Bebauung am Berglwald:Unterschleißheimer Déjà-vu-Erlebnis

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Die Flächen zwischendem Unterschleißheimer Waldfriedhof und dem Berglwald wecken immer wieder Begehrlichkeiten. (Foto: Florian Peljak)

Vor sechs Jahren verhinderte die Bürgerinitiative "Lebenswertes Unterschleißheim" ein Baugebiet am Berglwald. Jetzt fürchten die Mitglieder, dass ihr Kampf von vorne losgeht.

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Zur Not, da stimmten die 25 Besucher am Mittwochabend im Unterschleißheimer Bürgerhauskeller überein, wird es ein Bürgerbegehren geben. Dann nämlich, wenn die Stadt das tut, was viele vermuten, nämlich die Felder zwischen Ortsrand und Berglwald als Bauland ausweisen. Wie schon vor sechs Jahren, als eine breite Protestfront den Stadtrat zum Umdenken bewog, bereiten sich Bund Naturschutz und die Bürgerinitiative "Lebenswertes Unterschleißheim" auch jetzt wieder auf eine Auseinandersetzung um die Wohnblocks auf der grünen Wiese vor.

Eigentlich wollte die Stadt vor sechs Jahren einen neuen Flächennutzungsplan erstellen, der die bauliche Entwicklung für die nächsten 15 Jahre festschreibt. Ein Entwurf entstand auch, durchlief alle Phasen der öffentlichen Beteiligung - und landete dann in der Schublade. Gebaut wurde natürlich trotzdem in Unterschleißheim, und das nicht zu knapp, all diese Änderungen wurden in den alten Flächennutzungsplan eingearbeitet. Jetzt startet die Stadt zusammen mit dem beauftragten Planungsbüro Dragomir einen neuen Anlauf.

Die Nähe zur S-Bahn macht die Fläche attraktiv

Was die Gegner des Baulands am Ortsrand aufschreckt, ist die Tatsache, dass dazu alle freien Grundstücke der Stadt noch einmal auf ihre Tauglichkeit als Bauland hin bewertet werden, auch diejenigen, die vor sechs Jahren noch freigehalten werden sollten. Denn die Felder zum Berglwald hin hat das Planungsbüro Dragomir schon früher als "Filetgrundstücke" bezeichnet, die wegen ihrer Nähe zu Infrastruktur und S-Bahn ideal für eine Wohnbebauung seien.

Dabei habe gerade Unterschleißheim freie Flächen zur Naherholung und zur Frischluftzufuhr dringend nötig, führte am Mittwochabend Birgit Annecke-Patsch, Vorsitzende beim Schleißheimer Bund Naturschutz, aus. Schon jetzt ist die einwohnerstärkste Kommune im Landkreis München auch eine der am dichtesten besiedelten. In den vergangenen Jahren sei bereits sehr viel gebaut worden, über 1000 Wohneinheiten allein in den vergangenen drei Jahren.

Die für 2025 angepeilte Einwonherzahl ist längst überschritten

Damit sei das moderate Wachstum von 0,5 Prozent im Jahr, das der Stadtrat vor sechs Jahren ebenfalls im Zuge der Flächennutzungsplanaufstellung beschlossen hat, schon hinfällig, betonte auch Brigitte Wagner von der Bürgerinitiative. Damals war die Stadt von 27 400 Einwohnern ausgegangen, die sie im Jahr 2025 haben wollte, tatsächlich liege man derzeit schon bei 29 619 Einwohnern.

Vor allem aber wundert man sich bei Bürgerinitiative und Bund Naturschutz darüber, dass der neue Flächennutzungsplan hinter verschlossenen Türen erstellt werden soll, der eingesetzte Lenkungskreis tagt nicht öffentlich. Die Stadt begründet das mit der vor sechs Jahren schon erfolgten Bürgerbeteiligung. "Das lässt aufhorchen", sagte Wagner. Martin Birzl, der Sprecher der Agendagruppe, führte aus, dass in Unterschleißheim nicht nur viele Wohnungen entstanden sind, sondern demnächst auch sehr viele Büros entstehen werden, die den Druck auf den Wohnungsmarkt dann weiter anheizen.

Im Flächennutzungsplan ist ein Autobahnanschluss versteckt

So ist im Westen der Stadt an der Landshuter Straße der Business-Campus mit tausenden Arbeitsplätzen geplant, gleich daneben soll ein weiterer Büro- und Gewerbepark mit Hotel entstehen, der sich bis kurz vor die Grenze mit Oberschleißheim erstrecken wird. "Ganz versteckt im Flächennutzungsplan ist da auch ein Autobahnanschluss Riedmoos enthalten", sagt Birzl, der neue Begehrlichkeiten wecken würde. "Oberschleißheim", ist er überzeugt, "würde sich freuen, nördlich des Bruckmannrings etwas bauen zu können".

Anstatt nur in die Fläche zu gehen, treten Bund Naturschutz und Bürgerinitiative für einen anderen Weg ein: Innerstädtische Verdichtung und die Umwandlung von Gewerbegebieten in Mischgebiete, die auch Wohnungen zulassen. In dem Zusammenhang plädierte Birzl dafür, in den aktuell geplanten Büroparks auch Wohnungen zuzulassen.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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