Bienen:Das große Summen

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Günter Oberhauser ist ein passionierter Hobbyimker. Der 81-Jährige hat sich zudem immer bemüht, sein Wissen über das Leben der Bienenvölker an andere weiterzugeben, vor allem an Kinder

Von Daniela Bode, Hohenbrunn/Neubiberg

Eine kleine Wiese im Außenbereich des Gymnasiums Neubiberg. Ein paar Schüler in weißen Imker-Schutzjacken und -hüten stehen um drei Bienenkästen herum. "Nehmt mal den Deckel ab, gebt einen Rauchstoß rein und dann schaut Rähmchen für Rähmchen genau durch", fordert Günter Oberhauser sie auf. Bestimmt, aber freundlich. Durch den Rauch aus dem Smoker werden die Bienen etwas ruhiger, weil sie glauben, der Wald brenne, und sich daher ihre Bäuche mit Honig füllen - so kann man sie besser beobachten. Die Schüler sollen sehen, wie es ihren Schützlingen geht. Idealerweise schaut man seine Bienen alle acht bis zehn Tage durch.

Der Hohenbrunner ist passionierter Hobbyimker und hilft den Schülern dabei. Seit vielen Jahren gibt der 81-Jährige sein Wissen und seine Begeisterung für Bienen an andere weiter. Er ist Pate der Schulimker-Gruppe am Gymnasium, das ist nur eine von vielen Patenschaften. 27 Jahre lang brachte er bei der Bienenwoche in Neubiberg Kindern das Leben der Bienen nahe. Viele dürften ihn auch vom Ottobrunner Wochenmarkt am Bahnhofsplatz kennen - dort verkaufte er früher Honig und Blütenpollen.

Als der Hohenbrunner noch als Führungskraft bei einer großen Firma tätig war, beobachtete er, so erzählt er, wie Kollegen nicht mit ihrem frühzeitigen Ruhestand zurecht kamen. So beschloss er, "ich suche mir eine Beschäftigung, die mir Freude macht". Zumal er ohnehin jemand ist, der nicht nichts tun kann. "Ich freue mich, wenn ich etwas schaffe", sagt er. So entdeckte er die Arbeit mit den Bienen für sich, und damit fast so etwas wie seinen zweiten Beruf.

Als er etwa 52 Jahre alt war, schenkte ihm seine Cousine ein Bienenvolk. Er brachte es am Waldrand in Hohenbrunn unter. "Ich hatte einen stressigen Beruf. Wenn ich zu den Bienen kam, hatte ich die Möglichkeit, mich in Ruhe um sie zu kümmern", sagt Oberhauser. Bienen also, um abzuschalten. Aber das war nicht alles. Der Hohenbrunner war fasziniert von den fleißigen Insekten. Von ihrer Art zu leben, sich ihre Nahrung über den Winter einzuteilen, von ihrer Art, zu kommunizieren und ihrer Gesellschaftsordnung. "Da könnten wir Menschen uns was abschauen", sagt er. Also hörte er sich viele Fachvorträge an, besuchte Schulungen, lernte viel an seinen Bienen. "Es gibt Imker, die nur Bienen streicheln wollen, anderen ist es wichtig, dass die Bienen groß und mächtig werden und einen Ertrag bringen", sagt er. Er selbst entschied sich für ein Mittelding, es ging ihm immer darum, dass es den Bienen gut geht. Honig ernten war ihm aber ebenso wichtig. Ein guter Imker greife außerdem in die Staatenbildung der Bienen ein,quasi als der oberste Staatsmann. "Ich bilde mir ein, dass ich ein guter Staatsmann war", sagt er und lacht.

Bei dem einen Bienenvolk blieb es freilich nicht. Zu Hochzeiten verfügte Oberhauser mehr als 60 Bienenvölker. Zu der Zeit erntete er so viel Honig, dass er mit zwei bis drei 300-Liter-Fässern im Jahr am Markt stand und die süße Masse verkaufte. "Ich hatte den besten Honig in der Umgebung", sagt er. Besonders stolz ist er auf ein selbst konstruiertes, zum Boden hin trichterförmig zulaufendes 120-Liter-Edelstahlfass, dank dem er auch bei kleineren Mengen einen besonders cremigen Blütenhonig hinbekommt. Heute hat er noch sieben Bienenvölker.

Oberhauser war nicht nur sehr erfolgreich mit den eigenen Bienen. Er gab auch mit viel Freude seine Begeisterung und sein Wissen weiter. Von 1989 an bot er im Neubiberger Umweltgarten jedes Jahr die Bienenwoche an. Er erklärte Kindergarten- und Schulkindern, wie das Leben im Bienenstock abläuft, ließ sie vor einem Schaukasten die emsigen Tiere beobachten und beantwortete Fragen. "Es hat immer viel Spaß gemacht mit den Kindern, sie haben ein so großes Interesse", sagt er. Die Aktion war so beliebt, dass bis zu 600 Kinder kamen. Außerdem betreute Oberhauser von 1992 bis Anfang 2016 die Bienenvölker im Neubiberger Umweltgarten ehrenamtlich. Neben der Bienenwoche baute er die Schulimkerei am Ottobrunner Gymnasium auf und unterstützte das Projekt fachlich. Nun betreut er die Schulimkerei am Gymnasium Neubiberg und hat mit seinem Imker-Kollegen Günter Loschwitz, der mittlerweile auch die Bienenwoche übernommen hat, die Patenschaft für den Kurs übernommen.

Seine Achtsamkeit, seine Fähigkeit, die Dinge kindgerecht darzustellen und seine ruhige Art dürften Oberhauser bei der Arbeit mit Kindern förderlich gewesen sein. Bestimmt und etwas energischer kann der 81-Jährige aber schon auch werden. Etwa wenn er seine Sorgen um die Bienen kundtut. Weil dieses Jahr viele Blüten erfroren seien, fehlte den Tieren ihr Futter. Probleme sieht er auch in der Landwirtschaft. In Hohenbrunn werde zu 98 Prozent nurmehr Hybridraps angebaut. "Der ist aber selbstbestäubend, es gibt also keine Pollen und keinen Nektar", sagt er.

Die Gemeinde Neubiberg honorierte das Wirken des Hobby-Imkers 1996 mit dem Umweltpreis, insbesondere für seine Bienenwoche wurde er 2016 von Landrat Christoph Göbel geehrt. Beim Neujahrsempfang bekam Günter Oberhauser in diesem Jahr von der Gemeinde die Ehrenmedaille in Silber für seine Arbeit. Oberhauser wird sich bestimmt in Zukunft noch Fachvorträge über Bienen anhören, wie er das immer gerne getan hat, um noch mehr über seine Schützlinge lernen. Seine Faszination von der Königin und ihren Arbeiterinnen ist ungebrochen.

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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