversammlung. Beschwerden beim Busunternehmen hätten nichts gebracht. Und der Verkehr hat auch zugenommen.

Anfänglich sei ein normal großer Bus der Linie 216 drei Mal täglich durch die Wohnstraßen gefahren, heißt es in dem Antrag von Bürgern. Unter Verweis auf den Fahrplan beklagen sie, dass mittlerweile 13 mal Busse fahren, wobei auch längere Schwenkarmbusse eingesetzt würden. Die langen Vehikel hätten Probleme, von der Haupt- in die Eichendorffstraße sowie in die Tölzer Straße zu kommen.

Wenn jetzt bald wieder Schnee liegt und Schneehaufen den Verkehr behindern, könnte sich die Situation verschärfen. In der Vergangenheit habe der Bus sogar rangieren müssen, um seine Tour fahren zu können, heißt es. Die Otterloher fragen auch, ob es nicht möglich sei, kleinere Transportbusse einzusetzen. Auch könnte die Straße am Dorfplatz, mit einem Poller versehen und auf die Durchfahrt von Bussen beschränkt werden. Diese könnten den Platz als Wendekreis nutzen.

Doch im Kulturausschuss des Gemeinderats war die Skepsis durchaus groß. Bürgermeister Stefan Kern (CSU) erinnerte daran, dass es Bedingung für staatliche Zuschüsse beim Radwegeprojekt gewesen sei, die Straße zum Weg herabzustufen und vom Verkehr abzunabeln. Er war aber trotzdem offen dafür, sich mit dem Vorschlag der Anlieger zu befassen. Ernst Portenlänger (SPD) war kritischer und bezeichnete den Vorschlag rundheraus als "nicht zweckmäßig". Das Otterloher Dreieck sei als grüne Mitte das "Schmuckstück" im Ort. Wenn man die Straße öffne, könne man darauf warten, dass die Grünfläche komplett "abgeschafft" werde. Kern freilich betonte, dass die "Grünzelle weitgehend erhalten bleiben" solle. Das müsse gewährleistet sein.

Über die Idee der Anwohner, die Straße mit Pollern zu sperren und nur für die Busse freizugeben, wurde diskutiert. Thomas Mayer (CSU) regte an, mit dem Busunternehmen zu reden, ob es wirklich notwendig ist, nach Otterloh einen langen Gelenkbus fahren zu lassen. Auch wenn der Busverkehr ausgebaut worden sei, stecke das Angebot noch in den "Kinderschuhen". So viele Fahrgäste seien es doch nicht. Vielleicht könnte sogar ein Elektrobus verkehren, fand Mayer. Bürgermeister Kern äußerte allerdings Verständnis für den Einsatz der großen Busse, weil die Bustypen für die jeweilige Linie gewählt würden, die die maximale Auslastung abdecken könnten. Und am Morgen seien die Busse in Otterloh voll. 40 bis 50 Kinder seien im Schulbusverkehr unterwegs, sagte Kern. Es lohne sich nicht, zwei verschiedene Bustypen auf einer Linie fahren zu lassen.

Dennoch will Kern beim Busunternehmen nachfragen. Und trotz der Vorbehalte einigten sich die Gemeinderäte darauf, eine Vorplanung machen zu lassen, ob die gesperrte Straße am Otterloher Dreieck geöffnet werden könnte. Auch soll geprüft werden, wie teuer es sein würde, dort für die Busse eine Wendemöglichkeit zu schaffen. Das alles soll nun ungeachtet der Tatsache geprüft werden, dass womöglich in zwei Jahren die Wendeschleife am Otterloher Dreieck nicht mehr benötigt wird. Denn laut Kern könnte von Dezember 2018 ein Bus auf einer viel größeren Runde verkehren. Eine neue Ringlinie vom Bahnhof Sauerlach zum Bahnhof Höhenkirchen-Siegertsbrunn und zurück sei im Gespräch. Der Bus würde dann durch Otterloh einfach durchfahren.

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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