Baierbrunn:Projekt mit vielen Fragezeichen

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Pläne für die Grundschule in verstimmen Bürger

Von Michael Morosow, Baierbrunn

Erweiterung oder Neubau der Grundschule? Am alten Standort, auf der Schulwiese oder nördlich der Turnhalle? Oder besser bei der Kirche? Zum Preis von sechs Millionen Euro, oder dürfen es auch 13,5 Millionen Euro sein? Hinter dem Vorhaben der Gemeinde Baierbrunn, unter anderem zur Unterbringung der Mittagsbetreuung das Raumangebot an der Grundschule zu vergrößern, stehen viele Fragezeichen. Und daran hat sich auch nach dem Bürgerforum im Rathaus nichts geändert. Im Gegenteil: Die Besucher und die Rathausmannschaft traten nach mehr als zwei Stunden in dem Bewusstsein den Nachhauseweg an, dass zu allen Varianten nun eine weitere hinzukommt: ein Neubau auf einem Grundstück am Wirthsfeld.

Landschaftsarchitekt Christian Ufer, der das Ergebnis seiner Standortanalyse vorstellte, hat diesen Platz auf das Podest gehoben, indem er ihn mit der Bestnote 1,5 beurteilte. Ufer klopfte dabei die Standorte nach Kriterien ab, etwa nach Verkehrserschließung, Eingriffen in die Natur oder Verfügbarkeit. Der Kirchenstandort erhielt die Note 2,39, einem Anbau an die bestehende Turnhalle zur Schulwiese hin gab Ufer die Note 2,5, auf den Plätzen folgen eine Erweiterung im Norden des Schulgeländes beim Rodelberg (2,6) und als Schlusslicht (3,0) die Möglichkeit, die Turnhalle abzureißen und an ihrer Stelle ein neues Schulgebäude zu erstellen mit Sportmöglichkeiten auf der Schulwiese.

Schulneubauten am Wirthsfeld oder neben der Kirche kämen die Gemeinde mit je 13,5 Millionen Euro zwar am teuersten, für den Standort Wirthsfeld spricht jedoch, dass die Gemeinde hier 6200 Quadratmeter Grund besitzt und Außensportanlagen bereits vorhanden sind. Ein eigenes Gelände, damit keine Schwierigkeiten beim Grunderwerb und keine Ausgaben dafür - was für Gemeinde und die Planer ein sattes Plus wäre, löst bei den Schulverantwortlichen keine Freude aus: Als sich die Veranstaltung ihrem Ende näherte, kam Moderatorin Judith Praxenthaler vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum auf die Idee, die im Publikum sitzende Rektorin nach ihren Präferenzen zu befragen. Und Konstanze von Unold machte nicht viel Hehl daraus, dass ihr ein Verbleib am alten Standort am liebsten wäre. Zum Wirthsfeld müssten die Kinder mit der S-Bahn fahren. "Es zeichnet Baierbrunn aus, dass alle Kinder zu Fuß kommen können, das ist ein Argument gegen das Wirthsfeld und spricht für den momentanen Standort". Entsprechend seien auch die Rückmeldungen aus der Elternschaft, sagte die Rektorin und erntete für ihre Darstellung Beifall.

Eine Erweiterung der Schule am alten Standort würde Planer und Gemeinde indes vor Probleme anderer Art stellen. "Die Erschließung ist das Damoklesschwert über alle Varianten", sagte Landschaftsarchitekt Ufer. Die Erschließung müsste über die Hermann-Roth-Straße erfolgen, die an einigen Stellen aber nur 2,40 Meter breit ist. Dazu kommt der Umstand, dass die vor Jahrzehnten praktizierte Erschließung der angrenzenden Grundstücke offenbar keinerlei Rechtsgrundlage besitzt. "Es gibt Grundstücke, die faktisch, aber nicht rechtlich erschlossen wurden", erklärte Stefan Holzfurtner, der die Machbarkeitsstudie vorstellte. Aufgeregtes Murmeln erfüllte den Sitzungssaal nach der Feststellung des Rechtsberaters Gerhard Spieß: "Wir würden durchaus eine Chance für eine Enteignung sehen." Nachdem sich mehrere Anlieger der Hermann-Roth-Straße erzürnt zu Wort gemeldet hatten, versuchte die Moderatorin, die Situation zu entschärfen: "Wir sind noch weit weg von einer Enteignung."

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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