Aschheim:Willkommen in Aschheim

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Die ersten 56 Flüchtlinge sind in die Container eingezogen, 30 weitere folgen

Von Cathrin Schmiegel, Aschheim

Die Bettbezüge sind neu. Einfoliert liegen sie auf den zwei Einzelbetten in dem kleinen Zimmer. In der Ecke steht ein Kühlschrank, leer. Graue Spinde sind an der Wand aufgebaut worden, gegenüber gibt es ein Tischchen. Darauf liegen saubere Pfannen und Töpfe, dann Becher, Besteck, Teller - alles in doppelter Ausführung: Je zwei Asylbewerber finden in den jeweils 14 Quadratmeter großen Zimmern ein vorübergehendes Zuhause. 56 Männer sind bereits am Mittwoch in die Asylbewerberunterkunft eingezogen, die neu im Dornacher Gewerbegebiet aufgestellt wurde. Ein provisorischer Containerbau, der für insgesamt 86 Menschen Platz bietet. Peu à peu werden die übrigen 30 einziehen, vermutlich werden auch sie Männer sein.

Rund 3700 Asylbewerber würden dem Landkreis München bis Jahresende nach gegenwärtigem Stand wohl insgesamt zugewiesen, sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) am Dienstag, als Interessierten eine der drei Containeranlagen zur Besichtigung offen stand. Bei der Gelegenheit richtete er seinen Dank an die Helfer und an die Gemeinde. Die hatte die neue Unterkunft sehr schnell bewilligt. Der einstimmige Gemeinderatsbeschluss über den Ort der Unterkunft liegt knapp drei Monate zurück. Da wurde von allen Seiten der Wunsch nach größtmöglicher Integration der Flüchtlinge geäußert. In Aschheim engagieren sich an die 30 Ehrenamtliche im Asyl-Helferkreis-Aschheim, kurz "AHA!", um sie zu gewährleisten.

Interessierte besichtigten die Container vor der Ankunft der Asylbewerber in Aschheim. (Foto: Claus Schunk)

Mit den Unterstützungsleistungen steht Aschheim nicht alleine da, rund um die Uhr werden jeweils zwei Objektbetreuer in der Unterkunft sein: ein Euphemismus für den Sicherheitsdienst. Auch stellt das Landratsamt Sozialbetreuer, erste Zuständige ist die junge Sozialpädagogin Marietta Müller. Im vorderen Container steht ihr ein kleines Büro zur Verfügung, das sie mit dem Helferkreis teilen will und in dem sie den Asylbewerbern anfangs öfter, "dann zwei-, dreimal die Woche" für ein paar Stunden mit Beratung oder allgemeiner Hilfestellung zur Seite steht. Das heißt: Sie organisiert die Anmeldeprozedur, Arztbesuche, Deutschkurse oder therapeutische Hilfe. Was die Menschen brauchen, will sie in Einzelgesprächen erfahren. Die meisten der Asylbewerber, sagt sie, kämen aus Afrika: dem Senegal oder Eritrea.

Die ersten 56 Bewohner waren zunächst in einer Turnhalle in Ottobrunn untergebracht, bevor sie die neue Unterkunft bezogen. "Manche von ihnen sind erst seit einer Woche in Deutschland, andere ein halbes Jahr", sagt Sozialpädagogin Müller. Die schlichten Container bieten ihnen neben den 43 Zimmern auch je eine Küche mit den nötigsten Utensilien, Wasch- und Toilettenräume und auch ein Gemeinschaftszimmer, in dem einmal Deutschkurse stattfinden könnten. Außerdem gibt es auf der 3200 Quadratmeter großen Grundstücksfläche auch eine Grünfläche für Freizeitaktivitäten.

Viele Aschheimer interessieren sich für die Unterkünfte. (Foto: Claus Schunk)

Die großzügigere Gestaltung mit Gemeinschaftsflächen ist Grund dafür, dass 14 Asylbewerber weniger in die Container einziehen können als ursprünglich geplant. Ein Problem ist das nicht: Die Gemeinde Aschheim liegt mit der Aufnahme von Flüchtlingen ohnehin bereits über ihrem Soll von 91 Asylbewerbern. 32 Menschen hat die Gemeinde nach dem Prinzip der Einzelintegration untergebracht. Die Containerlösung soll im Idealfall nur eine Übergangslösung sein. So wünschen es sich Aschheims Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU), der Gemeinderat und die Mitglieder des Asyl-Helferkreises Aschheim.

"Wir werden uns auch weiter nach dezentralen Lösungen in der Gemeinde umschauen", sagt die SPD-Gemeinderätin Carola Lampersberger. Dass aber für alle der 86 Asylbewerber eine Einzelunterkunft gefunden werde, sei unrealistisch, sagt sie. Um die Neuankömmlinge bestmöglich zu integrieren, will der Helferkreis den Menschen eine ergänzende Betreuung zu der von Müller bieten. Derzeit suchen sie etwa nach Spenden: an Sportequipment und Männerkleidung fehlt es den Flüchtlingen. Die Container-Unterkunft ist für eineinhalb Jahre genehmigt. Schon jetzt hat die Gemeinde Aschheim dem Landratsamt die Option zur Verlängerung mündlich zugesichert.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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