Pläne fürs Aschheimer Rathaus:Zwischen Nostalgie und Zukunft

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Die Debatten laufen: Am kommenden Donnerstag soll sich im Aschheimer Gemeinderat entscheiden, ob das Rathaus saniert oder abgerissen wird. (Foto: Claus Schunk)

Ein erstes Stimmungsbild deutet an, dass sich viele Aschheimer einen Neubau des Rathauses gut vorstellen können

Von Irmengard Gnau, Aschheim

"Eine moderne Gemeinde wie wir braucht auch ein gescheites Rathaus - und ned so a oide Hüttn!" Für diese markigen Aussage erntete ein Aschheimer am Donnerstag viel Applaus im großen Saal des kulturellen Gebäudes. Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) und die Mitglieder des Gemeinderats hatten entschieden, die Meinungen der Bürger anzuhören, bevor die Kommunalpolitiker am kommenden Donnerstag (24. Januar, 19.30 Uhr) eine richtungsweisende Entscheidung treffen müssen, wie sie mit ihrem Rathaus weiter verfahren wollen: Soll das mehr als 100 Jahre alte Gebäude, einst als Schulhaus errichtet und später zum Verwaltungssitz erhoben, erhalten und aufwendig saniert werden oder soll es an gleicher Stelle einen Neubau geben?

Das erste Stimmungsbild am Donnerstag ergab nun, dass es im Ort durchaus einige Sympathien für die Variante eines Neubaus gibt. Auch wenn freilich nicht alle der etwa 60 Zuhörer einer Meinung waren: Altbürgermeister Helmut Englmann (CSU), der selbst 30 Jahre lang im Rathaus sein Büro hatte und dort vor dessen Nutzung als Verwaltungssitz sogar noch die Schulbank gedrückt hat, betonte den ortsbildprägenden Charakter des Gebäudes.

Er schlug vor, den Altbau an der Ismaninger Straße 8 zu erhalten und zu sanieren und zusätzlich auf dem Nachbargrundstück Ismaninger Straße 6 ein weiteres Nebengebäude zu errichten, um zusätzliche Büros für die Verwaltung zu schaffen. Auf diese Weise ließen sich "Vergangenheit und Zukunft verbinden". Unterstützung erhielt Englmann von Richard Rotter, einst Lehrer an der Schule. Er wies darauf hin, dass viele alte Gebäude bereits aus dem Aschheimer Ortsbild verschwunden seien; die noch vorhandenen seien daher erhaltenswert.

Ist Nostalgie anngebracht?

Andere Bürger setzten dem weniger Nostalgie entgegen. Das Rathaus sei in den vergangenen 100 Jahren so häufig baulich verändert worden, dass die heutige Fassade mit der historischen nichts mehr zu tun habe, argumentierte Joachim Helbig. Auch sei "ortsbildprägend" allein noch kein Kriterium - "Man kann auch ein neues ortsbildprägendes Gebäude bauen." Aschheims Ortshistoriker Peter Stilling ergänzte die Möglichkeit, einen modernen Neubau optisch am Erscheinungsbild des alten Rathauses zu orientieren. Stilling forderte eine Wirtschaftlichkeitsprüfung der verschiedenen Varianten. Ein Umbau bei solch alter Bausubstanz sei rasch "ein Fass ohne Boden", warnte der langjährige Bauleiter.

Dem stimmten auch die anwesenden Fachplaner zu. Obgleich Bürgermeister Glashauser keine Zahlen nennen wollte, erklärte Architekt Christian Schwarz, der das Rathaus nach brandschutzrechtlichen Gesichtspunkten untersucht hat, bei so umfangreichen Sanierungen wie in diesem Fall nötig ähnelten die Kosten erfahrungsgemäß rasch jenen eines Neubaus. Schneller ginge eine Sanierung wohl auch nicht, ließen die Planer durchblicken.

Die Entscheidung drängt. Die aktuelle Situation ist für die Verwaltung nicht angenehm, das unterstrich Geschäftsleiter Christian Schürer für die zahlreich anwesenden Mitarbeiter. In den Dachgeschoss-Büros des Rathauses etwa erreichten die Temperaturen im Sommer leicht einmal 35 Grad Celsius.

© SZ vom 19.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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