Bankrott als Neubeginn:"Disney war pleite"

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Die Britin Anne Koark zog nach dem Studium nach Deutschland. Nach der Pleite ihrer Firma startete sie eine Karriere als Autorin. 2007 veröffentlichte sie "Insolvent und trotzdem erfolgreich", 2010 "Zurück auf Start". (Foto: Alexander Schwarzl)

Anne Koark ist als Unternehmerin gescheitert. In Neubiberg diskutiert sie über positive Aspekte solcher Erfahrungen

Interview von Daniela Bode, Neubiberg

"Erfolgreich scheitern - und warum Fehler wertvoll sind" ist der Titel einer Podiumsdiskussion an diesem Dienstag von 18 Uhr an in der Bundeswehruniversität in Neubiberg. Unter den Diskutanten ist auch Anne Koark, die vor mehreren Jahren auch privat Insolvenz anmelden musste, nachdem ihr Unternehmen "Trust in Business" am Ende war, und die heute oft auf Veranstaltungen zu dem Thema spricht. Im Interview mit der SZ legt sie dar, warum sie sich für einen positiven Umgang mit dem Scheitern einsetzt.

SZ: Sie sind selbst mit Ihrem Unternehmen gescheitert, waren schließlich insolvent. Waren Sie danach nicht einfach nur verzweifelt?

Anne Koark: Ich glaube, die größte Angst eines Menschen ist es, zu scheitern. Wenn man merkt, dass sich das abzeichnet, kommt die blanke Panik. Als sich für mich abzeichnete, dass es so kommen wird, dachte ich, ich würde das nicht schaffen.

Und wie war es dann?

Es war ganz anders. Weil ich sah, wir lernen aus den Erfahrungen. Ich überlegte mir, was ich nicht verliere. Ich habe jetzt drei Kinder, damals noch zwei. Ich dachte mir, keines der Kinder fragt mich je, wie viel Geld ich auf dem Konto habe. Was ein Kind braucht ist Liebe, die kann eine Mutter auch dann geben. Ich habe überlegt, was wichtig ist. Ich bin Engländerin: Der Versager ist dort nicht der, der scheitert, sondern der, der nicht wieder aufsteht.

Sie haben dann zwei Bücher geschrieben, in denen Sie für einen positiven Umgang mit dem Versagen werben.

Ja, ich habe meine persönliche Geschichte aufgeschrieben. Ich rate den Menschen, das Bild, immer perfekt sein zu wollen, abzulegen. Ich bin auch der Ansicht, es hilft nicht zurückzublicken, sondern nur nach vorne und zu versuchen, den gleichen Fehler nicht noch einmal zu machen. Die besten Unternehmer haben Scheitererfahrungen gemacht. Disney war pleite und hat in der Zeit einer Fremdfinanzierung Mickey Mouse erschaffen.

Was sind die guten Aspekte am Versagen?

Manchmal ist Scheitern ein großes Geschenk. Pfizer hat nach einem Herzmittel gesucht, hat es nicht geschafft, dafür aber Viagra gefunden. Ich selbst habe vieles an mir entdeckt, was ich vorher nicht gewusst habe. Ich habe früher beispielsweise nie öffentlich gesprochen. Jetzt tue ich das, weil ich etwas zu sagen habe. Ich stand dieses Jahr sogar bei der gleichen Veranstaltung auf der Bühne wie zuvor der österreichische Bundeskanzler.

In dem ganzen Strudel aus Insolvenz und Verlieren, was war Ihre wichtigste Erkenntnis?

Egal, was im Leben passiert, ich bin immer ich. Das kann mir keiner wegnehmen. Wichtig war für mich auch: Wenn man offen zu allem steht, bekommt man Hilfe von den komischsten Stellen. Ich habe noch nie so viele Jobangebote bekommen wie in der Zeit meiner Insolvenz.

Zu der kostenlosen Veranstaltung in der Bibliothek der Universität der Bundeswehr München muss man sich anmelden unter dekanat.bw@unibw.de. Der Zugang ist nur möglich über die Pforte an der Universitätsstraße 1 unter Vorlage des Personalausweises.

© SZ vom 12.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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