Aschheim:Hass und Hetze nach Sexualdelikt

Polizei erhält auf Zeugenaufruf Hunderte Kommentare

Im Fall der 15 Jahre alten Schülerin, die am Heimstettener See vergewaltigt wurde, hat die Münchner Polizei die Kommentarfunktion unter dem Zeugenaufruf auf ihrer Facebook-Seite abgeschaltet. Am Wochenende seien dort in nicht einmal 24 Stunden derart viele polemische, populistische und fremdenfeindliche Bemerkungen hinterlassen worden, dass die Polizei mit der Moderation nicht hinterherkam und daher entschied, die Kommentarspalte zu schließen - "erstmalig", wie Damian Kania betonte, der stellvertretende Kommunikationschef des Präsidiums, "und eigentlich sinnwidrig". Auslöser für die Kommentare ist, dass der gesuchte Täter gebrochen Deutsch spricht.

Die Münchner Polizei bekenne sich zur Meinungsfreiheit, versicherte Kania, aber vieles sei nicht mehr tolerierbar gewesen. Er sprach von "Randgruppen, die ihre Ideologie verbreiten wollen". Von 525 eingegangenen Kommentaren seien vor der Schließung zunächst 405 verborgen worden, "weil wir sie nicht einfach so stehen lassen wollten", erklärte Kania. Die Äußerungen seien nicht strafbar gewesen, fielen aber in die Rubrik der Hassreden. In einigen sei dem Opfer zudem vorgeworfen worden, die Tat provoziert zu haben. Auch das werde die Polizei nicht dulden, sagte Kania.

Ein Mann, der am Samstag als Tatverdächtiger festgenommen worden war, ist inzwischen wieder frei. Er kommt laut Polizei doch nicht als Täter in Frage.

© SZ vom 03.08.2021 / moe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: