Aying:Pandemie-Bekämpfung nach boarischem Dreisatz

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Helmut Erdmann zapft an und teilt aus. (Foto: Claus Schunk)

Der Ayinger Brauereidirektor Helmut Erdmann würde am liebsten das Coronavirus selbst verbal aufs Korn nehmen

An anderen Orten ist der Ayinger Brauereidirektor in normalen Zeiten meist für den Starkbieranstich zuständig, im Ayinger Bräustüberl aber hält Helmut Erdmann die Krüglrede selbst.

SZ: Hatten Sie für Ihre Krüglrede schon einiges an Schmähmaterial gesammelt?

Helmut Erdmann: Die heiße Phase beginnt mit dem Sammeln normalerweise im November. Damals konnte ich mich aber schon hundertprozentig auf unseren Ministerpräsidenten verlassen und mir war sofort klar - so entschlossen, wie Selbiger seine Maßnahmen vertrat -, dass ich gar nicht anfangen brauche: Gastronomie und Veranstaltungen wird es definitiv nicht geben.

D as öffentliche Leben ruht weitgehend seit einem Jahr. Aus welchen Quellen schöpft man jetzt Verwertbares für ein Derblecken?

Meine Starkbier-Reden gehen weniger auf Verfehlungen von Personen ein, sondern sind allgemeiner gehalten und beschäftigen sich mit den tagtäglichen Sorgen von uns allen: Klimakrise, Bundes- und Landespolitik, Genderwahnsinn, rückläufiger Bierkonsum und Aufstiegshoffnungen der Münchner Löwen. Und hier bietet das Internet allen voran Twitter, Facebook und Ähnliches eine unerschöpfliche Quelle.

Können sich die üblichen Verdächtigen jetzt entspannt zurücklehnen, weil sie heuer nicht durch den Kakao gezogen werden, oder werden ihre "Verfehlungen" bei Ihrer Krüglrede 2022 in einer Zwei-Jahres-Abrechnung gewürdigt?

Ich bin mir sicher, dass vieles, was in diesem außergewöhnlichen Jahr 2020 passiert ist, sehr gut in eine Rede 2022 hineinpasst und gerade was die Corona-Pandemie und deren Maßnahmen und Akteure betrifft, wird man im Nachhinein bekannterweise ja immer schlauer sein und kann dann auch dementsprechend "g'scheid daherred'n".

Wer hätte heuer das größte Potenzial für ein Derblecktwerden gehabt und weswegen?

Das Coronavirus Sars-CoV-2 selbst.

Verfassen Sie doch bitte ein kurzes Derblecken darauf.

Vor einem Jahr dachte ich bei Corona noch an ein Maisbier aus Mexiko, bei Sars-CoV-2 an einen entfernten Verwandten von R2D2 aus Starwars und einen Lockdown hätte ich bestenfalls im American Football zwischen einem "Fieldgoal" und einem "Touchdown" angesiedelt. Obwohl nach dem ersten Bekanntwerden im Januar 2020 gemäß dem boarischen Dreisatz gehandelt wurde: "Erst dean ma amoi nix, dann miaß ma moi schaung und dann wean ma scho seng!" hat unser Ministerpräsident schon sehr schnell g'seng, dass ma wos dean miassn, ohne lang schaun. Zua g'schaut hod unsere Bundesregierung bei der Impfstoffbesorgung und auch bei der Impfung der Bevölkerung miassen's erst moi schaun und wenn sie hier so weitermachen und die Impfungen so langsam voran kommen, können wir sicher sein, dass bald alle Deutschen alt genug sind, um einen Impftermin zu bekommen.

Die Krise hat aber auch gute Seiten. Scrabblefreunde freuen sich über neue Möglichkeiten mit Höchstpunktgefahr: Inzidenzwert - 18 Punkte, Impfzentren - 21 Punkte, Impfchaos - 22 Punkte und der Impfgipfel sogar 26 Punkte.

Ich persönlich konnte erstmals seit vielen Jahren einen meiner Silvester-Vorsätze durchhalten: Ich habe mir vorgenommen, weniger ins Wirtshaus zu gehen

Und die "Fridays for Future"-Aktionen der schulschwänzenden Bildungsverweigerer sind auch rückläufig. Zu deren Ehrenrettung sei aber auch gesagt, dass ein Schulstreik bei geschlossenen Schulen sich durchaus schwierig gestaltet.

© SZ vom 06.03.2021 / Protokoll: mm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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