Ausstellung in Garching:Der Türöffner

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Herbert Becke bot mit seinem Kulturdonnerstag in Garching vielen späteren Größen der Kabarettszene eine Bühne. 40 Jahre begleitete er fotografisch die Auftritte. Seine Künstlerporträts sind jetzt am U-Bahnhof zu sehen

Von Udo Watter, Garching

Der junge Mann fläzte sich selbstbewusst auf einem Stuhl neben dem Schreibtisch, als Herbert Becke eintrat. Seine Sekretärin hatte den Leiter der VHS im Landkreis-Norden schon vorgewarnt: "Da sitzt so ein ausländischer Mensch in Ihrem Büro." Dessen Timbre klang dann freilich recht einheimisch: "Bist du da Becke?I bin da Ugur." Und: "Wann kann i bei dir auftreten?" Becke war zwar verblüfft ob der Chuzpe des jungen, unbekannten Mannes, ließ sich aber überzeugen, diesem eine Chance zu geben. So kam Ugur alias Django Asül vor 20 Jahren zu seinem Auftritt beim "Kulturdonnerstag" im Garchinger Bürgerhaus - vor 750 Besuchern, darunter ein SZ-Kritiker, der einen großen Artikel schrieb. "Das war für ihn ein Türöffner", erinnert sich Becke, der heute noch mit Django Asül freundschaftlich verbunden ist.

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(Foto: Herbert Becke)

Vier, die zu Beginn ihrer Karriere schon beim Kulturdonnerstag zu Gast waren: Konstantin Wecker,...

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(Foto: Herbert Becke)

...Helmut Schleich,...

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(Foto: Herbert Becke)

...Hanns Dieter Hüsch...

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(Foto: Herbert Becke)

...und Eckart von Hirschhausen.

Überhaupt dürfte die Bedeutung Garchings als Schauplatz kabarettistischer Initiationserfahrungen und generell für die jüngere Geschichte der bayerischen Brettlkunst gar nicht so gering sein. Herbert Becke, der Mann, der als langjähriger VHS-Leiter und Erfinder der erfolgreichen Reihe "Kulturdonnerstag" dafür verantwortlich zeichnete, hat die Veranstaltungen mit seiner Kamera über vier Jahrzehnte fotografisch begleitet. Unter dem Motto "40 Jahre Kabarett in Garching" sind von Freitag, 3. März, an etliche dieser porträtartigen Bühnenfotos im U-Bahnhof Garching zu sehen: Am Aufgang zum Helmut- Karl-Platz und in den Querschlägen sind Vitrinen mit den Exponaten bestückt. Becke, selbst ein renommierter Fotokünstler, hat quasi ein "Who is who" der Kabarettszene festgehalten. Dabei sind manche Bilder vielleicht nicht Arbeiten von höchster ästhetischer Qualität, aber als Zeitdokumente sehenswert - wie etwa die Aufnahme des jungen Konstantin Wecker vor seinem Auftritt 1978 im Werner Heisenberg Gymnasium. Im selben Jahr präsentierte auch Fredl Fesl, der zu der Zeit in Garching-Hochbrück lebte und seine erste Platte produzierte - im Neuwirt-Saal seine Lieder.

Während Becke in den Anfangsjahren seine Veranstaltungen noch an wechselnden Orten organisierte, fand seine Kleinkunstreihe nach der Eröffnung des Garchinger Bürgerhauses im Jahr 1979 eine feste Bleibe. Der "Kulturdonnerstag" avancierte zur Institution und war von der Saison 1982/83 bis 2008 satte 25 Jahre lang immer ausverkauft. Becke, der von 1976 bis 2009 Leiter der VHS im Norden des Landkreises war, blickt mit Stolz auf diese Zeit zurück. "Innerhalb der VHS-Arbeit war das am schönsten. Ich hatte viele wunderbare, ergreifende Erlebnisse mit netten Künstlern." Georg Schramm hatte hier seinen ersten Auftritt in Süddeutschland, auch der junge Claus von Wagner, der zuvor schon als Journalist über die Reihe berichtet hatte, verdiente sich im Rahmen des "Kulturdonnerstags" erste kabarettistische Sporen. Gerne erinnert sich Becke auch an Eckart von Hirschhausen, der 2001 als noch weitgehend unbekannter, zaubernder Kabarettist in der Universitätsstadt gastierte und dafür die "Garchinger Kleinkunstmaske" gewann. Mit diesem Publikumspreis ausgezeichnet wurden im Laufe der Jahre auch andere Größen wie Dieter Hildebrandt, Urban Priol oder Sissi Perlinger und nicht zuletzt Christian Ude, der "einzige Kabarettist, der eine Großstadt regierte". In der Ausstellung sind nun noch weitere bekannte Kabarettisten wie Luise Kinseher, Hanns Dieter Hüsch, Josef Hader, Jörg Hube oder Helmut Schleich zu sehen, die in Garching gastierten. Herbert Becke freut sich, zu seinem "40-Jährigen" die Bilder gleichsam als fotografische Zeitreise am U-Bahnaufgang zum Helmut Karl-Platz präsentieren zu dürfen. Falls demnächst mal wieder Django Asül bei ihm in Garching vorbei schauen sollte, wird er ihm die Ausstellung natürlich zeigen.

Die Fotoausstellung "Künstlerporträts - 40 Jahre Kabarett in Garching" mit Werken von Herbert Becke ist vom 3. März bis 30. Mai im U-Bahnhof Garching zu sehen.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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