Boris Becker vor dem Landgericht:Aussage im Trainingsanszug

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Ein Internet-Unternehmer verklagt Boris Becker wegen eines angeblichen Darlehens über 500.000 Euro. Der Ex-Tennisprofi sagt aus - und kehrt danach ins Krankenhaus zurück.

Ekkehard Müller-Jentsch

Ich muss mich für meinen legeren Aufzug entschuldigen", sagte Boris Becker am Donnerstagnachmittag zu Richterin Eva Steininger und legte im Gerichtssaal sein Bein auf die Beklagtenbank. "Ich bin gerade am Sprunggelenk operiert worden", erklärte er. "Bänderriss." Tatsächlich ist der prozesserfahrene Becker bei Verhandlungen sonst stets elegant gekleidet - diesmal war er im Justizpalast nur mit Trainingsanzug und warmem Pullover erschienen. Im Vergleich zu früheren Prozessen geht es diesmal vor dem Landgericht für ihn auch nur um Peanuts: Eine halbe Million Euro will Klaus Harisch, Chef der Münchner GoYellow Media AG, die nun 11800 AG heißen soll, von dem Tennisstar.

Boris Becker vor dem Landgericht: Ein Münchner Internet-Unternehmen will dem Ex-Tennisprofi ein Darlehen in Höhe von 500.000 Euro gegeben haben. (Archiv) (Foto: Bongarts/Getty Images)

Gestritten wird um einen Darlehensvertrag: Harisch will um die Jahrtausendwende Becker eine Million Mark vorgestreckt haben, also rund 500000 Euro. Damals herrschte die Euphorie des Neuen Marktes - bis dann die Internetblase platzte. Harisch hatte den Sportler im Büro der BBM Boris Becker Marketingagentur, Unterföhring, aufgesucht. Der Wimbledon-Sieger, der zu dieser Zeit gerade für einen amerikanischen Online-Dienst deutschen Fernsehzuschauern erklärte: "Ich bin drin", sollte Galionsfigur für ein Internet-Portal für gesunde Ernährung werden. Und damit Harisch weitere Investoren gewinnen konnte, sollte Boris nach außen hin mit eigenem Geld in die neue AG einsteigen.

Eigenes Geld in die Hand zu nehmen, sei damals aber nicht sein Geschäftsmodell gewesen, erklärte Becker der Richterin. Deshalb habe Harisch die Sache mit dem angeblichen Darlehensvertrag vorgeschlagen, der dann erst im Tresor verschwinden sollte - "und eines Tages ist er ganz weg", habe Harisch ihm gesagt, versicherte Becker nun. Für ihn sei immer klar gewesen, "dass dieses Darlehen eine Sache von Dr. Harisch ist", sagte er. "Ich hatte ein Darlehen doch gar nicht nötig." Nach der Aussage wurde er von der Richterin entlassen, zurück ins Krankenhaus.

Harisch versicherte dagegen, dass Becker das Geld von ihm als Vorschuss auf den Werbevertrag beziehungsweise auf die erhofften Aktiengewinne bekommen habe - "eben weil er nicht sein eigenes Geld nehmen wollte". Zum Abschluss dieses Deals habe ihm Becker "als Zeremonie" einen Tennisschläger überreicht. Bald darauf sei "diese Sache in London passiert" und Becker geraume Zeit für niemanden erreichbar gewesen. Von einem Scheinvertrag könne keine Rede sein, schon wegen des Finanzamtes nicht - das wäre dann nämlich eine steuerpflichtige Schenkung gewesen, sagte er.

Die Richterin hörte anschließend bis in den frühen Abend hinein Zeugen an, um zu klären, wer damals was gesagt, gemeint oder getan hat. Per Videoschaltung ins Berliner Landgericht wurde auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein befragt, seinerzeit Reuschel-Banker und später Mitarbeiter von Harisch.

Die Verhandlung wird fortgesetzt.

© SZ vom 17.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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