Ausstellung :Zauberische Kompositionen

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Der Maler, Zeichner und Bildhauer Fritz Hörauf zeigt in der Galerie im Schlosspavillon Ismaning seine surrealistischen Werke, die den Betrachter in imaginäre, komplexe Welten entführen

Von Udo Watter, Ismaning

Ein Himmel, der mächtige Falten wirft. Ein Tempel der Winde, der hoch über der Landschaft thront und an eine Äolsharfe gemahnt. Außerweltliches Licht, das Säulen umflutet. Wächtertiere, sagenhafte Wesen, zweckfreie Treppen, riesige Pinien - die Werke von Fritz Hörauf führen den Betrachter in Welten, die zugleich magisch und wirklich anmuten. Sie zeigen harmonisch komponierte Landschaften und Architekturen aus vergangenen Zeiten, die es - zumindest in diesem Universum - so nie gegeben hat.

Man kann stundenlang hineinschauen in diese Gemälde, verloren gehen im zarten Zauber eines fantastischen Realismus, und wird immer neue Details entdecken, neue Perspektiven wahrnehmen, neue Atmosphären, einen anderen Rhythmus von Zeit und Raum, erspüren. "Komplexe Kunstwelten" nannte das Gisela Hesse bei ihrer Einführung. Die Leiterin der Galerie im Schlosspavillon Ismaning durfte sich über eine gut besuchte Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung mit Ölbildern, Zeichnungen und Plastiken Fritz Höraufs freuen. Der 1949 in Eggenfelden geborene und in München lebende Niederbayer ist ja auch eine besondere künstlerische Persönlichkeit, die nicht zuletzt durch seine äußere Erscheinung samt gepflegtem weißen Bart eine entsprechende Aura umweht.

"Malen und Zeichnen verstehe ich als eine Art Freisetzung": Manchmal treibt Fritz Hörauf dieser kreative Prozess fast "in den Wahnsinn." (Foto: Stephan Rumpf)

Über seine Kunst sagt der Mann, der neben Malerei auch Kunstgeschichte, Philosophie und Architektur studiert hat: "Malen und Zeichnen verstehe ich als eine Art Freisetzung. Dies ist vergleichbar mit einem Nebel, der sich nur langsam nach und nach auflöst und die hinter ihm liegende Landschaft erkennen lässt. Dem Nebel entspräche das Weiß der Leinwand oder des Papiers." Das Sichtbarmachen einer unsichtbaren Welt sieht er als ständigen Dialog, einen Kampf um die Form. "Ich verstehe meine Werke oft erst im Nachhinein", sagt er schmunzelnd, wobei er damit wohl gar nicht das vollkommene Verstehen meint. "In meinen Werken ist keine Ideologie drin, jeder sieht darin etwas anderes, es soll immer Geheimnis bleiben."

Geprägt ist er unter anderem von der Romantik, dem Jugendstil und der Tradition der visionären Kunst. Als künstlerische Vorbilder kann man Caspar David Friedrich oder Arnold Böcklin sehen, aber auch den Surrealisten Mac Zimmermann, bei dem er studiert hat. Dass er in seiner Arbeit aus dem Unbewussten, dem Reich der Archetypen und Mythen, der Kenntnis alter Kulturen und Legenden schöpft, ist in Ismaning gut zu sehen und auch der fruchtbare Austausch, den Malerei, Architektur und Philosophie bei ihm eingehen. Seine Technik ist altmeisterlich und aufwendig, die Ölgemälde sind manchmal anfangs nur von einem kleinen Modell oder einer Skizze inspiriert.

Landschaften, Menschen und Architekturen gehen einen fantastischen Dreiklang ein: das Bild "Die Schale" (Foto: Veranstalter)

Das Ringen um die Form, die Suche nach der Harmonie der Komposition, dem Rhythmus und Klang der Farben treibt ihn dabei mitunter "in den Wahnsinn", wie er lächelnd verrät. "Das Tal der Hirten" ist so ein großformatiger Blickfänger mit einem fantastischen Kristalldom im Mittelpunkt und unzähligen Details: Da gibt es den Hirtengott Pan, der sich an einem Busch ausruht, Libellenwesen, Engel, Elfen, Katzen, eine blaue Blume. In dem Bild, das in einem langen Prozess entstand und oft übermalt wurde, steckt natürlich auch die Sehnsucht nach Arkadien. Für Hörauf bildet die architektonische Szenerie "eine geschaute Stadt", immer im Werden begriffen. Vor dem Bild, das den linken Flügel des Schlosspavillons beherrscht, ist visuell stimmig eine beeindruckende Bronze präsentiert, die einen Pinienzapfen (Hörauf: "Eine Urform des Werdens") im Zentrum hat, flankiert von den drei Wächtertieren Löwe, Greif und Adler. Landschaften, Menschen, Architekturen gehen oft einen magischen Dreiklang ein. Bei einem Gemälde wie "Die Schale" ist das wörtlich zu nehmen: Nicht nur, dass die Landschaft, in die sich im Hintergrund eine fantastische Stadt anschließt, gleichsam schalenartige Formen hat. Hörauf will auch das Werk durch seine Suche nach farblicher und formaler Harmonie zum Klingen zu bringen (Klangschale) - eine goldenen Schale und Menschen in Kutten verleihen dem Bild zusätzlich einen Hauch von Transzendenz und religiös-vergeistigter Aura.

Und auch wenn Hesse in ihrer Rede betonte, dass die Arbeiten keine Fantasywelten darstellten, können entsprechende Assoziationen schon auftauchen. "Das Schiff" etwa weckt Erinnerungen an die Abfahrt der Elben in J. R. R. Tolkiens "Herr der Ringe", die zum Reich der Unsterblichen segeln. Apropos: Fritz Hörauf wäre sicher auch keine schlechte Besetzung als Zauberer Gandalf gewesen.

Die Ausstellung mit Werken von Hörauf in der Galerie im Schlosspavillon dauert bis 11. November. Geöffnet dienstags bis sonntags 14.30 bis 17 Uhr.

© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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