Aschheim:Ein Provisorium mit allen Schikanen

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Den modernen Klassenzimmern sieht man nicht an, dass der Bau aus Modulen errichtet ist. (Foto: privat)

Aschheimer Realschüler ziehen nach den Ferien in einen 7,6 Millionen Euro teuren Container-Erweiterungsbau

Von Christina Hertel, Aschheim

Wenn es heißt, dass eine Schule in Container zieht, malen sich Eltern wohl häufig Schreckensbilder aus: weiße Würfel aus Kunststoff und Aluminium, in denen normalerweise Bauarbeiter Mittag machen. In Aschheim ist so ein Provisorium mit Holz verkleidet, hat Smartboards und kostet um die 7,6 Millionen Euro. Nach den Faschingsferien werden hier mindestens die nächsten fünf Jahre Realschüler aus Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim unterrichtet. Weil das den Zeitraum einer ganzen Schullaufbahn darstelle, sei es für Landkreis und Gemeinden besonders wichtig gewesen, dass sich die Kinder wohlfühlen, sagt Michèle Schlautmann, die den Zweckverband staatliche weiterführende Schulen im Osten des Landkreises München leitet.

Die Anlage liegt auf einem ehemaligen Squashplatz am Sportpark in Aschheim. Zu Fuß ist sie etwa sieben Minuten von der bestehenden Realschule entfernt und soll diese erweitern. Denn dort ist es die vergangenen Jahre eng geworden. Ausgelegt war die Schule ursprünglich für 18 Klassen, 25 sind es derzeit laut Schulleiterin Gabriele Frohberg-Hintzen. Gerade habe das zur Folge, dass die Klassen hin- und herwandern und keine eigenen Zimmer mehr haben. Wenn etwas verwüstet oder verschwunden war, seien die Täter nur schwer zu finden gewesen, sagt Schulleiterin Frohberg-Hintzen. Eigene Plakate oder Poster konnten die Schüler nicht aufhängen - weil sie kein eigenes Klassenzimmer hatten. Das solle sich nun ändern. In dem Erweiterungsbau gibt es acht Klassenzimmer, Musik-, IT- und Gruppenräume - Platz für etwa 200 Schüler. Auch ein Lehrerzimmer mit Teeküche befindet sich in dem Erweiterungsbau. Hauptsächlich sollen das Gebäude laut der Schulleiterin die siebten Klassen nutzen. Nach den Faschingsferien beginnt für sie dort der Unterricht. Einen Pausenhof bekommen sie nach den Osterferien: Dann werden dort Bäume gepflanzt, Sitzmöbel und Tischtennisplatten aufgestellt.

Mit der Planung für das Provisorium begann der Zweckverband vor etwa einem Jahr, der Bau startete vor vier Monaten. Etwa bis 2025 soll die Schule die Anlage nutzen - mindestens aber so lange, bis das Erweiterungsgebäude hinter der Realschule fertig ist, das aus Beton errichtet und bestehen bleiben soll. Es könnte mit dem Altbau der Realschule über Gänge verbunden werden. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht, sagt Schlautmann. Gerade laufe die Ausschreibung, bis Juli solle der Architekt gefunden sein. Geplant ist, dass die Realschule eines Tages 900 Schüler hat, 670 sind es laut Schlautmann derzeit. Was dann mit dem 7,6 Millionen Euro teuren provisorischen Erweiterungsbau geschieht, stehe noch nicht fest. Denkbar sei aber, dass er entweder an bestehender Stelle weitergenutzt oder woanders neu aufgebaut wird. Er sei flexibel einsetzbar und könne leicht zerlegt werden. Finanziert hat das Provisorium der Landkreis. Auch Möbel und die digitale Ausstattung seien in dem Preis enthalten. Das alles werde später in jedem Fall weiter genutzt.

Rund um die Aschheimer Realschule entsteht in den nächsten Jahren ein Schulcampus. Dann wird es dort nicht nur eine größere Realschule, sondern auch ein Gymnasium mit Platz für tausend Schüler geben. Der Fächerschwerpunkt soll auf Natur- und Sozialwissenschaften liegen. Feststeht außerdem, dass eine Dreifachturnhalle, ein Schulschwimmbad und ein Büro für den Zweckverband gebaut werden.

© SZ vom 26.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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