Bibelgeschichten:Wie der Esel zur Maria wurde

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Jedes Jahr proben Kinder in Pullach ein Krippenspiel mit wechselnden Schwerpunkten

Einer der Statisten läuft lieber hin und her, die drei Hirten müssen noch entscheiden, ob sie rechts oder links abbiegen wollen. Gelächter in der Gruppe: Der ein oder andere hängt beim Text und weiß nicht weiter. Noch läuft nicht alles glatt bei den Proben der Lebenden Krippe im Jugendraum der Pullacher Jakobuskirche. Bis zur ersten Aufführung im Seniorenheim am 17. Dezember ist es aber auch noch ein bisschen hin. Bis dahin hilft Ulrike Kulzer aus - gibt Regieanweisungen, erinnert an den Einsatz und stimmt zum Singen ein. Seit mehr als 20 Jahren probt die Erzieherin stets zur Weihnachtszeit mit den Kindern die Lebende Krippe, in diesem Jahr sind 13 Mädchen und ein Junge mit dabei. Statt den Josef zu spielen, schlüpft Jonas jedoch lieber in das Gewand eines Hirten. Bei der Anmeldung durfte er seine Wunschrolle angeben. Marita Mäder darf in diesem Jahr endlich die Maria spielen, nachdem sie in den vergangenen Jahren als Esel und Engel auftrat. Das beste daran? "Dass ich endlich mal ein Kleid tragen darf", sagt sie mit einem Strahlen im Gesicht.

Ihre jüngere Schwester Nika dagegen freut sich, dass sie eine Sprechrolle hat. Besonders beliebt sei die Rolle der Hirten. Woran das liegt? Das weiß auch die Tochter von Ulrike Kulzer nicht. Veronika Kulzer ist ebenfalls jedes Jahr mit dabei. Allerdings spielt sie nicht mehr aktiv mit. Veronika Kulzer ist als Erzählerin und Schreiberin des Stückes dabei. Sie sitzt am Rand auf einem Stuhl und liest aus dem Skript, bis einer der Engel einsetzt, einer der Hirten oder gar Maria und Josef sprechen.

Ein Junge und viele Mädchen sind in diesem Jahr bei der Lebenden Krippe dabei. Bis jeder seinen Einsatz erwischt, muss noch ein bisschen geprobt werden. Immerhin, die Engelsflügel sitzen schon. (Foto: Angelika Bardehle)

Ihre Leidenschaft hat sie zur Berufung gemacht: Schauspielstudium an der Internationalen Schule für Schauspiel. Die 24-Jährige lässt ihr Fachwissen in die Stücke der Lebenden Krippe miteinfließen, sie schreibt seit etwa zehn Jahren das Script für die Lebende Krippe. Veronika Kulzer hat aber auch einen Faible für andere Genres, fernab der Bibelgeschichte: Krimis am liebsten, aber auch mal Komödien. So handelt beispielsweise ihr jüngstes Stück von einer bayerischen Putzfrau, die ihre eigene Band gründet. "Ich mag sowohl das Schreiben für die Bühne als auch das Spielen auf dieser", sagt sie.

Die Proben für die Lebende Krippe beginnen jedes Jahr Mitte November, bis zu zwei Wochen vorher können sich die Kinder und Jugendlichen noch für eine Rolle anmelden. "Ich finde es so faszinierend wie viele der Kinder immer wieder hier mitmachen und sich nicht für zu cool halten, obwohl sie auch schon älter werden", sagt Veronika Kulzer. Auf die Anzahl der Rollen zugeschnitten, beginnt sie mit dem Schreiben. Aber wozu jedes Jahr ein neues Stück, wenn die Weihnachtsgeschichte die gleiche bleibt? Sie setze jedes Jahr einen anderen Schwerpunkt. In diesem Jahr thematisiert sie den Kirchgang. Ihre Kritik: Warum nehmen Menschen sich das Recht, über solche zu sprechen, die nur einmal im Jahr und das zu Weihnachten in die Kirche gehen - leben und leben lassen lautet hier das Motto. "Ich will dem Zuschauer nicht vorgeben, was er denken soll, vielmehr geht es mir darum, mit meinem Stück Denkanstöße zu geben." Und das für Jung und Alt. Insgesamt vier Auftritte haben sie dieses Jahr, zwei im Seniorenheim und zwei an Heiligabend in der Pullacher Kirche. Mit der Lebenden Krippe schaffen Tochter und Mutter nicht nur bei den Zuschauern Freude, auch die Teilnehmer selbst sind begeistert.

Auch musikalisch wird etwas geboten, wenn die Kinder ihr Krippenspiel im Seniorenheim aufführen. (Foto: Angelika Bardehle)

"Ich mag das Schauspielern und finde es lustig in unserer Gruppe", sagt die 14-jährige Sophia Dietze, die bereits ein alter Hase ist - das fünfte Mal schon ist sie dabei, wie manch anderer auch. Damit auch dieses Jahr alles gut läuft, wird noch fleißig geprobt. Beim zweiten Durchgang vergisst dann auch schon niemand mehr seinen Einsatz.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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