Baierbrunn:Parfümhersteller will Wohnungen bauen

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Ferdinand Storp (links, mit seinem Bruder Andreas) wirbt für eine Verlegung des Standortes von Drom Fragrances in Baierbrunn. (Foto: Claus Schunk)

Drom Fragrances würde seine Produktionsanlagen in Baierbrunn gerne verlegen. Am alten Standort sollen dann Häuser entstehen. Die Gemeinderäte reagieren ablehnend.

Von Christina Jackson, Baierbrunn

Seit 1970 entstehen in der Oberdiller Straße in Baierbrunn Tag für Tag bis zu 20 Düfte. Auf den Fluren der Firma Drom Fragrances riecht es nach Flieder, Moschus und Sandelholz. Der Parfüm-Hersteller gehört zu jenen Gewerbetreibenden, die der Gemeinde dringend benötigte Steuereinnahmen bescheren. Nun will die Firma expandieren - wo das passieren soll, ist allerdings noch nicht endgültig geklärt. Denn die Firma würde gerne im Ort umziehen, doch ihre Vorstellungen dafür stießen am Dienstag im Bauausschuss des Gemeinderats auf Skepsis.

Am Standort an der Oberdiller Straße haben die Eigentümer in den Siebzigerjahren ein Grundstück erworben. Dort könnte das 27 000 Quadratmeter große Firmengelände um bis zu 20 000 Quadratmeter für Lager- und Produktionsstätten erweitert werden. Im Zuge der ersten Baumrodungsarbeiten habe man bereits Protestbekundungen erlebt, erzählte Unternehmenschef Ferdinand Storp im Bauausschuss. Ein Grund, warum er einen Alternativstandort präsentierte. Nach seinen Vorstellungen könnte im Süden Baierbrunns, in der Nähe des Aldi-Markts, das Lager mitsamt Produktionsstätten gebaut werden. Im Gegenzug schlägt Storp die Umwandlung des aktuellen Firmenstandorts in ein Wohngebiet mit 83 Wohneinheiten für rund 330 Menschen, davon 150 Kinder vor. Nur so könne der Umzug finanziert werden. Die Mehrheit der Lokalpolitiker allerdings hält von dieser Idee wenig.

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Dabei hatte Storp mit Nachdruck auf die Beeinträchtigung der Anwohner an der Oberdiller Straße durch den Bau des Lagerhauses hingewiesen. "Das Lager ist ein Klotz im Ortsbild und wird als Fremdkörper wahrgenommen werden." Während die Wohnhäuser in der Umgebung nicht höher als neun Meter in die Höhe ragen, sticht das geplante Warengebäude mit 13,50 Metern heraus. Damit nicht genug. Storp verschwieg nicht, dass man auch mit mehr Lieferverkehr rechne. Derzeit kommen jeden Tag etwa zwölf Lkw täglich in die Oberdiller Straße. Künftig rechne man mit rund 30 Lastwagen.

Wiederholt appellierte Storp an die Gemeinderäte: "Wenn wir dort bleiben und expandieren, brauchen wir Ihre volle Unterstützung." Er sprach von einer "historischen Chance" für die Gemeinde, das Ortsbild für die kommenden Jahre mitzubestimmen. Doch die Lokalpolitiker setzen auf eine gemäßigte Entwicklung. Robert Gerb (Grüne) unterstrich, dass die Pläne von Drom Fragrances eine Vorwegnahme des Bevölkerungszuwachses der kommenden zehn Jahre bedeuteten. "Damit kämen Probleme auf uns zu, die wir nicht stemmen können."

"Für unsere Struktur sind diese Dimensionen zu viel."

Alexander Lechner (SPD) konnte sich nicht mit der Umwidmung des Gewerbegebiets an der Oberdiller Straße in ein Wohngebiet anfreunden. Er setzt ebenfalls auf einen maßvollen Zuzug, der die Gemeinde nicht überfordere. "Für unsere Struktur sind diese Dimensionen zu viel." Hans-Peter Hecker (Baierbrunner Interessengemeinschaft, BIG) rechnete vor, dass mit der geplanten Wohnbebauung eine Einwohnersteigerung von zehn Prozent innerhalb weniger Jahre erfolgen werde.

Dabei müsse Baierbrunn schon jetzt an der adäquaten Unterbringung der Schul- und Kindergartenkinder feilen. Bauamtsleiter Andreas Braun gab sich derweil alle Mühe, dem Bauherren und den Anwohnern den aktuellen Standort schmackhaft zu machen: "Ich bin sicher, dass Sie ein repräsentatives Gebäude errichten werden. Etwa eine gläserne Lagerhalle." Storp entgegnete ihm: "Ein Lager ist nie schön."

In zwei Wochen wird sich der Gemeinderat mit dem Thema befassen. Die Mitglieder des Bauausschusses haben ihre Empfehlung ausgesprochen: Sie bevorzugen die Firmenerweiterung auf dem bestehenden Gelände.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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