Betreuung:Bauen für die Kinder von morgen

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Auch die künftigen Bewohner der Häuser an der Biberger Straße haben Kinder, die betreut werden müssen. (Foto: Claus Schunk)

In Unterhaching wird der Bedarf an Betreuungsplätzen in den kommenden Jahren stark ansteigen. Deshalb sorgt die Gemeinde vor

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Die Gemeinde Unterhaching wächst und mit ihr der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen. Betrachtet man das vorhandene Angebot und vergleicht es mit der voraussichtlichen Anzahl von Kindern, die in den kommenden Kindergartenjahren unterkommen sollen, könnte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) langsam nervös werden. Oft schon hat er im Frühjahr den Zorn der Eltern zu spüren bekommen, wenn die erst einmal keinen Betreuungsplatz für ihre Söhne und Töchter nach den Sommerferien in Aussicht gestellt bekamen und sich mit der Warteliste begnügen mussten.

Auch die Berechnungen aus diesem Januar lassen - betrachtet man nur diese Zahlen - nichts Gutes für Eltern erahnen: 73 Plätze fehlen für 2018/2019, das sind drei Gruppen. Ein Jahr später kommt die Verwaltung auf 40 fehlende Plätze - was auch immerhin zwei Gruppen entspricht. Und 2020 stünde Unterhaching abermals mit zu wenig da: 62 zusätzliche Plätze wären notwendig, um alle dann Dreijährigen zu versorgen. Also wieder drei Gruppen. Doch bleibt der Rathauschef trotz solcher Hiobsbotschaften völlig gelassen. Denn Baumaßnahmen sind bereits in die Wege geleitet, um diesen Mangel zu beheben. Zumal, so stellte Rathausmitarbeiterin Martina Wende in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend klar, man die Zahlen nicht addieren darf.

So soll noch für das anstehende neue Kindergartenjahr der zweigruppige Kindergarten im gerade entstehenden Projekt der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Unterhaching (GWU) auf der Stumpfwiese fertig werden. Am Donnerstag wurde dort Richtfest gefeiert. Zwei Gruppen, also 50 Plätze werden so geschaffen. In der Walter-Paetzmann-Straße werden zusätzlich 16 Kinder in einem Integrationskindergarten unterkommen. Außerdem plant der Kindertagesstättenbetreiber Infanterix GmbH, der in München elf bilinguale Kitas betreibt, in einem Anwesen an der Unterhachinger Hauptstraße eine Einrichtung, in der deutsch und französisch gesprochen wird. Der Gemeinderat hat jetzt den Bedarf einer solchen Kindertagesstätte mit 36 Krippen- und 50 Kindergartenplätzen anerkannt. "Natürlich ist es schwer vorauszusehen, ob dieses Angebot angenommen wird", sagte Bürgermeister Panzer. In die Bedarfsdeckung hat die Verwaltung dennoch die gesamten Anzahl an Plätzen eingerechnet.

Für die Folgejahre gibt es weitere Optionen der Unterbringung. In der Gauss-Allee errichtet die Firma Max und Franz Heiland GmbH einen neuen Hort. Diese Einrichtung ist als Anbau an das dort bestehende Bürogebäude geplant. Im Februar 2019 sollen die Räumlichkeiten fertig sein und es besteht für die Gemeinde die Möglichkeit, dort zwei zusätzliche Kindergartengruppen unterzubringen, bis das geplante "Kinderhaus plus" am Oberweg fertig ist, in dem von September 2020 an vier Gruppen unterkommen sollen. Das Kinderhaus ist zweiteilig geplant. Zunächst sollen Räumlichkeiten für die Kindergartenkinder geschaffen, später soll auf dem Grundstück in einem zweiten Bauabschnitt eine Krippe mit ebenfalls vier Gruppen gebaut werden. Allerdings stellt Hauptamtsleiter Thomas Portenlänger kürzlich in der Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses fest: "Wir beobachten seit ein, zwei Jahren, dass der Bedarf an Krippenplätzen nicht mehr so hoch ist, wie er einmal war." Dies liegt aber offenbar nicht daran, dass Eltern mit Kindern unter drei Jahren seltener nach einem Betreuungsplatz für den Nachwuchs nachfragten. Vielmehr habe sich inzwischen das Angebot auf Tagesmütter und Großtagspflege ausgeweitet, wie Portenlänger erläuterte.

Insgesamt kam die Verwaltung zu dem Ergebnis, dass die Kindergartenplätze in den kommenden drei Jahren ausreichen werden. Berechnet wurde dies anhand der tatsächliche Kinderanzahl laut Einwohnermeldeamt und der statistischen, anteiligen Anzahl von Kindergartenkindern je Wohneinheit bei bereits beschlossenen Baugebieten (0,3). Sollte aber Unterhaching weitere Baugebiete ausweisen, muss neu gerechnet werden.

Um auch künftig nicht am tatsächlichen Bedarf vorbeizuplanen, hat sich der Gemeinderat auf Anträge der Grünen und der CSU hin darauf verständigt, eine neue Prognose für die Kinderbetreuung bis zum Jahr 2030 erstellen zu lassen. 20 000 Euro lässt sich die Gemeinde das Konzept kosten, das allerdings auch eine Betrachtung der Schulen und der Nachmittagsbetreuung für fünf Jahre und die Betrachtung der Seniorenentwicklung im Gemeindegebiet einbeziehen soll.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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