Aschheim:Endlich im Dialog

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Der Präsident der Regierung von Oberbayern Christoph Hillenbrand (Mitte) gibt in Dornach Auskunft über die Zukunft der dortigen Flüchtlingsunterkunft. (Foto: Florian Peljak)

Regierungspräsident Christoph Hillenbrand verspricht der Gemeinde Aschheim bei einem Besuch der Dornacher Flüchtlingsunterkunft Gespräche über deren Größe - Rathauschef Glashauser lobt den Vorstoß

Von Sabine Wejsada, Aschheim

Besser hätte man es nicht arrangieren können: Bei einem Ortstermin in der Notunterkunft Dornach mit Regierungspräsident Christoph Hillenbrand und seinem Team am Donnerstagnachmittag waren die beiden Bürogebäude fast leer - die 117 Schutzsuchenden, die die Nacht in den Häusern verbracht hatten, waren am Morgen mit Bussen auf Erstaufnahmeeinrichtungen in Deutschland verteilt worden. Damit zeige sich, dass Dornach eben keine Dauerunterkunft sei, sagte Hillenbrand. Sondern ein Standort, an dem die Regierung den ankommenden Menschen "humanitäre Notschlafplätze" anbieten könne. Derzeit werde München wegen des noch bis zum Sonntag laufenden Oktoberfestes "geschont", will heißen, die Flüchtlinge kommen nicht in der Landeshauptstadt an, sondern in Niederbayern und Freilassing.

Dass sich das mit der Sperrstunde auf der Wiesn wieder ändern kann und wird, davon gehen Hillenbrand und Landrat Christoph Göbel (CSU) aus. Der Regierungspräsident und der Kreischef hatten vor ihrem gemeinsamen Termin "intensive Gespräche" mit dem Aschheimer Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) geführt. In seiner Kommune hatte es in dieser Woche heftige Diskussionen um die Notunterkunft in Dornach gegeben, die in einer vom Gemeinderat beschlossenen Resolution mündete: Aschheim will verhindern, dass die beiden Bürogebäude mit ihren maximal 2500 Schlafplätzen zu einer Dauereinrichtung werden - und dass höchstens 450 Menschen dort für eine Nacht Schutz finden können, nicht mehr. Zuvor hatten bereits der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) im Kreistag von "unhaltbaren Zuständen" in Dornach gesprochen. Was Hillenbrand und Rüdiger Russ vom Landesvorstand der Johanniter, von denen die Unterkunft gemanagt wird, am Donnerstag übereinstimmend zurückwiesen. Die Regierung sei dabei, die Häuser zu ertüchtigen, zum Beispiel, indem in den nächsten Tagen in den Speisesälen der verschmutzte Büro-Teppichboden durch leicht zu reinigendes Linoleum oder PVC ersetzt wird.

An der Notwendigkeit der Dornacher Unterkunft, die seit Anfang September in Betrieb ist, ließ Hillenbrand keinen Zweifel. Man werde die Notschlafplätze für Menschen, die nicht mit Zügen oder Bussen an andere Ziele gebracht werden könnten, wohl über den Winter hinaus brauchen. Denn gerade in der kalten Jahreszeit seien solche Bauten weitaus geeigneter als zugige Bahnhöfe oder Zelte. "Umso dankbarer sind wir der Gemeinde Aschheim, dem Landratsamt München und allen Beteiligten vor Ort für diese Notunterkünfte", sagte Hillenbrand. Gleiches gelte für die Johanniter, die das humanitäre Management im Auftrag der Regierung von Oberbayern leiten und mit Unterstützung eines Sachdienstes sowie einem großen Helferkreis bisher hervorragende Arbeit leisteten. Zwischen 300 und 700 Flüchtlinge, an einzelnen Tagen auch bis zu 1700 Menschen, seien versorgt worden. Am Donnerstag waren nur acht unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Haus.

Die Notkapazitäten werden auf die Aufnahmequote des Landkreises München angerechnet, wie Hillenbrand sagte. Dieser habe in den vergangenen Wochen in Hunderten von Fällen geholfen, schnell und unbürokratisch. "Nur gemeinsam können wir diese enorme gesamtgesellschaftliche Herausforderung meistern", versicherte Hillenbrand, kündigte allerdings an, dass man über Zahlen in Dornach reden könne.

Der Aschheimer Bürgermeister Glashauser mag das erfreut zur Kenntnis genommen haben. "Jetzt findet ein Dialog statt", sagte er; in der Anfangszeit, als es in Dornach schnell habe gehen müssen, sei dies nicht der Fall gewesen. Doch jetzt sehe auch er einen "guten Weg für den Winter". Zur Frage, wie und mit welcher Kapazität der Betrieb jedenfalls über den Winter fortgesetzt werden kann, laufen Gespräche mit dem Landratsamt und der Gemeinde. Auch Landrat Göbel versicherte, man habe "den deutlichen Aufruf zum Dialog aus Aschheim" verstanden.

Gestärkt wurden inzwischen die Bestellung von Lebensmitteln und Dingen des täglichen Gebrauchs; die Johanniter sind laut Regierung bis zum 15. Oktober als humanitärer Betreiber der Notschlafplätze bestellt; dazu gehört, dass sie Kräfte stellen, um den Betrieb zu organisieren, die freiwilligen Helfer zu koordinieren und anzufordern und Gesundheitsthemen abzudecken. Unterstützt werden sie von fünf Soldaten der Bundeswehr in der Logistik; an diesem Freitag kommen zwei Soldaten im Sanitätsdienst hinzu.

© SZ vom 02.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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