Bildungsoffensive:Hausaufgaben für die Feiertage

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Die Gemeinderäte von Höhenkirchen-Siegertsbrunn vertagen eine Entscheidung für einen der drei möglichen Realschulstandorte. Das eigens in Auftrag gegebene Verkehrsgutachten hilft dem Gremium nicht weiter. Jetzt muss jede Fraktion ihren Favoriten finden

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Die Sorgen und Befürchtungen kamen nicht von ungefähr. Das haben die Gemeinderäte in Höhenkirchen-Siegertsbrunn jetzt Schwarz auf Weiß. Ein Gutachten des Beratungsbüros Intraplan aus München hat ergeben, dass der eigentlich naheliegende Standort für eine Realschule direkt neben dem Gymnasium die Straßen im Zentrum zu sehr belasten könnte. Die Errichtung der Realschule neben der Erich-Kästner-Schule oder am S-Bahnhof Wächterhof wäre leichter umzusetzen - aber auch nicht unproblematisch.

Beinahe wäre das Realschulprojekt schon frühzeitig an der Frage gescheitert, wie der durch die Einrichtung zusätzlich zu erwartende Verkehr bewältigt werden soll. Die Menschen am Ort ächzen unter den länger werdenden Autokolonnen, die sich im Berufsverkehr auf Bahnhof- und Rosenheimer Straße bilden. Als sich der Gemeinderat dann doch durchrang, die Schule an den Ort zu holen, war klar, dass ein Verkehrsgutachter sich die Situation erst einmal anschaut - und ein Standort ausgewählt werden muss, der die ohnehin viel befahrenen Straßen nicht noch mehr belastet. Eine Entscheidung fiel am Donnerstagabend, als Gutachter Markus Schubert von Intraplan im Gemeinderat seine Untersuchung präsentierte, nicht. Die Gemeinderäte sollen über die Weihnachtsfeiertage in sich gehen.

Eindeutig bestätigten die Verkehrsströme, die Schubert auf Grundlage von ausgewerteten Handy-Verbindungsdaten nachgezeichnet hatte, dass die Bahnhofstraße und der Bahnhofsplatz, wo sich das Gymnasium befindet, schon jetzt nah dran am Limit sind. 12 000 Fahrten täglich werden dort gezählt, 9200 sind es auf der Rosenheimer Straße. Und es werden auch ohne eine Realschule in den kommenden Jahren mehr werden. Die Gemeinde weist Baugebiete aus. Am Bahnhof laufen gerade jetzt die Arbeiten für ein Wohnbauprojekt an. Das Gymnasium wird um knapp 300 Schüler bis ins Jahr 2025 anwachsen. Gutachter Markus Schubert rechnete hoch, dass bis dahin 700 bis 1000 Fahrzeuge zusätzlich auf der Bahnhofstraße unterwegs sein werden. Ein Zuwachs von knapp zehn Prozent.

Würde die Realschule am Bahnhof, hinter dem Gymnasium errichtet, kämen auf der Bahnhofstraße zusätzlich 500 Fahrzeuge oben drauf. Alles in allem wäre das aus Sicht von Schubert schon ein "relevanter Zuwachs". Manfred Eberhard (UB) fragte irritiert nach, wie die An- und Abfahrt zur Schule über die Carl-Orff-Straße bewältigt werden sollte. Die Kreuzung an der Bahnhofstraße wäre wohl überlastet. Schubert sprach von notwendigen "verkehrstechnischen Maßnahmen". Als ihn Mindy Konwitschny (SPD) bat, das zu konkretisieren, deutete Schubert indirekt an, dass der Verkehrszuwachs, ob durch eine Ampel oder anders, nur schwer aufgefangen werden könnte.

Dabei spielt die Besonderheit eine Rolle, dass der Verkehr von und zu einer Schule innerhalb kurzer Stoßzeiten abläuft, vor allem aber morgens zwischen 7.30 und 8 Uhr. Auch die Zahl der Fahrten steigt: Bringen die Eltern ihr Kind zur Schule, fahren sie allein zurück, um es dann wieder abzuholen und gemeinsam heimzufahren - macht vier Touren.

Dieser Autoverkehr wäre auch eine Herausforderung, würde die Realschule neben der Erich-Kästner-Schule an der Brunnthaler Straße gebaut. Dort ist laut Eberhard, der dort als Schulweghelfer lange im Einsatz war, morgens die Straße auch dicht. Mit der Realschule würde dort der Verkehr um zehn Prozent zunehmen, während in der Bahnhofstraße und in der Rosenheimer Straße geringe Zuwächse zu befürchten wären.

Am günstigsten freilich wäre es für die Verkehrsbelastung im Ort, die Schule draußen am Gewerbegebiet Nord etwa 300 Meter entfernt vom S-Bahnhof Wächterhof zu schaffen. Aus Sicht von Schubert wäre die Entfernung zum Hauptort gerade noch so, dass die Schüler auch das Fahrrad nehmen könnten. Ob diese begeistert wären von einer Schule so weit draußen, ist fraglich. Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) ist ebenfalls skeptisch. Sie hatte schon einmal zu bedenken gegeben, dass dort Läden oder Cafés fehlten, also jegliche Infrastruktur, die man im Zentrum findet.

© SZ vom 22.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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