Aschheim:Pragmatismus pur

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Thomas Glashauser hat im Aschheimer Rathaus und im Gemeinderat einen neuen Stil etabliert und sich auch außerhalb seiner CSU Respekt erarbeitet. Der Gemeinde seinen Stempel aufdrücken will er ausdrücklich nicht

Von Cathrin Schmiegel, Aschheim

Thomas Glashauser sitzt entspannt in einem Bürostuhl im Aschheimer Rathaus. Über seinem Hemd trägt er ein Sakko. Sportlich sieht das Stück aus. So kleidet er sich meistens, das Outfit passt gut zu dem Führungsstil, den der CSU-Politiker sich als Erster Bürgermeister Aschheims angeeignet hat. Der 40-Jährige will der Gemeinde einen modernen Anstrich verleihen, "die Tradition aber bewahren", wie er sagt. Bis heute scheint ihm dieser Balanceakt gut zu gelingen.

Glashauser hat im ersten Jahr ein paar Korrekturen in Aschheim vorgenommen. Die Einwohner dürften sich noch an die Sportlerehrung im März erinnern. Statt wie gewöhnlich nur ein paar Urkunden und Medaillen auszuteilen, gab es in diesem Jahr Showeinlagen, die Vereine präsentierten sich den Bürgern bei Mitmachständen. Thomas Meiler - eigentlich in den Sportstudios des Bayerischen Rundfunks Zuhause - moderierte. "Mehr Leben" wollte Glashauser der schnöden Veranstaltung damit einhauchen. Er gab ihr so viel frischen Wind wie ihn ein solcher Termin eben haben kann. Damit und mit Zuschüssen will er die Vereinskultur fördern.

Noch ein paar andere Dinge hat der Bürgermeister auf den Weg gebracht, die die Gemeinde vorsichtig modernisieren dürften: Das Rathaus wird sehr bald eine neue Internetseite haben, eine App soll die Handhabung auf Smartphones und Tablets erleichtern. Und ein Gemeinde-Logo soll in einem Wettbewerb ausgearbeitet werden: damit die Verwendung des Wappens auf offiziellen Dokumenten nicht mehr so überstrapaziert wird - so die Begründung Glashausers in einer Sitzung des Hauptausschusses.

Bei seiner Arbeit behält er dennoch stets im Auge, was unter seinem Vorgänger Helmut Englmann begonnen wurde. "Ich will nicht alles neu erfinden", sagt Glashauser. Unter seinem Parteifreund Englmann war er von 2008 an Zweiter Bürgermeister, seit er 21 Jahre alt ist, sitzt er für die CSU im Gemeinderat. Die von seinem Vorgänger begonnenen Projekte führt er fort. "Ich greife lediglich regulierend ein", sagt er. Das brachte neue Dynamik in seit Jahren gärende Prozesse: Nach langer Diskussion mit ansässigen Vereinen trieb er etwa den Umbau des Dornacher Bürgerhauses voran. Kürzlich wurde die Gestaltung der neuen Küche und des Gastsaales beschlossen, wenn auch nicht ohne rege Diskussion seitens der Dornacher Gemeinderäte und sechs Gegenstimmen. Ohne eine Einigung aber wäre eine weitere Planung nicht möglich gewesen.

Auch die Pflege der Geschichte Aschheims, die seinem Vorgänger Englmann so wichtig war, vernachlässigt Glashauser nicht. In seiner Amtszeit wurde das Aschheimer Museum neu eröffnet. Die Leiterin Anja Pütz zeigte sich begeistert von Glashausers breiter Unterstützung für das Projekt. Eigene Wünsche brachte er mit ein: Multimedia-Elemente in der Ausstellung beispielsweise.

Interesse daran, selbst zu viel zu verändern, hat Glashauser nicht. "Es ist mir nicht wichtig, der Gemeinde meinen eigenen Stempel aufzudrücken", sagt er. Wichtig ist ihm dagegen eine effiziente Zusammenarbeit. In diesem Feld hat er dem Rathaus eine Neuerung eingebracht: Projekte werden nicht mehr alle gleichzeitig bearbeitet: "Unter Glashauser gibt es ein Nacheinander, kein Nebeneinander mehr", sagt Christian Schürer, Geschäftsleiter im Rathaus. Gemeinsam mit dem Gemeinderat hat der neue Bürgermeister zu Beginn seiner Amtszeit die Baumaßnahmen priorisiert. Auch haben die Verwaltungsangestellten selbst wesentlich mehr Verantwortung als früher. Statt alles selbst zu übernehmen, delegiert Glashauser Arbeiten. Mit Faulheit habe das nichts zu tun, betont er und lacht. "Ich gebe meinen Mitarbeitern mehr Freiheiten, vertraue ihnen und lasse sie eigenständig arbeiten."

Um dieses Führungsmodell effizient zu gestalten, sprach Glashauser mit Mitarbeitern und Gemeinderäten über seine Zielvorstellungen. Das wissen diese zu schätzen. Carola Lampersberger, Fraktionsvorsitzende der SPD, lobt "die konstruktive Zusammenarbeit". Die Fraktionen werden vor brisanten Entscheidungen umfassender informiert. "Es findet eine andere Art der Kommunikation statt", sagt Lampersberger, "auch Änderungsvorschläge können wir einbringen". Die werden nun vermehrt vorab in den Fraktionen diskutiert.

Glashauser sucht so häufig den Konsens, den er nicht suchen müsste: Die CSU hält im Gemeinderat mit elf von 21 Sitzen die absolute Mehrheit. "Ich will das nicht ausnutzen", sagt er. Die Diskussionen in kleiner Runde, haben auch einen anderen positiven Effekt: Die Gemeinderats- und Ausschusssitzungen sind jetzt viel kürzer. Glashauser arbeitet die Tagesordnungspunkte entschieden ab, lässt die Verwaltung Beschlussvorlagen vorformulieren. Was auf den ersten Blick intransparent erscheint, verleiht der kommunalpolitischen Arbeit neuen Pragmatismus. Robert Ertl von den Freien Wählern äußert sich in seinem Lob fast deckungsgleich zu Lampersberger, gibt nur zu bedenken: "Glashauser wird erst noch daran zu messen sein, wie er sich bei neuen Themen verhält."

Vor Kritik in Einzelfragen freilich ist auch Glashauser nicht gefeit: Zum neuen Gewerbegebiet auf dem Gelände des Kieswerkes gab es seitens der Freien Wähler und der SPD deutlichen Widerspruch und Gegenstimmen. Dringendster Einwand: die Unsicherheit über die künftige Erschließungsmöglichkeiten. Glashauser bringen solche Diskussionen nicht aus der Ruhe. Im Gegenteil. Er setzt auf die bewährte Taktik, arbeitet Anfallendes Schritt für Schritt ab und sucht Lösungsmöglichkeiten. In der Nähe des Kieswerkes wird so beispielsweise der Vorteil einer Ampelschaltung getestet.

Seine persönliche Bilanz zieht Glashauser mit den Worten: "Ich bin zufrieden." Geändert habe sich in dem einen Jahr sehr viel: Terminlich fremdgesteuerter sei er jetzt. Gefallen habe er trotzdem an dem Job gefunden. "Er ist abwechslungsreich wie kein zweiter."

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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