Bilanz:Wasser auf die Mühlen

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Verlust bei der Unterhachinger Geothermie befördert in Grünwald Ruf nach Ausstieg

Von Claudia Wessel, Grünwald

790 000 Euro Verlust im Jahr 2016 - diese Bilanz der Geothermie Unterhaching Produktions GmbH und Co. KG, die am Dienstagabend bei der Vorstellung des Jahresabschlusses im Grünwalder Geothermie-Ausschuss präsentiert wurde, ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker einer Beteiligung der Erdwärme Grünwald (EWG) an der Unterhachinger Gesellschaft. Zu ihnen gehören FDP-Gemeinderat Michael Ritz und seine Fraktion mit Ausnahme von Matthias Schröder. Sie plädieren für einen Verkauf des 50-Prozent-Anteils an der Gesellschaft. Als Käufer schweben der FDP ein anderes Energieunternehmen oder ein Finanzinvestor vor.

Dass die Beteiligung von Privatinvestoren durchaus möglich sei, zeige unter anderem die Geothermie in Taufkirchen, die der Gemeinde Oberhaching und zwei Privatunternehmen gehört. Ritz hält es insofern für möglich, die 50 Prozent zu verkaufen. Mit der Erdwärme Grünwald dagegen ist Ritz sehr zufrieden. "Ich begrüße die erfreulichen Ergebnisse", sagt er. Sicher könne man die Zahl der Hausanschlüsse noch erhöhen, doch alles in allem laufe das Geschäft gut und mit dem Geschäftsführer Andreas Lederle sei er insgesamt "sehr zufrieden". "Der Jahresabschluss 2016 der Geothermie Unterhaching war fachlich korrekt, deshalb habe ich auch zugestimmt", sagt Achim Zeppenfeld (SPD), wie Michael Ritz Mitglied des Geothermieausschusses. "Trotzdem sehe ich es ziemlich kritisch, dass wir so viel Geld investieren in eine Gesellschaft, die in einer anderen Gemeinde ist." Eine Verbundleitung zwischen beiden Gemeinden sei durchaus sinnvoll, aber "die ganzen Anlagen in Unterhaching, die sehr viel Geld fressen", sind ihm ein Dorn im Auge. Sollte es darum gehen, ob die Beteiligung an Unterhaching noch erhöht wird, "wäre ich wahrscheinlich dagegen", so Zeppenfeld.

Unzufrieden ist der SPD-Gemeinderat auch mit der Zahl der Hausanschlüsse in Grünwald, die Erdwärme-Geschäftsführer Andreas Lederle dem Geothermieausschuss mitteilte. Geplant waren 150 pro Jahr, nun werden bis Ende des Jahres Lederle zufolge nur "um die 100" erwartet.

Die Grünen sind ebenfalls sehr besorgt angesichts der Zahlen aus Unterhaching. "Die Insolvenz hat man ja scheinbar verhindert", sagt Ingrid Reinhart (Grüne). "Aber jedes Jahr wird es schlimmer mit den Verlusten, weil unvorhergesehene Dinge passieren. Das Kalina-Kraftwerk muss man wohl abreißen." Ihre Kritik an der Beteiligung sieht die Grüne bestätigt. Der Einstieg in die Gesellschaft der Nachbarkommune sei dem Gemeinderat als "Supergeldanlage" verkauft worden, doch das Gegenteil sei der Fall.

Wie es weitergeht? "Im Raum steht eine Sanierung Unterhachings", berichtet Reinhart. "Da braucht es noch Gesellschafterbeschlüsse." Die sollen in der Gemeinderatssitzung am kommenden Dienstag im nicht-öffentlichen Teil fallen. Reinhart würde gegen eine Erhöhung der Anteile stimmen. Auch Oliver Schmidt (PBG). "Unterhaching ist für mich nicht akzeptabel, jetzt nicht und früher nicht", sagt Schmidt. Es sei genau das eingetreten, was man von Anfang an befürchtet habe. Er wolle auf keinen Fall noch mehr Geld in das Projekt stecken. Sonst blieben andere Projekte "auf der Strecke", warnt der PBG-Vertreter.

"Das sind Steuergelder."

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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