Breitensport:Endlich auf die Piste

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Glücklich im Schnee: Manfred Kaplan (hinten rechts) mit seinen Schützlingen im Trainingslager. (Foto: privat)

Manfred Kaplan hat mitten in der Pandemie eine Skiabteilung des SV Heimstetten gegründet, die vor allem Kinder ansprechen sollte. Im ersten Jahr wurde mit Inlinern auf Asphalt trainiert. Doch seit diesem Winter ist klar, dass sich die Geduld gelohnt hat.

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

Ein Skiklub ohne Fahrten in die Berge, ohne Training im Schnee - das schließt sich aus, denkt man zunächst. Manfred Kaplan hat genau das aber erlebt: Er ist Sportlicher Leiter der im Herbst 2020 neu entstandenen Ski-Alpin-Sparte des SV Heimstetten und musste nach der Gründung pandemiebedingt rund ein Jahr lang warten, bis er mit seinen Mitgliedern tatsächlich auf der Piste stehen konnte.

Etwas Neues im Ort auf die Beine zu stellen, vor allem für die Kinder - das war das Ziel, das sich Kaplan eigener Aussage nach vor etwa eineinhalb Jahren gesetzt hatte. "Es gab beim SV Heimstetten ja schon eine Kletterabteilung, da hat die Sparte Ski Alpin gut dazu gepasst", erzählt er. Der Vereinsvorstand war schnell überzeugt, doch nach der Gründung "ging erst mal gar nichts" - Skigebiete waren geschlossen, Kontaktbeschränkungen machten selbst kleinere Vereinstreffen unmöglich.

Als im Frühjahr 2021 erste Lockerungen der Corona-Maßnahmen verkündet wurden, war Kreativität gefragt. "Sämtliche Kinder waren frustriert, sie saßen nur daheim und konnten nicht raus. Wir wollten unbedingt etwas anbieten, um ihnen einen Ausgleich zu ermöglichen", berichtet Kaplan. Die Lösung: Inline-Skaten, im Freien und mit Slalomstangen. Auch ohne Vereinsmitgliedschaft konnten die Kinder "zumindest schon mal so tun, als würden sie Skifahren", sagt Kaplan lachend. Ein Angebot, das gut ankam: Rund 40 Kinder meldeten sich ihm zufolge an - so viele, dass die Teilnehmer aufgrund der damals nach wie vor geltenden Kontaktbeschränkungen in mehrere Gruppen aufgeteilt werden mussten. "Die Begeisterung war bei vielen geweckt", sagt der Heimstettener. "Manche haben damals schon gefragt, ob man auch auf Skiern Slalom fahren kann."

Als an Skifahren nicht zu denken war, übten die Kinder auf Inline-Skates. (Foto: privat)

Bis die Kinder das ausprobieren konnten, vergingen allerdings weitere Monate. Erst im vergangenen Herbst zeichnete sich ab, dass die Skigebiete öffnen dürfen. Kaplan und sein Team organisierten nun erstmals einen Ausflug in die Berge: Eine Wanderung zum Sonnenbichl in Bad Wiessee. Wenig später stand - rund ein Jahr nach der Gründung der Sparte - auch das erste Ski-Training am Stubaier Gletscher an. "Mit dem Skifahren haben wir zuerst vorsichtig angefangen. Nach den Lockdowns war bei vielen die Kondition nicht mehr so gut, manche waren unsicher", so Kaplan. "Aber Kinder kommen schnell wieder rein und lernen auch flott. Mittlerweile haben wir sogar schon zwei Rennen hinter uns."

Bisheriger Höhepunkt der kurzen Skiklubgeschichte war dem Leiter zufolge das Trainingslager, das Anfang des Jahres in Südtirol stattfand. Eine solche Reise unter Pandemie-Bedingungen zu planen, sei nicht einfach gewesen. "Aber der Aufwand hat sich gelohnt", erzählt Kaplan. "Der Zusammenhalt war phänomenal." Wichtig ist ihm eigenen Worten nach eine familiäre Atmosphäre: Bewusst trainiere man nicht in getrennten Altersgruppen, sondern gemeinsam - von den jüngsten Kindern im Grundschulalter bis hin zu fast volljährigen Jugendlichen. "So können die Großen den Kleinen helfen und die Kleinen haben Vorbilder."

Nach dem Training steht die Videoanalyse an. (Foto: privat)

Innerhalb kürzester Zeit seien so bereits Freundschaften entstanden, nicht nur unter Kindern und Jugendlichen, sondern auch unter den Eltern, die laut Kaplan ebenfalls an Trainings und Ausflügen teilnehmen dürfen. "Nach dem Trainingslager in Südtirol haben auch viele Kinder bei ihren Nachbarn und Freunden Werbung für den Skiklub gemacht", sagt Kaplan.

Stetig wuchs die Zahl der Mitglieder, wie der Heimstettener berichtet, mittlerweile haben sich 38 Kinder im Verein angemeldet - eine Entwicklung, die Kaplan nicht ohne Genugtuung beobachtet: Zu Beginn habe es immer wieder Stimmen gegeben, die an dem Vorhaben gezweifelt hätten. "Das wird doch eh nichts, während der Pandemie eine neue Abteilung zu gründen" - mit dieser Aussage wurde Kaplan eigenen Worten zufolge immer wieder konfrontiert. "Aber man muss es zumindest probieren. Jetzt sind wir stolz, dass wir schon so viele Kinder für den Verein gewinnen konnten - und das in einer Phase, in der viele andere Sportklubs Mitglieder verlieren." Auch die spürbare Begeisterung der Kinder gibt Kaplan und seinem Team recht, wie er selbst sagt. "Das Dauergrinsen ist der beste Dank."

Die erste Skisaison des Klubs neigt sich dem Ende zu, der Abschluss soll im März mit einer Vereinsmeisterschaft am Oedberg gefeiert werden. Für den Sommer hat Kaplan ebenfalls bereits Pläne: In die Berge soll es auch bei wärmeren Temperaturen gehen, zum Wandern oder Mountainbike-Fahren. Damit die Kinder das Skifahren in der schneefreien Zeit nicht ganz verlernen, kann sich Kaplan einen Ausflug in den Wasserski-Park vorstellen - und auch das Slalom-Inlinern soll es heuer wieder geben.

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