Betreuungsplätze:Erst die Kinder, dann das Rathaus

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In dem Gebäude Bahnhofplatz 1 könnten ein Kindergarten und ein Hort einziehen. Es soll als Mulitfunktionsbau saniert werden. (Foto: Claus Schunk)

Höhenkirchen-Siegertsbrunn plant, am Bahnhof ein Multifunktionshaus für soziale Zwecke einzurichten

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Mit dem neuen Rathaus wird es in Höhenkirchen-Siegertsbrunn auf die Schnelle nichts. Dafür fehlt das Geld. Und allzu dringlich ist es damit auch nicht, sagt sogar die Bürgermeisterin. Ursula Mayer (CSU) drückt derzeit der Schuh ganz woanders. Sie muss gegen die fehlenden Betreuungsplätze für Kindergarten, Hort und Mittagsbetreuung etwas tun. Und so beschloss der Gemeinderat auf ihren Vorschlag hin am Donnerstagabend, einen ungewöhnlichen Schritt zu gehen. Ein Gewerbebau an der Ecke Bahnhofsplatz und Bahnhofstraße soll als Multifunktionsbau für soziale Zwecke hergerichtet werden. Später steht der Bau dann für das dort geplante Rathaus zum Abriss frei.

Die fehlenden Betreuungsplätze sind am Ort das Thema der Stunde. 50 oder 60 Kinder stehen für September auf der Warteliste, je nach Lesart. Vielleicht mehr, vielleicht sind es am Ende weniger. Die Anmeldungen laufen und Mayer räumte im Gemeinderat ein, einen aktuellen Stand nicht nennen zu können. Die Lage verkompliziert die Tatsache, dass die Gemeinde die Vergabekriterien ändert. Wer am Ende einen Betreuungsplatz bekomme, sagte Mayer, sei schwer vorhersagbar.

In dieser Situation könnte es der Gemeinde helfen, dass sie für den Rathausneubau das 3600 Quadratmeter große Grundstück erworben hat, das vereinbarungsgemäß nach Abriss der bestehenden Gewerbebauten im Sommer 2019 übergeben werden soll. Darüber, wann der Bau des Rathauses beginnen soll, herrscht in der Gemeinde keine klare Linie. Luitgart Dittmann-Chylla (Grüne) bekannte, dass sie sich einen möglichst baldigen Bau, vielleicht sogar bis zum Jahr 2020 wünscht. Doch Mayer widersprach, ihr reiche das bestehende Rathaus aus. Die Gemeinde werde Geld brauchen, um nach Abschluss der Planungen für das Ruf-Gelände dort ihre Ziele umzusetzen. Frühestens in zehn Jahren werde es was mit dem Rathaus werden, sagte sie. Bis dahin sollte der Gewerbebau besser stehen bleiben und für 300 000 Euro als Multifunktionsgebäude hergerichtet werden. So könnte bis zum Herbst sogar ein Kindergarten für 40 Kinder und ein Hort für 25 Kinder entstehen. Das Kreisjugendamt im Landratsamt habe sich positiv zu diesen Plänen geäußert, sagte Mayer. Die Caritas stehe als Betreiber zur Verfügung für eine Einrichtung, die nach dem Übergang in einem anderen Bau weitergeführt werden könnte.

Dittmann-Chylla war das zu vage. Sie forderte vor einer Entscheidung Informationen über den Bauzustand. Mindy Konwitschny (SPD) warb für einen Abriss und dafür, Container anzuschaffen, in die die Betreuungseinrichtungen einziehen könnten. Die Container könnten hinterher für anderes verwendet oder verkauft werden. Sie lehne es ab, so viel Geld in ein in absehbarer Zeit doch abzureißendes Gebäude zu stecken. "Die 300 000 Euro sind dann weg." Zudem löse das zusätzliche Raumangebot nicht das eigentliche Problem fehlender Erzieherinnen, sagte sie. Mindestens drei Gruppen seien mangels Personal in der Gemeinde geschlossen. Mayer sagte unter Verweis auf den Rechtsanspruch von Eltern auf einen Betreuungsplatz, dass die Gemeinde zunächst schon mal die Räume zur Verfügung stellen sollte. Um Personal bemühe man sich ja auch.

Andrea Hanisch (CSU) empfahl dagegen dringend, das in gutem Zustand befindliche Haus zu sanieren. Leonhard Karl (CSU) fand die Vorstellung wenig reizvoll, dass über Jahre Containerbauten am Bahnhof stehen sollten. Das Raumklima im Gebäude sei besser als in Containern. Gegen sieben Stimmen wurde beschlossen, den Bau stehen zu lassen und eine Sanierung anzugehen.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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