Bogenhausen:Sammeln für das Grüntal

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Sie kämpfen um ihr Lieblingslokal: Die Bogenhausener wollen die Schließung des Grüntals verhindern und kaufen nun selbst Anteile - einige sogar für eine Million Euro.

Ekkehard Müller-Jentsch

Ihr historisches Wirtshaus Grüntal lassen sich die Bürger des Herzogparks nicht nehmen: Sie investieren jetzt selbst in den Traditionsbiergarten. Weil unter den bisherigen Wirten Roland und Stephan Kuffler das Lokal nicht mehr rentabel lief und zum Jahresende geschlossen wird, greifen immer mehr Münchner in die eigene Tasche und kaufen sich ins Grüntal ein: Die Anteile, die bereits geflossen sind, reichen von 1000 Euro bis zu einer Million.

Kein Sommer ohne den Biergarten des Wirtshauses Grüntal: Weil das Lokal zum Jahresende geschlossen werden soll, investieren nun Bürger aus dem Herzogpark in die Traditionsgaststätte - manche 1000 Euro, manche bis zu einer Million. (Foto: Catherina Hess)

Gastronomisch scheint das Objekt interessant zu sein: Mehrere bekannte Wirte, darunter zwei junge Sterneköche, sowie Holger Stromberg, Koch der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, sind offenbar daran interessiert, als Pächter in den Betrieb einzusteigen.

Rund 66 Prozent des notwendigen Eigenkapitals seien bereits zusammengekommen, sagte am Mittwoch einer der Initiatoren dieses Selbsthilfeprojekts, Rolf Rossius. Alles wäre aber nicht möglich gewesen, wenn der derzeitige Eigentümer, die Bayerische Hausbau, nicht kooperativ gewesen wäre, erklärt der Bauunternehmer. Die Firmenvorstände Jürgen Büllesbach und Kai-Uwe Ludwig hätten nach langen Verhandlungen ihre Zustimmung bei einem Kaufpreis signalisiert, der deutlich unter einem andernfalls möglichen Investorengewinn liegt, um den Bürgern eine Chance zu geben.

Branchenkenner schätzen, dass eine Bebauung des attraktiven 3300-Quadratmeter-Areals in herausragender Lage um die 15 Millionen in die Kassen der Hausbau hätte fließen lassen. Ob es stimmt, dass sich die Eigentümerfamilie Schörghuber darüber hinaus auch persönlich bei dem Brügerprojekt engagiert, kommentierte Rossius nicht.

Es soll allerdings Vertragsklauseln geben, dass die neuen Anteilseigner nicht ihrerseits irgendwann einen Reibach mit dem Grundstück machen dürfen und der HausbauGmbH in solch einem Fall wieder Zugriffsrechte zustehen würden.

Initiatoren der Rettungsaktion waren zusammen mit den Unternehmern Rolf und Bodo Rossius vor allem auch der Vermögensverwalter Christian Stark, der Wirtschaftsjurist Thomas Schrade und der Steueranwalt Walter Offinger. Sie betonen, dass alle Gelder auf einem notariellen Treuhandkonto gesammelt werden.

Mehrere Veranstaltungszusagen von Münchner Großfirmen

Über die Finanzierung des noch offenen Betrages verhandle man bereits mit der Münchner Stadtsparkasse, die offenbar günstige Konditionen einräumen wolle. Bis Ende Dezember soll alles so weit gereift sein, dass mit einer Renovierung des Lokals - so weit nötig - begonnen werden und das Grüntal dann am 30. März rechtzeitig zur Sommersaison eröffnen kann. "Wir haben bewusst nicht den 1. April dazu gewählt, damit es nicht wie ein Aprilscherz klingt", sagt Rossius.

Die Bürger-Investoren sind davon überzeugt, dass das Grüntal wieder an alte Erfolge anknüpfen kann. Man wolle ein ebenso bewährtes wie populäres Lokal erhalten und trotzdem mit einem gesunden Preis-Leistungs-Verhältnis auch junge Kundschaft gewinnen. Mehrere Münchner Großfirmen hätten bereits Zusagen für Veranstaltungen gegeben, die einen Tagesumsatz von wenigstens 50.000 Euro abwerfen sollen. Auch mit der Paulaner-Brauerei sei man im Gespräch und dürfe mit deren langfristiger Unterstützung rechnen.

Wer sich gleich mit einem siebenstelligen Betrag an dem Rettungsprojekt beteiligt, wollten die Initiatoren am Mittwoch auf Wunsch der Betroffenen aber nicht verraten: Es komme aus der privaten Kasse einer sehr angesehenen Familie, die im Herzogpark wohne.

Mitte November soll die Gründerversammlung der Groß- und Kleinanleger stattfinden. Derzeit möchte man aber noch viele Anteilsscheine an den Mann bringen. "Die Rendite wird nicht mit der von geschlossenen Immobilienfonds konkurrieren können", sagt Rossius. Der Gewinn liege vor allem "im Erhalt einer bedeutsamen Institution im Herzogpark".

© SZ vom 28.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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